Honshu und Shikoku

5. Oktober:

Sind kreuz und quer durch (oder über?) Honshu (größte der japanischen Inseln, etwa so groß wie England. 4 größten Städte Japans auf H. : Tokio, Osaka, Kyoto und Yokohama) gefahren, die Straßen sind sehr gut und meistens breit genug Smiley, nur die Übernachtungsmöglichkeiten bereiten uns  und der japanischen Polizei nach wie vor Probleme, s.u.

In den riesigen Städten (ganz Japan hat in etwa eine Fläche wie D., davon  80% unbebaubare Bergregionen bei 140 Mill. Einwohnern) finden wir uns ganz gut zurecht, die Straßen und Ortsteile sowie Hinweistafeln sind alle auch auf englisch. Nur manchmal wissen wir nicht wo wir eigentlich hin wollen…

Ein gutes Netz von Highways bzw. Expressways  verbindet die einzelnen Städte und im Nu ist man am Ort seiner Wünsche und seine Yen los! Denn die Benutzung dieser sehr gut ausgebauten Autobahnen ist kostenpflichtig und wir haben schon so einige Scheinchen den ewig  lächelnden Kontrolleuren gereicht. Das Ziehen der “Startkarte” am Anfangspunkt ist lustig: ist man nicht schnell genug, kommt nach einer lieblichen Frauenstimme, die einem zuflötet, man möge doch die Karte aus dem Schlitz ziehen (oder so etwas in der Art), eine sehr viel herbe Männerstimme, die einen offensichtlich auffordert, doch nun endlich die Karte zu ziehen. Überhaupt wird man hier von überall angesprochen: in den Geschäften plappert irgendwie jedes Produkt, die Fußgängerampeln erzählen einem was und auf rückwärtsfahrende LKWs machen auch freundliche Frauenstimmen aufmerksam.

Meistens suchen wir uns einen “Lawson” zum Übernachten. Das sind kleine Lebensmittelgeschäfte, haben bis abends 22h geöffnet und 2-3 Parkplätze für LKWs! Denn: hier ist alles geregelt. Wenn PKW-Plätze aufgemalt sind, darf man sich als Großer nicht auf 2 Plätze stellen (schon gar nicht für ein paar Stunden). Also sucht man sich LKW-Plätze. Bisher hat auch noch niemand etwas dagegen gehabt, wenn wir dort übernachten. Kein sehr schönes Ambiente – Parkplatz halt. Aber allemal besser als unser Erlebnis auf einem Flughafenparkplatz! Dachten, wir könnten dort nächtigen  (wir steuern jeden Flughafen an, um Emails zu checken), ein wunderbar großer, freier Platz! Gegen 21h kam ein uniformierter Wächter, wir erzählten ihm von unserem Plan, er nickte nach einer Weile  und verschwand wieder. 2 Stunden später, wir lagen längst im Bett, kam ein Büroangestellter des Flughafens, redete und lachte, lachte und wiegte den Kopf, fragte und lachte, lachte und lachte – bis die Polizei kam. Die lachte auch und entschuldigte sich…um uns dann schlussendlich nach 2 Stunden (!!!) beizubringen, dass es auf keinen Fall möglich sei, hier auf diesem Gelände zu übernachten!  Nun ist es aber in Japan ab 18h stockdunkel und unser Anhänger hat seit den Unregelmäßigkeiten der Fahrbahnen in der Mongolei und Russland kein funktionierendes Licht mehr (haben an verschiedenen Stellen versucht ihn reparieren zu lassen. Man kennt hier kaum  Anhänger und somit auch nicht die Elektrik!) . Das versuchte Reiner (im Schafanzug!) allen Beteiligten klar zu machen, mit dem Erfolg, dass ein rotlichtblinkendes Polizeifahrzeug vor uns und ein anderes hinter uns her fuhr und uns sicher auf einen anderen Übernachtungsplatz geleitete.

Ein anderes Mal wurden wir von einem sehr diensteifrigen Polizisten angehalten, der auf unser deutsches Nummernschild aufmerksam wurde und nun glaubte, dass dieses nicht zulässig sei in Japan. All unsere Papiere und freundlichen Mienen nutzten nichts. Er holte aus seiner Umhängetasche einen 3×4 cm großen Block und einen Bleistift in IKEA-Größe heraus und fing an, sämtliche Schriftstücke zu unserem Fahrzeug abzumalen. Auch ein Telefongespräch mit seinem Vorgesetzten, der Reiner versicherte, dass alles in Ordnung sei, nutzte nichts, es wurde weiter gemalt. Nach über einer Stunde packte er dann seine Zeichenutensilien zusammen und verabschiedete sich, nicht ohne sich vorher 25x entschuldigt und verbeugt zu haben. Den Bericht hätten wir gern gesehen!

9. Okt.

Die meisten Japaner sind zurückhaltend. Zeigen wenig Interesse (es gibt hier auch Wohnmobile!) und kommen nicht auf uns zu. Heute auf einem Flughafengelände ein anderes Erlebnis: Reiner checkt Emails (wir haben unseren Aufenthalt hier um 2-3 Wochen verlängert; 1. weil das Land sehr viel Interessantes zu bieten hat und wir gern noch ein wenig sehen würden und 2. weil die Formalitäten für die Verschiffung noch immer nicht klar sind. Deshalb müssen wir ständig ins Internet) und ich bereite im Wagen unseren Mittagssalat zu (mir schreibt sowieso niemand Trauriges Smiley) als ein Taxifahrer ziemlich neugierig um das Fahrzeug schleicht. Wir kommen ins Gespräch (!, sein Sohn wohnt seit Jahren in Los Angeles, daher kann er etwas englisch) und im Nu stehen 5 andere Fahrer in und um unser Womo herum. Völlig aus dem Häuschen über diese Tour! Und voller Bewunderung für unser rollendes Heim. Viele Fragen, viele AAAHHHs und OOHHHs, hai-hais, und zu guter Letzt hab ich einen Freund gefunden! Zuerst bringt er mir ein kaltes Getränk (obwohl ich vorher dankend abgelehnt habe), dann einen Prospekt in englischer Sprache über diese reizvolle Gegend hier und zum Schluss  4 japanische Brötchen (gefüllt mit Marmelade).  Sein Winken und zahnloses Lachen begleitet uns noch ein Stück…

Haben uns etwas Besonderes geleistet: Fleisch vom Kobe-Rind. Wenn wir richtig informiert sind (in unserem Reiseführer steht leider nichts darüber) werden diese Tiere besonders liebevoll versorgt – keine Ahnung wie – und sind deshalb sündhaft teuer. Aber es war die Ausgabe wert! Sooooo lecker!!! Wir haben die dünnen Scheiben roh genossen (uns geht es immer noch gut!) und werden uns ganz sicher noch einmal diesem Schmaus hingeben! Für die Gourmets oder euch: http://de.wikipedia.org/wiki/Kobe-Rind

Haben uns gestern und heute in Bando das “German House” und das Ehrenmal für hier in japanischen Lagern verstorbene deutsche Kriegsgefangene angesehen. Das Museum ist erst 20 Jahre alt (es gab schon früher ein sehr viel kleineres Haus, das aber lange nicht mehr alle Exponate aufnehmen konnte) und beherbergt Anschauungsmaterial über das Lagerleben von ca. 1000 Männer aus Tsiengtau –China (insgesamt wurden ca. 4500 deutsche Männer von der japanischen Armee in Gefangenschaft genommen und auf über 20 Lager verteilt). Interessant ist es, weil der japanische Kommandeur hier wohl sehr human mit den Gefangenen umgegangen ist und ihnen viele Freiheiten gelassen hat. So konnte ein Orchester entstehen und zu den Konzerten wurde auch die Dorfbevölkerung eingeladen, die Männer konnten sich in der Landwirtschaft betätigen oder eigenen Geschäften nachgehen. Es entstanden viele Freundschaften außerhalb des Zaunes mit den hiesigen Dorfbewohnern und einige der Männer sind nach der Entlassung hier in Japan geblieben. Heute ist Lüneburg Partnerstadt von Naruto, hat dem Museum “Deutsches Haus” eine künstlerisch buntbemalte Salzsau gestiftet und es existiert wohl ein reger Austausch.

Was sonst noch passierte:

große Augen haben wir gemacht, als wir  unser Brot mit Eierstich belegen wollten. Sah aus wie Schmierkäse! Gibt übrigens kaum Käse hier, wir finden immer nur Scheibletten…

Reiner kann das auch: statt Bier hat er Brause-Whisky-Gemisch gekauft. Hmmm, auch lecker Trauriges Smiley

Mussten im Dunkeln durch eine Millionenstadt (Nagoya), haben auch die richtige Straße erwischt – sind nur leider in die falsche Richtung gefahren! Haben wir erst am nächsten Morgen gemerkt.

Teeplantagen werden mit Ventilatoren belüftet??? Haben wir überall in Nord-Honshu gesehen.

So, einen lieben Gruß nach Hause  (ist der Text jetzt zu lang? Patrick erwähnte neulich so was?) und wie immer noch ein paar Fotos:

 

Fuji mit WolkenkranzFuji, morgens um 5.20hZeltplatz für 7000 Yen/Nacht (:130)Übernachtung in der Nähe von Makinoharain der Nähe von MakinoharaTsunami WarntafelAKW direkt am Pazifik , 200km südl. v. TokioReiner vor unruhiger Seeelendig krepierte HühnerBlick aus dem 7. Stock des Water Gate HotelBlick auf Nagoyahübsche SpinneSchulkinder im ZooVergnügungspark Nagoyabeim Bäumebeschnibbelnim Botanischen Garten, Nagoyaordentlicher gehts nichtkandierte Raupen?alles klar??? Self-Tankstelleso trocknet die Wäsche besonders gutShrine am Lake BiwaShrine am Lake Biwa"hallo! Ich heiße Keita"gibt kalten Tee und heiße Leckereiam Lake BiwaFisch im Lake Biwaschöner FalterAusflugsboot auf Flussbeschürzte Steine ???Boote in Abendsonnegehäutete Fische zum Trocknen aufgehängtli. Yu-Suke, Mitte: Satoshikleiner roter Krebs80% Japans = bergigich auf Sanddüne bei TottoriEinkommensteuererklärung 2012Lb. Gruß an Brigitte und Heinz!!!im fast 300 J alten Ritsurin Park, Shikokuim fast 300 J alten Ritsurin Park, ShikokuKoifütterungKobe-Rindfleisch, roh, mit Graubrot!!!!gepflegter geht nichtParkplatz am Deutschen Haus, BandoSalzsau aus LüneburgGefangenenorchester, BandoPolizei freut sichnetter TaxifahrerBussard (Habicht?)

19 Gedanken zu „Honshu und Shikoku

  1. Hej!
    Doro hat recht (aber nicht deshalb, weil sie die Chefin ist…!): die Texte können gar nicht lang genug sein!
    So herrlich von der Polizei zum Übernachtungsplatz eskortiert – wunderbar (ich kenne das nur in nicht ganz so netten Zusammenhängen 😉 )!
    Das Geheimnis, warum euch das Kobe-Rind so gemundet hat: die Viecher werden mit Bier gemästet (http://www.wagyuverband.com/wagyu.htm), da sage ich Prost und Guten Appettit gleichzeitig.
    @Chrischi: ich hatte das doch richtig verstanden, Anfang Februar machst du eine Woche Urlaub von der Weltreise und fliegst nach Nürnberg zur Messe, oder???? Kobe-Rind gibt’s da nicht, aber Schäufele…
    Besten Gruß und weiterhin spannende Abenteuer
    Holger

  2. Seitdem wir wissen, dass Ihr auf der Überfahrt nach Japan nicht verschwunden seid, warten wir wieder geduldig auf Eure weiteren Berichte. Einerseits geduldig, weil es Euch hoffentlich immer gut geht, aber andererseits ungeduldig, weil … ja weil wir sie so gern lesen und verfolgen.
    Habt Ihr von dem Wahnsinns-Unwetter etwas mitbekommen? Und — na, ich muss wohl lieber erst einmal Eure Route auf dem Atlas nachfahren, dann kann ich weitere Fragen stellen.
    Und am 15.10. wart Ihr bei dem phantastischen Golden Temple. Das konnten wir heute, am 21.10, einen Tag vor Jürgens Geburtstag (dafür Dank!!) lesen.
    Wir haben nach wie vor das gute Gefühl, dass Ihr immer noch genießt und alles in Euch aufnehmt. Wenn Ihr später Eure tollen, interessanten Berichte zusammen mit den Bildern betrachten werdet , dann wird sich erst alles festigen. Übrigens möchten wir gern eines der ersten Exemplare Eures Tagebuches – gebunden – erstehen!
    Ihr Lieben, seid herzlich umarmt und bleibt weiter gesund, auch wenn die Knochen Eures Anhängers ein bisschen an Altersschwäche leiden – Hauptsache ist, dass Ihr weiterhin fit bleibt!
    Liebe Grüße von der Ostsee, Eure Irmgard und Jürgen.

  3. Natürlich sind wir immer noch begeistert und lesen gerne euer Abenteuer, leider sind die anderen mit den Komentaren viel schneller und immer das gleiche schreiben iss ja auch nich schööööööön hihi. Euch weiterhin so viel Spass und noch viele schöne Erlebnisse.

    Liebe Grüße von Martin und Mir

    • hey, schön von dir zu hören!
      Wann hast du denn das Verwöhnwochenende mit deiner Tochter?
      Viel Spaß dabei!
      LG!

  4. Hallihallo Ihr Weltenbummler, auch wir können kaum erwarten, von Euch zu erfahren ! Die spannenden Berichte können nicht lang und ausführlich genug sein !!!!! Und dann die tollen Fotos dazu ! Wir können Euch nur bewundern, wie mutig Ihr alles meistert.
    Und welch` eine große Überraschung: Heute kamen die Glückwünsche aus Japan „angeflogen“ (nur 5 Tage unterwegs) Wir haben uns riesig gefreut und danken Euch herzlichst !
    Euch beiden alles nur erdenklich Gute, passt auf Euch auf !!!!!!
    Eure Lisa und Gerhard

  5. Hallo ihr beiden!
    Wir wandeln immer noch auf euren Spuren, mittlerweile die steilen Straßln von Wladiwostok auf und ab 🙂 Am Mittwoch legt die Fähre nach Japan ab und mit Samstag sind wir dann endlich in Sakaiminato. Wie lange seid ihr noch in Japan? Vielleicht schaffen wir es ja uns in Japan zu treffen? Wir haben ca. 2 Wochen für Japan anberaumt und haben einen günstigen Flug am 4. November von Tokyo aus bekommen.
    Würde uns sehr freuen! euch weiterhin viel viel Spaß!
    LG,
    Sabrina und Alex

    • Hallo, ihr beiden,
      ja, wäre toll, wenn wir uns treffen könnten. Schreiben euch eine separate Email!

      Lieben Gruß und gute Überfahrt!
      Reiner und Christiane

  6. Hallo Ihr Beiden,

    wir haben wieder einmal mit großem Interesse und Begeisterung Euren neuesten Bericht gelesen, der gar nicht lang genug sein kann!!Es ist immer ein Erlebnis, Euch auf diese Art und Weise auf Eurer Reise zu begleiten.Jedes Mal bewundern wir Euch aufs Neue für Euren unglaublichen Mut für dieses Abenteuer und wünschen Euch, dass auch weiterhin alles „gut“ weitergeht.
    .Paßt gut auf Euch auf —und auf Euren “ Dicken“, gute Reise und tolle Erlebnisse, und seid ganz herzlich aus dem heute sehr herbstlichen Winsen gegrüßt von
    Gudrun und Harry

    • Moin nach Winsen!
      Schön, dass ihr euch immer mal wieder meldet! Hören gerne Stimmen aus der Heimat. Hier kommt uns alles so japanisch vor…

      Alles Liebe,
      Reiner und Christiane

  7. Huhu, das seid Ihr ja wieder!
    Der Text kann gar nicht lang genug sein, lasst Euch nichts einreden. Ich liebe jede Zeile und schaue fast täglich nach, ob es was Neues gibt von Euch… 🙂
    Wie habt Ihr denn die Tankstelle gemeistert?
    Tolle Fotos und humorvoller, informativer Text, SUPER! Freu mich schon auf die Fortsetzung. Gute Fahrt und liebe Grüße, Doro & Co.

    • Hallo Schwesterchen,
      Tankstellen sind immer wieder ein Erlebnis! Zum Glück gibts meistens jemanden, der helfen kann. Jede Tanke sieht anders aus. Man bezahlt zuerst und bekommt dann seinen Diesel – wenns klappt. Sonst muss man auf die Suche nach seinem Geld gehen. Irgendwo findet sich eine Klappe, wo man das Geld wieder herausnehmen kann. Dann verlässt man die Tanke ohne Sprit…
      Sonst alles ok. Freuen uns auf den Feb.!!!
      Liebe Grüße an alle,
      Reiner und Christiane

      • *grins*
        Wir freuen uns auch ganz dolle auf den Feb!! Sind schon ganz aufgeregt!
        *freu* und *knutsch*, Doro

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