Kasachstan und Stippvisite in Kirgistan (Ysyk Kul)

Der letzte Blogbeitrag endete in Almaty/Kasachstan und dort setze ich wieder an. Um es vorweg zu nehmen: die Jungs von der Werkstatt waren super! 2 Tage haben sie gebraucht, aber sie haben den Wagen wieder hinbekommen! Er läuft wie neu… toi,toi, toi!

Wegen unseres verlängerten Aufenthaltes in Almaty hatten wir uns von der Gruppe getrennt; sie fuhren  eine andere Strecke nach Kirgistan an den Ysyk-Kul See und blieben einen Tag länger dort als wir. Für uns war das ganz ok, im Gegenteil: für uns war es schön einmal wieder alleine zu reisen. Ohne Termin- und Zeitdruck, einziger Nachteil: wir mussten uns den Schlafplatz wieder selbst besorgen! Wir hatten Glück: an einem mit Soldaten und Polizisten voll besetzten Wachhäuschen bekamen wir die Erlaubnis zu übernachten. Sicherer geht nicht!

Bei einem Spaziergang durch die Bergwelt südlich von Almaty (Ausläufer des Tien Shan, einige 7000-er, eine der höchsten Gebirgsketten der Welt, die Chinesen nennen es auch Himmelsgebirge) hatte ich ein bemerkenswertes Erlebnis: “ komm, Mütterchen, ich helfe dir”. So, oder so ähnlich sprach es über einer mir ausgestreckten Hand, als ich starke Schwierigkeiten hatte, einen kleinen Hügel am geschotterten Hang hinauf zu klettern; eine Hand sorgsam die Kamera schützend, die andere nach einem Büschel Gras greifend, das mich vor dem Zurückrutschen bewahren sollte. “Mamuschka” nannte mich die freundliche Stimme einer gar nicht mehr so jungen Frau. Ich war geschockt und angespornt gleichermaßen, den Miniberg aber nun wirklich aus eigener Kraft zu ‘bezwingen’.

Grenzübergang nach Kirgistan war auch ein Erlebnis. Groß wie wir sind, werden wir meistens den LKWs zugeordnet. Das ist nicht richtig, wir haben keine Ladung und gelten weltweit als PKW. Unwissenheit der Grenzbeamten und unsere Unkenntnis der Sprache führten dazu, dass wir – zuerst richtig – in die PKW-Schlange fuhren, dieses jedoch bemängelt wurde und man uns zu den LKWs – ca. 20km (!) weiter schickte. Dort wollte man uns aber auch nicht bedienen, weil unsere Einreisepapiere uns als PKW bezeichnet haben. Nach einigem Hin und Her also wieder zurück zu der PKW-Schlange. Dann wieder die gleiche Prozedur wie an allen asiatischen Grenzen bisher: Beifahrer raus und zu Fuß über die Grenze, während der Fahrer samt Auto genauestens untersucht wird. Auf diese Weise gingen wieder einige Stunden ins Land. Auf der Rückreise (Kirgistan/Kasachstan) ein ebenso erheiterndes Erlebnis: hier mussten wir nun alle unsere Fahrzeuge verlassen und per pedes die Ausreisestempel einholen. Dabei hatten die Beamten aber übersehen, dass es einige ‘echte’ Fußgänger, nämlich wir Beifahrer, gab und die ‘anderen’, die Fahrzeugführer mit Fahrzeug gab. Alle bekamen den Ausreisestempel für Fußgänger. Also mussten Reiner (und die anderen Fahrzeugführer) wieder zu Fuß ins Land einreisen (anderer Schalter, neuer Stempel) um dann anschließend wieder auszureisen: dieses Mal nicht als Fußgänger…

Am Ysyk-Kul in Kirgistan war Badetag! Auf 3000m herrlich gelegen, von schneebedeckten Bergen umgeben (die aber wegen des diesigen Wetters nur erahnt werden konnten), hat das Wasser eine angenehme Temperatur und man kann sich eine ganze Weile darin aufhalten. Entspannung pur – mit sonnengeröteten Nasen.

Kirgisen sind meist mongolischer Herkunft aber auch viele Angehörige von Turkstämmen. Alte Männer tragen oft hohe weiße Filzhüte mit farbigen Mustern, die Frauen bunte lange Kleider und Kopftücher. Die Magistrale zwischen der Hauptstadt Bishkek und dem See ist in sehr gutem Zustand, kleinere Straßen schmal und holperig. Deutlicher Unterschied zum reichen Nachbarn Kasachstan:  Kirgistan hat keinerlei Bodenschätze, die Infrastruktur hat sich seit der Sowjetzeit nicht weiterentwickelt, in der Steppe kleine Gehöfte mit Schaf- und Ziegenzuchten, zerfallene Häuser in den Städten, hier und da ein übrig gebliebener Lenin, stark reparaturbedürftige Plattenbauten. Geerntetes wird an der Straße verkauft: Aprikosen, Tomaten und Melonen. Wir kauften einen ganzen Eimer Aprikosen, die wir nicht alle frisch verzehren konnten. Also Mus gekocht. Dazu gab es so etwas wie Quark oder Topfen. Lecker! Manchmal bekommt man auch gedünstete Maiskolben, die dann gleich noch lauwarm verzehrt werden können. Am See erstanden wir einen geräucherten Fisch, der aber für unseren Geschmack etwas zu salzig war (ähnlich wie unser Räuchermatjes).

In wenigen Tagen sind wir durch Kasachstan Richtung russische Grenze gefahren. Stopp am Balqash-See (Balkasch oder Balchasch wird er auch geschrieben), hier hatte Valery einen schönen Übernachtungsplatz in einem kleinen Fischerdorf ausgesucht. Dieser See ist etwas ganz Besonderes: zur Hälfte führt er Salzwasser, die andere Hälfte wird durch einfließende Flüsse zu Süßwasser! Weiter durch endlose Steppe bzw. Steinwüste. Aber das ist nur der Eindruck, den ein Reisender von der Oberfläche bekommt: Kasachstan ist eines der rohstoffreichsten Länder der Erde! Erdöl und –gas, Steinkohle, Eisenerze, Kupfer und Gold. Eigentlich gibt es nichts, was es nicht auch in Kasachstan zu finden gibt. Sogar Opale wurden beim Uranabbau gefunden.

Astana, was auf kasachisch ‘Hauptstadt’ bedeutet (wie praktisch)war für uns ebenso eine Wiederholung wie Almaty. Allerdings kamen wir dieses Mal in den Genuss einer deutschsprachigen Fremdenführerin, die uns einiges zu erzählen hatte. Ua. haben wir sie über den in Kasachstan vorherrschenden islamistischen Glauben ausgefragt. Die Kasachen seien fast alle gläubig, allerdings ohne den Glauben zu praktizieren. Evtl. gehen die Männer freitags in die Moschee, sonst aber nur zu Feiertagen. Man sieht keine verschleierten Frauen und bekommt keine Ohrenschmerzen durch das 5-malige Rufen zum Gebet der Muezzine.  Nächste Station im Burabay-NP. Auch diesen haben wir vor 2 Jahren besucht und beinahe ganz alleine erwandert. Jetzt von Gästen aus allen umliegenden Gegenden bevölkert! Es hat uns keinen Spaß gemacht, in Menschenhorden die Natur zu suchen, deshalb Augen zu und durch und den Park so in Erinnerung behalten, wie wir ihn beim ersten Besuch erlebt haben. Über 20% der Bevölkerung sind noch immer Russen, besonders in Nord-Kasachstan findet man Ortschaften, die hauptsächlich von Russen bewohnt werden. Relativ verwahrlost, keine Erhaltungtendenzen erkennbar.

An der russischen Grenze wie immer lange Prozeduren  aber keine Probleme. Wir freuen uns über die Birken- und Kiefernwäldchen, den Getreidefeldern und der Entengrütze auf den zahlreichen Tümpeln, überhaupt kommt uns alles sehr vertraut vor. Wir können wieder ziemlich nach unserem Geschmack einkaufen gehen und das Bier ist bezahlbar. Kostja (mit seiner Familie) und Michael haben uns inzwischen verlassen, somit besteht unsere kleine Gruppe nur noch aus Jürgen, Lotti und Kurt, uns und dem lokalen Reiseleiter. Valery gibt sich viel Mühe uns zu erfreuen: er sucht  immer schöne Stellplätze aus,  veranstaltet  Schaschlik-Grillabende bzw. Lachsessen oder organisiert Stadtbesichtigungen, Ausflüge per Boot oder einen Besuch in einer echten Banja (russ. Sauna). Heute (in Miass, Ural) haben wir ein Mineralien-Museum besucht, das in einem weltweit einzigartigem Naturschutzpark für Mineralien liegt. Die Besonderheit: hier liegen ziemlich oberflächlich 270 verschiedene Arten von Mineralien und vor ein paar Jahren ist ein Meteorit in einen nahegelegenen See gestürzt. Teile von ihm hat man geborgen und werden ebenfalls im Museum gezeigt. Der ursprünglich 7 Tonnen schwere Meteorit ist bei dem Eintritt in die Atmosphäre zerborsten und nur 0,5 % erreichten die Erde. Dennoch war die Druckwelle in der naheliegenden Stadt zu spüren und Fensterscheiben zerbarsten. Die Führung war sehr interessant und als Krönung bekamen wir ein Abschiedsgeschenk: einen Bergkristall und einen Amazonit. Wie schön! Hätten gerne das “Ural-Werk” besucht, in dem die großen LKW und Nutzfahrzeuge “Ural” hergestellt werden. Aber nicht einmal für das Museum bekamen wir eine Genehmigung.

Morgen geht es weiter nach Ufa, aber das  erzähl ich beim nächsten Mal…

Gondeln in AlmatyKirgistan, am Ysyk KulYsyk Kul, KirgistanYsyk Kul, KirgistanEimer Aprikosen für 3€, Kirgistan, am Ysyk Kulich auf Hängebrücke, KirgistanRäucherfisch, leider sehr salzig, Kirgistan, am Ysyk KulFriedhof, Kirgistan, am Ysyk KulKirgistan, am Ysyk Kul , Reiners Fußbadin einer Schlachterei, Lammfleisch, KirgistanSchlafen kann man überall, Grenze von Kirgistan nach Kasachstanausrangierter LKW-Transporter als Schattenspender, Straße zum Balqash-See, Kasachstandie ausgebesserte Straße zum Balqash-See, Kasachstan (ohne Löcher!)Übernachtung in einem Fischerörtchen am Balqash-Seeeines der vielen Gesichter Kasachstans: Wüstensteppeein WiedehopfFriedhofstadt mit zT gewaltigen Mausoleen in der SteppeFlächenbrand in der weiten SteppeStadtrundfahrt in AstanaBaiterek, Baum des Lebens, AstanaStadtrundfahrt in Astana, Aussichtsplattform auf dem Baiterek, Baum des Lebens (Fensterscheiben getönt)eine der vielen Moscheen in Astana, fertiggestellt 2014Stadtrundfahrt in AstanaStadtrundfahrt in Astana, RestaurantNatalja (Michaels Frau) und Valery beim Schaschlik Vorbereiten60km Horrorstraße nach PetropavlovskBootstour bei Miass, Reiner und ValeryBootstour bei Miass, auf der Insel der Hlg. VeraStände an der Straße nach Ufa: ua. Zubehör für die SchnapsbrennereiRusslands Weite, unterwegs nach UfaSonnenblumen im Gegenlicht

4 Gedanken zu „Kasachstan und Stippvisite in Kirgistan (Ysyk Kul)

  1. Ihr Lieben, vielen Dank für die spannende Berichte und schönen Bilder!
    Herzliche Grüße auch von Maren, sie freut sich auch immer über neue Einträge von Euch!
    Knutscher von Eurer Doro

    • Hattet ihr eine schöne Fahrradtour? Liebe Grüße zurück, Maren werde ich auch noch schreiben. Bis bald!

  2. Добрый день,Reiner и Christiane.Вы прекрасно продолжаете путешествовать.Мы потеряли вас.Написали вам ответ на ваше письмо весной.Отзовитесь!!!!!Ждём.

    • Ihr beiden Lieben, gerade habe ich eine Email an euch geschickt! Wir werden uns bestimmt in der nächsten Woche sehen!
      Viele Grüße,
      Christiane

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