Wir stehen heute wieder auf einem Campingplatz nahe der Grenze zu Griechenland, auf dem wir 3 Tage zuvor schon einmal, sogar für 2 Übernachtungen, gestanden haben. Der Platz zeichnet sich nicht durch Comfort wie z.B. schöne saubere Duschen oder hervorragendes Internet aus, sondern durch die Gastfreundlichkeit des Besitzers. Schon gleich bei der Ankunft wird man freundlich gefragt, ob man Kaffee, Bier, Wein oder Raki (selbst gebrannt) haben möchte. Kaffee und Wein waren uns zu langweilig…
Aber ich sollte mit Shkodre beginnen, der ersten größeren Stadt im Norden Albaniens. Für uns völlig überraschend fanden wir auf Anhieb einen 5***** Campingplatz (naja, beinahe), wurden überaus freundlich empfangen und suchten uns einen guten Platz zum Stehen für 2 Nächte aus. Internet funktionierte ganz ordentlich, 1 von 4 Duschen auch und dass wir uns unser Toilettenpapier für einen Besuch auf dem Örtchen mitbringen mussten, daran gewöhnten wir uns auch schnell.
In direkter Nachbarschaft lagen nicht nur die Burg Rozafa, die wir unbedingt besichtigen wollten sondern leider auch eine griechisch-orthodoxe Kirche, die ihre Gottesdienste per Lautsprecher in alle Himmelsrichtungen herausschallte, jeweils für mindestens 1 Stunde, 2 x am Tag. Dem konnten wir uns leider nicht entziehen. Noch am ersten Abend machte Reiner sich zu Fuß auf den Weg: ich hol noch schnell ein Brot, bereite du doch schon mal das Abendessen vor. Nach gefühlten 3 Stunden, in denen ich mir die schrecklichsten Geschichten ausgedacht habe, was ihm alles passiert sein könnte, kam der arme Kerl völlig ermattet wieder “nach Hause”. Er hatte einfach keine Bäckerei finden können. Am nächsten Tag machten wir uns gleich morgens auf den Weg zur Burg, der Anstieg war nicht ohne! Die Sonne schien erbarmungslos und Schattenplätze waren rar. Aber es hat sich letztendlich gelohnt: die Anlage ist imposant und der Ausblick auf die Stadt nicht minder. Am nächsten Tag sind wir ziellos durch die Stadt gebummelt, die Hauptstraßen – früher sicher die Prachtalleen, kamen uns vor wie bei uns zu Hause: ein Geschäft neben dem anderen, viele Parks mit Restaurants und kleinen Imbissen, eilige Menschen mit nachdenklichen Gesichtern und sehr viele Autos! Die Marke Mercedes scheint in Albanien 70 % aller Autos auszumachen, mal ist es der alte E190-iger und dann wieder die brandneuen C und S Klassen. Schaut man aber in die Seitengassen, kann der Unterschied kaum größer sein! Hier finden sich kleine Wohnviertel aus Blech und Holzbrettern mit Teppichen vor den Eingängen als Schutz vor Gestank und Hitze. In diesen Behausungen sind Roma untergebracht, wir sahen die Kinder barfuß über die Straße laufen während Mütter versuchten Autos anzuhalten um ein paar LEK zu erbetteln. Das war schrecklich anzusehen und ging uns nahe.
Tags darauf fuhren wir in den Divjaka-National Park. Dieser liegt direkt am Meer und wir freuten uns über die frische Luft. Parkwächter erlaubten uns zu übernachten wo immer wir wollten und wir suchten uns einen Standplatz in den Sanddünen in direkter Nachbarschaft zum offenen Meer aus. Nachts begann es aber zu regnen und es ist meinem umsichtigen Mann zu verdanken, dass wir am nächsten Morgen nicht im Matsch und Modder stecken geblieben sind! Denn nachts um 4 Uhr fuhren wir los und suchten festen Untergrund auf, nachdem wir noch 2 weitere Wohnmobile “gerettet” hatten.
Berat , die Stadt der 1000 Fenster, ist Teil des UNESCO Weltkulturerbes und hat uns wirklich fasziniert. Froh einen Parkplatz gefunden zu haben, bummelten wir über uralte Pflasterstraßen und ließen es uns in einem kleinen Restaurant schmecken.
Zwischendurch lange Fahrten quer durchs Land, immer wieder Stopps zum Beine vertreten oder Fotos schießen. So erstanden wir (mal wieder) eine Forelle, die Reiner, inzwischen sehr fachmännisch, mit unserem kleinen Tischräucherofen zubereitete und die uns hervorragend mundete.
Irgendwann kamen wir in Syri I Kalter an; zu deutsch: blaues Auge! Gemeint ist eine Quelle, die ca. 50m (!!) unter der Wasseroberfläche liegt und wegen des Karstgesteins dunkelblau bis türkis leuchtet. Einen halben Tag verbrachten wir hier und wanderten auf dem schön angelegten Rundweg durch die gesamte Flusslandschaft .
Schon ziemlich im Süden liegt die Stadt Sarande, Anlaufhafen für Kreuzfahrtschiffe und Touristen aus aller Welt, vornehmlich Deutschland, Holland und Frankreich. Von hier aus befuhren wir den Llogada –Pass, einen über 1000m hohen Pass, der in den Wolken liegt und von dem aus wir Schneereste sehen konnten. Unser Wagen hat das mühelos geschafft und auch Reiner als Fahrer hat die vielen Serpentinen gut gemeistert.
Immer mal wieder nutzen wir die Gelegenheit und campen wild. In Albanien ist das kein Problem, solange man nicht den Verkehr behindert. Wir fanden einen schönen Stellplatz am Strand und lernten beim Umschauen ein Lehrerehepaar aus der Nähe von Nürnberg kennen. Gemeinsam verbrachten wir den Abend, zuerst in einem Restaurant, dessen Chef extra für uns eine Fischplatte mit Salat und warmem Gemüse zubereitete, dazu hauseigenen Rotwein servierte und im Anschluss eine Rechnung präsentierte, die gesalzen war! Da wir uns vorgenommen haben nach Möglichkeit nicht mehr als 30€/Tag auszugeben, hat uns dieser Abend ganz schön in die Miesen gebracht.
Die Krönung unseres Albanienaufenthaltes war aber eine Fahrt durchs Gebirge, die so gar nicht stattfinden sollte! Unser Navi empfahl uns diese Route, weil die eigentliche Hauptstraße durch Bauarbeiten ziemlich blockiert wäre. Zu Beginn erschien uns die Straße als relativ gut befahrbar, nach wenigen Minuten aber wurde sie enger und enger und der Asphalt bröckelte und wechselte sich mit dicken Steinen ab. Nach kurzer Zeit war von einem Belag nichts mehr zu sehen, dafür wurden die Schlaglöcher immer größer, die ausgefahrenen Spuren immer breiter und das Befahren dieses Weges kaum noch zu bewerkstelligen. Es gab aber kein Zurück! Nicht weil wir nicht gewollt hätten, sondern weil wir nicht umkehren konnten! Die Straße war viel zu schmal um wenden zu können. Der absolute Höhepunkt war ein Wasserloch, das ich mit Gummistiefeln ausgetestet habe und erst als ein kleiner LKW kam und uns zeigte, wo man am besten fahren konnte, trauten wir uns auch! Am Ende haben wir für 19 Km 6 Stunden Fahrzeit gebraucht und etliche Nerven gelassen!
Vor ein paar Stunden standen wir oben auf einer uralten römischen Festung, zum Teil stammen die Reste aus dem 3. Jh vor Chr.! Sogar Julius Cäsar soll hier gewesen sein, was mich nicht wundert; ein wirklich schönes Plätzchen ganz im Süden des Landes, kurz vor der griechischen Grenze.
Heute wird unser letzter Abend in Albanien sein. Die Stromversorgung schwankt genauso wie das Internet, ich würde aber zu gerne diesen Beitrag noch senden…
Und nun – wie gewohnt – ein paar Bilder zu dem Text! Viel Spaß beim Anklicken!
Hallo ihr lieben,
super Bericht und tolle Bilder, es macht wie immer Spass die Berichte zu lesen.
Ich habe jedes mal das Gefühl als ob ich euer Beifahrer sein könnte.
Es könnte jeden Tag einen Bericht lesen.
Macht weiter so, und lebt eure Reise.
Wir denken an euch.
Gruß
Brigitte und ich
Bitte mal Mails abholen! Patrick
erledigt
Ein Test, will sehen ob dieser Kommentar ankommt.
Test hat geklappt!
Wieder mal tolle Bilder! Ihr seid ja echt mutig bei den Schlaglochpisten und den Hängebrücken!
Liebste Grüße, Doro
dankeschön. Macht auch wieder Spaß! LG!!!
Mit Genuss und Neugierde mit euch durch Albanien gereist. Die Fahrt durchs Gebirge ist wahrlich der Höhepunkt gewesen , hatten etwas Ähnliches mal auf Gran Canaria – in jedem Fall ein Höllentrip. Wünschen euch weiterhin viel Unternehmungsgeist und gute Begegnungen .
Das ist wohl wahr! Albanien ist wirklich ein interessantes Reiseland! Für uns war das neu!!!
Liebe Grüße!