Georgien, Klosterstadt Vardzia, ersten Tage in Armenien

Eigentlich ist es noch gar nicht an der Zeit, wieder einen Blogbericht zu schreiben, aber wir haben so viele schöne Bilder, die wir niemandem vorenthalten möchten. Und da nun einmal zu den Fotos auch ein wenig Text gehört…

Wir sind nicht, wie eigentlich geplant, nach Tiflis oder Tbilisi gefahren sondern haben uns eine schöne Strecke ausgesucht mit interessanten Burgen und Klöstern in Richtung armenische Grenze. Dabei ist die Klosterstadt Vardzia besonders zu erwähnen. Sie wurde im 12. Jahrhundert in die Felswand geschlagen, war ursprünglich für 50.000 Menschen gedacht, wurde aber im 13. Jh durch ein Erdbeben stark beschädigt, so dass bis heute noch 750 Räume auf einer Fläche von 900m² erhalten sind. Seit 1993 auf der Liste des UNESCO-Welterbes. Es war eine ziemlich anstrengende Kraxelei, die sich aber gelohnt hat und wir den Schweiß und die wackeligen Knie nicht missen möchten.

Die letzten 20 bis 25 km bis zur Grenze nach Armenien waren grottenschlecht, es macht sich wohl kein Georgier die Mühe eine Straße zu pflegen und ggfs. zu erneuern, die aus seinem geliebten Land herausführt. Max. km/h = 5!  Aber irgendwann war auch das geschafft und ein kleines Spitzdach kam in Sichtweite, das sich dann als georgischer Grenzposten herausstellte. Keine lange Warterei, keine großartige Durchsuchung unseres Wagens, alles lief normal. Die Armenier schauten dann schon etwas genauer und ein bisschen kompliziert war der Kauf einer Haftpflichtversicherung für unser Fahrzeug und eine Gebühr für die Nutzung der armenischen Straßen. Der Beamte hat sich schwer getan mit unseren deutschen Fahrzeugpapieren, mochte nicht so recht allein entscheiden, welches Gewicht (Leer- oder zulässiges Gesamtgewicht) für ihn maßgeblich war und bat bei Vorgesetzten um Rat. Die endlich ausgestellten Papiere mussten in Landeswährung bezahlt werden, was für uns ein erneutes Anstehen an einem Bankschalter zur Folge hatte. Viele LKW-Fahrer aus umliegenden Nachbarstaaten standen ebenfalls am Schalter an und der sichtlich überforderte Bankmensch hatte seine Mühe alle erforderlichen Papiere zu sichten und zu stempeln. Aber irgendwann war auch das überstanden und der Einreise ins Neuland stand nichts mehr im Wege.

Nachdem wir in Gjumri (2. größte Stadt Armeniens mit ca. 120.000 Einw.) zu Füßen der “Mutter Armeniens” übernachteten, dh. das Einschlafen wurde ziemlich verzögert, weil direkt vor uns hunderte von Fröschen in einem Miniteich ihr Konzert gaben und ein Tretbootvermieter (Boote waren fast größer als der Tümpel) mit lauter Diskomusik um Kunden warb, besichtigten wir eine Ruine eines Klosters (Arakelots’Vank). 2 Mädchen aus dem umliegenden Dorf, die erfreulicherweise etwas englisch sprachen, geleiteten uns dorthin und die anfängliche Schüchternheit wich bald einer kindlichen Unbefangenheit bis hin, dass Reiner mit ihnen in den Wettstreit ging, wer wohl am besten auf einem Grashalm musizieren könne. Natürlich waren es die Mädchen und wir gönnten ihnen den Erfolg gerne. Wieder zurück im Dorf wurden wir zum Kaffee eingeladen. Vater, Mutter und eine 14-jährige Tochter, die auch wieder etwas englisch sprach und vor allem mit ihrem Handy und einer Übersetzungs-App umgehen konnte. Auf diese Weise konnten wir wenigstens die einfachsten Dinge in Erfahrung bringen und uns ordentlich für die erwiesene Gastfreundschaft bedanken.

Nächste Station war Jerewan, wir sagen auch Eriwan dazu,  bekannt durch die Antworten des gleichnamigen Radiosenders: im Prinzip schon…Wir haben sogar versucht den Sender ausfindig zu machen, aber an der Stelle wo er nach unserem Stadtplan sein sollte, befand sich ein Wohnhaus ohne Anzeichen eines Radiosenders.

Dank unserer Overlander-App (alle wichtigen Infos für Wohnmobilfahrer wie Stellplätze, Campingplätze, Werkstätten, Tankstellen etc.) hatten wir einen Super-Stellplatz: auf einem Hügel über der Stadt (also sehr leise) auf einem Parkplatz einer großen Konzerthalle. An späten Nachmittagen füllte sich der Parkplatz zwar, weil die schöne Aussicht und klare Luft gerne von den Stadtbewohnern für einen Spaziergang rund um das Musikgebäude genutzt wird. Wir sicherten uns aber bei 2 Ordnungshütern ab und hatten für die nächsten 2 Tage einen schönen Schlafplatz. In fußläufiger Entfernung befindet sich das Genozid-Denkmal für die 1,5 Mio Armenier, die im Krieg gegen die Türken ums Leben kamen. Einige Länder erkennen diesen Krieg als Völkermord an und stifteten als sichtbares Zeichen eine kleine Kiefer – so auch unsere Bundeskanzlerin! Stadtbesichtigung zu Fuß, leckeres Essen in einem in unserem Reiseführer empfohlenen Restaurant mit anschließender halsbrecherischer Taxifahrt “nach Hause” waren die Aktivitäten in Jerewan. Und Einkaufserlebnis in der größten Mall des Landes: die Blink-Blink-Geschäfte ließen wir links liegen aber einige T-Shirts wanderten in unseren Einkaufsbeutel und im angegliederten Supermarkt machte das Einkaufen richtigen Spaß.

Gestern erlebten wir DIE Überraschung überhaupt: an der Straße zum nächsten Kloster stand plötzlich ein Schild mit der Aufschrift: Camping! Der Wagen blieb vorsichtshalber am Straßenrand stehen und Reiner erkundete die kleine schmale Seitengasse. Grinsend kam er zurück zum Auto und wir wagten es bis zu einem großen grauen Tor zu fahren, das von einer Holländerin geöffnet wurde, die uns einen geraden gepflasterten Platz anwies. Freundlich zeigte sie uns ihr Paradies: Swimming-Pool, Barbecue-Küche, Waschmaschine, Duschen mit heißem Wasser, super saubere Toiletten usw. usw. , alles tipptopp in Ordnung. Das ist unser schönster Campingplatz auf der ganzen Reise! Man bedenke, wir sind in Armenien! Das Felsenkloster Geghard schauten wir uns auch noch an und staunten über die vielen verschiedenen Kreuzsteine aus dem 14. Jh.

Heute haben wir wieder eine sehr anstrengende Wanderung gemacht: wir wollten zum Sonnentempel nach Garni gehen, das Auto sollte hier stehen bleiben. Sandra (die Campingplatzbesitzerin) erklärte uns die Strecke bis zu einem Bachlauf, an dem entlang es ungefähr 2 Stunden hätte dauern sollen bis wir die Kultstätte erreichten. Aber natürlich haben wir nicht den richtigen Weg gefunden, so mussten wir über einen privaten Hinterhof, durchs Gemüsebeet und dann einen Trampelpfad hinab, der wirklich steil und gefährlich war. Manche Geröllstrecke konnten wir nur auf dem Hosenboden sitzend herunterrutschen. Wir stärkten uns an einer Forellenfarm als ein Gewitter aufzog und es anfing zu regnen. Ein junger Mann nahm uns mit und brachte uns zu dem Sonnentempel, der auf dem Foto in unserem Buch viel größer und imposanter wirkte als in Natura. Da wir durch unsere Abhangrutscherei viel mehr Zeit benötigten als vorgesehen und auch entsprechend müde waren, gönnten wir uns für den Heimweg ein Taxi.

So, und nun viele Fotos:

P1510705 Surami - KircheP1510710 Weinlaube in SuramiP1510711 Festung SuramiP1510716 Blick von der Festung auf die Kirche in SuramiP1510743 typisches Häuschen am WegesrandP1510747 überall Burgen auf dem Weg nach ArmenienP1510751 der Fluß ist unser BegleiterP1510805 Klosterstadt Vardzia mit KircheP1510782 Vardzia, seit 1993 auf der Liste für WeltkulturerbeP1510790 Vardsza, Maria Himmelfahrt Kirche im Inneren der StadtP1510796 nichts für GroßeP1510807 manchmal sind die Gänge nicht viel höher als 1 mP1510808 Kuh bleibt solange liegen, bis sie von unserem Wagen gestreift wirdP1510843 die letzten 20km vor der georgisch-armenischen Grenze sind grottenschlechtP1510845 mehr als 5km pro Std. sind nicht drinP1510853 erste Bilder von ArmenienP1510854 es blüht überall, nicht nur am WegesrandP1510858 Armeniens bunter SandsteinP1510864 Die Mutter Armeniens in Gjumri weithin sichtbar.P1510872 es lohnt sich nicht, die Melonen auszuladen.P1510894 kleines Apostelkloster aus dem 12. Jh. , Arakhelots'vankh bei ArthikP1510893 diese beiden Freundinnen aus dem Dorf führten uns zu der kleinen verfallenen KircheP1510908 Spontaneinladung zum Kaffee; stolz werden die handgemalten Bilder präsentiertP1510910 Schafwolle zum TeppichwebenP1510915 kleine Kirche auf einem HügelP1510918 was für ein EffektP1510925 WasserzapfanlageP1510927 FriedhofP1510932 dieser Verstorbene hat wohl sein Auto sehr geliebtP1510934 Kuhfladen werden getrocknet und als Brennmaterial genutztP1510935 ehemalige Karawanserei von ArutschP1510943 der junge Mönch Mesrop-Maschtot erfand im 4. Jh n Chr. die armenischen SchriftzeichenP1510942 die sterbl. Überreste des im Jahre 440 n.Chr. verstorbenen Mönches liegen in dieser KircheP1510952 Jerewan vom Hügel des Genozid-DenkmalsP1510953 1973 hat die armenische Fußballmannschaft innerhalb der UdSSR gewonnen!P1510963 Vergnügungspark mitten in JerewanP1510973 iranische MoscheeP1510980 Platz der Republik mit großem Postgebäude re.P1510984 Kunst und KrempelP1510987 als Anerkennung des Völkermords 1914 gg die Armenier gepflanztP1510989 Staaten, die den Genozid anerkennenP1510992 Nachmittagssonne über JerewanP1520016 das Felsenkloster GeghardP1510997 tief im Innern des Felsenklosters GeghardP1510998 christliche Verzierungen am Kloster GeghardP1520003 in dieser Gegend befinden sich besonders viele Kreuzsteine, Chatsch'khareP1520022 stundenlange Wanderung an einem Fluß Richtung GarniP1520025 der Weg war geröllig und teilweise sehr steilP1520038 an diesem Bach sind wir entlang gewandertP1520048 AbkühlungP1520075 Gegend um Garni und GeghardP1520079 Sonnentempel von Garni, 2. Jh nach Chr.

9 Gedanken zu „Georgien, Klosterstadt Vardzia, ersten Tage in Armenien

  1. Soll Euch von mehreren Leuten grüßen. Aus DSGVO Gründen, nenne ich aber ihre Namen nicht 🙂

    Toll, wie nett die Menschen überall zu Euch sind. Gute Reise noch!

    • Musste erst mal googeln, was Datenschutz-GVO ist…(Grundverordnung). Vielen Dank an alle für Grüße und gute Gedanken.
      Gastfreundschaft wird ganz groß geschrieben, stehen gerade in Tiflis, ganz kleine Seitenstraße und bekommen Strom von den Anwohnern. Frag mal in D danach…
      Lieben Gruß!

  2. Diese ist eine Kopie
    Hallo ihr Kaltduscher,
    schön mal wieder was von euch zu hören.
    Der Bericht und die Bilder, wie schon von Doro geschrieben, toll, aber die können nicht oft genug gelobt werden. Eueren KS solltet ihr mal mehrere Stunden vom Strom nehmen, vom 12V und 220 V und Gas, wenn der Kompressor warm, bzw heiß ist. Wenn der Kompressor zu heiß ist, ist der druck in ihm zu hoch und er kann nicht anlaufen. Ein versuch ist es wert.
    Oder vom Thermostat ein Kabel entfernen, nur dann kühlt er zu tief.
    Aber auch ohne kalte Getränke weiterhin alles gute und viel Spaß.
    Brigitte und ich

  3. wieder sehr anschaulich und super unterhaltsam berichtet. Wunderschöne Fotos. Danke dafür. Was mir aufgefallen ist…. sogar im fernen Armenien wird „Maut“ erhoben… nur in Deutschland darf (muss) man noch gebührenfrei durchreisen…. unglaublich. Freue mich auf den nächsten Bericht. Weiterhin viel Freude…..

      • Frage an Radio E.: Schöne Fotos? Im Prinzip: Ja, toll, wie immer! Danke für die Teilhabe!

        • Ups… Sollte ein eigener Kommentare werden und nicht Gelis Kommentar kommentieren…

        • Schade, dass es diese Kultserie aus den Zeiten der SU nicht mehr gibt.

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