D.h. so ganz ist diese Angabe nicht aktuell, denn im letzten Blog hatten wir St. Petersburg schon verlassen und waren am Ladogasee angekommen. Übrigens Europas größtem See! Durch diverse Zu- und Abflüsse (Newa , Swir und Nördliche Dwina) sowie einigen Kanälen besteht eine schiffbare Verbindung vom Weißen Meer bis hin zum Kaspischen und Schwarzen Meer und auch zur Ostsee.
Nachdem wir Sortavala wieder verlassen hatten – eine Bootsfahrt zur Klosterinsel Walaam haben wir uns geschenkt, wir sahen so unendlich viele Klöster und Kirchen in letzter Zeit und es werden sicher noch mehr werden – fuhren wir weiter Richtung Onegasee. Unser Ziel: Petrosawodsk (zu dt. : Peters Fabrik). Eine recht moderne Universitätsstadt unweit der finnischen Grenze, in der Peter der Große 1703 eine Waffenfabrik bauen ließ, um RU für den Krieg gegen die Schweden zu rüsten. Mit einem Tragflächenboot “flogen” wir über das Wasser um uns die atemberaubende Insel Kichi (oder Kischi) anzusehen. Wir hatten einen ganzen Tag Zeit das 1951 eröffnete “Staatliche Freilichtmuseum für Holzarchitektur” zu bewundern, das Wahrzeichen der Insel ist sicherlich die Verklärungskirche mit ihren 22 Kuppeln aus Holzschindeln. Seit 1990 gehört die ganze Insel zum Weltkulturerbe. Es war ein sonniger Tag, die Wanderwege zwischen den einzelnen Holzbauten sind gut zu belaufen und Abwechslung brachten Darstellungen früherer Lebens- und Arbeitsweisen wie Weben, Sticken, Herstellung von Holzschindeln aus Espenholz (Zitterpappel) oder auch das Ernten bzw. Einbringen von Getreidegarben. Wir hatten am Vortag Rolf aus Meppen kennengelernt, abends ein Bierchen zusammen getrunken und den Tag auf Kichi gemeinsam verbracht. Als unsere Füße nach all den Bauerhäusern, Mühlen, Kirchen und Glockentürmen erlahmten bot sich ein geschäftstüchtiger Russe an, uns ein Stück des Weges per Kutsche abzunehmen, 30 min für 300 Rubel (ca. 4€). Eine willkommene Pause, die wir gerne annahmen.
Abends gleicher Weg, gleiches Boot zurück zum Heimathafen Petrosawodsk.
Ab jetzt: unterwegs, unterwegs, unterwegs. Gehalten und geschlafen wurde an Rastplätzen an der M18, die Hauptmagistrale nach Murmansk. Kurze Abstecher in nahegelegene Dörfer oder auf unserer Karte markierten Sehenswürdigkeiten (z.B. Kiwatsch, 2. größter Wasserfall Europas nach dem Rheinfall) waren meist kein Problem, Abbiegen auf Waldwegen dagegen schon: Morast und schlammiger Boden machen das Befahren unmöglich. Schade, denn die Region bestehend aus dichten, unberührten Wäldern und tausenden Seen reizt zu Erkundungsfahrten querfeldein. Meine größte Angst, von Heerscharen von Mücken und anderem Stechgetier heimgesucht zu werden, hat sich bis jetzt nicht bewahrheitet. Ein paar Stiche hin und wieder aber keine nennenswerte Plage! Ich will hoffen, dass es dabei bleibt!
Mit der Ankunft in der kleinen Stadt Belomorsk erreichten wir das Weiße Meer. Ganz in der Nähe darf man über Felsen laufen, auf denen Petroglyphen aus dem 3. bzw. 1. Jahrtausend v. Chr. zu sehen sind. Die etwa 470 Menschen, Tiere und Jagdszenen darstellenden Felszeichnungen werden nicht durch Absperrungen geschützt, was uns einigermaßen erstaunte.
Unsere erste Reifenpanne haben wir auch hinter uns: eine Schraube hatte sich in den Mantel gedrückt und ließ langsam aber sicher die Luft entweichen. In einem Örtchen an der Hauptstraße fanden wir relativ schnell einen Reparaturladen, der uns den Reifen per Pfriem zustopfte. Sind gespannt, wie lange das hält. Jeweils eine der 5 Radmuttern ist eine Spezialanfertigung, die nur mit einem speziellen Aufsatz gelöst werden kann. Der Monteur meinte es gut und zog die Muttern kräftig an, wobei genau dieser Aufsatz zerbrach. Oh weh! Wie sollten wir nun im Falle einer erneuten Panne die Reifen abbauen können? Alle Versuche, die diebstahlsicheren Muttern mit Zangen und allerlei Werkzeug zu lösen, misslangen, bis Reiner die erlösende Idee hatte: mit einer Flex zwei Seiten der runden Muttern abschneiden um so Haltefläche für die Zange zu bekommen. Und genau so gelang es auch. Jetzt können wir wenigstens alle Reifen im Notfall abbauen (andere natürlich auch, grrr).
Jetzt warten wir seit ein paar Tagen in Radocheostrovsk (diesen Namen muss ich jedes Mal nachlesen, ich kann mir diese Zusammenstellung von Buchstaben einfach nicht merken) auf den 6.8.! Dann nämlich haben wir Tickets für die Bootsfahrt auf die Solowezki Inseln bekommen. Eine schwierige Angelegenheit! Busse aus allen Teilen des Landes, selbst aus der Ukraine und den benachbarten skandinavischen Ländern kutschieren die Touristen zu Hunderten Tag für Tag in diesen Ort mit dem viel zu kleinen Parkplatz, und nur 2 Boote bringen mehrmals täglich die Menschenmassen auf die Insel. Wir vertreiben uns die Wartezeit mit Wanderungen an der herrlichen Felsküste. Auf einem dieser Spaziergänge überraschte uns ein junger Mann mit einem kleinen Eimerchen voller Walderdbeeren. In gutem englisch betonte er, es sei ein Geschenk! Das aus Reiners Hemdtasche gezückte Geld wies er ab: just a present! Die Tage sind noch recht lang, Sonnenuntergang ist gegen 21.30 Uhr wobei das Abendrot noch Stunden später zu sehen ist. Richtig dunkel wird es noch immer nicht, denn ab 2.30 Uhr leuchtet der Himmel schon wieder in den kräftigsten Farben bis zum eigentlichen Sonnenaufgang. Und was es mit der Solowezki-Insel auf sich hat, erzähle ich beim nächsten Mal…..
Bis dahin, wie immer, ein paar Bilder, dieses Mal viiiiel Natur!
Oh, super, wieder mal! Der Bericht und diese wunderschönen Fotos, bin ganz hin und weg! Danke!
Tolle Bilder! Der einbeinige Waldschrat kann in Deutschland auch mal paar Autobahnbrücken halten 🙂
warum denn in Deutschland?
Uuuh, Komplimente… danke dir, Schwesterchen!
Es gibt Farbe, es gibt sogar Obi! Größer und besser sortiert als unser Obi in Celle (allerdings weit entfernt). Aber das Klima ist rau, viele Tage im Jahr kurz und kalt und Holz gibt es genug (wenn man so will). Also wird lieber neu gebaut, wenn Altes zerfällt. Habe noch viele Bilder mit völlig zusammengekrachten Häusern und Schuppen. Kuss!
oh, lauter lost places… 🙂
ja, die Kirche ist toll gewesen! Überhaupt war der Stellplatz super dort. Aber heute Nacht stehen wir auch sehr schön: direkt am Fluß – alleine! Nur die Fische springen und die Mücken surren….
Hallöle Ihr Zwei! Wieder mal schöne Bilder dieser tollen Landschaften und toller Bericht (wir sind ja auch nix anderes gewöhnt…)! Ich muss gestehen, dass ich vorher gar keine Vorstellung von der Gegend hatte. Gibt es kaum Farbe? Die Holzhäuser sehen sehr witterungsausgesetzt aus… Liebste Grüße, Doro
Eigentlich sollte meine Antwort hier erscheinen….