Georgiens Heerstraße und der Kaukasus

Frisch gebadet und geduscht erholen wir uns heute Abend von einer anstrengenden Fahrt bis Sotschi (oder Sochi) in Russland. Sotschi ist uns noch ein Begriff von den olympischen Winterspielen 2014 und, obwohl wir die Großstadt eigentlich nur durchquert haben, konnten wir an vielen Orten noch Olympia spüren. Riesige Stadien mit interessanten Dächern; Autobahnen, die mit schicken hellblauen Glaswänden verschönert oder tief unter ganze Häuserviertel verlegt wurden, Monumente aus dem Sportbereich und auffallend viele 5* Hotels.  Wir fanden in dem Straßengewirr keinen Stellplatz für die Nacht, also mussten wir noch eine Stunde Fahrtzeit dranhängen und wieder zurückfahren, wo wir einen Hinweis auf einen Campingplatz gesehen hatten. Es ist kein Campingplatz wie man ihn sich vorstellt; eine Zufahrt, die kaum befahrbar ist, ein großes Gelände direkt am Schwarzen Meer, das mit riesigen Betonklötzen (abgerissene Hotelanlage?) verunschönt ist und kaum Platz bietet, ein Zelt aufzustellen. An Wohnmobile oder Camper ist in Russland noch nicht gedacht worden, obwohl wir schon einige Fahrzeuge mit einheimischen Kennzeichen gesehen haben. Wir hatten aber Glück und dürfen neben einem kleinen Kiosk, der uns auch noch mit Strom beliefert, die Nacht verbringen.

Aber es geht ja eigentlich in Tiflis los: der Wagen bzw. seine Kupplung wurde repariert und zwar an einem Samstag! Wir übernachteten in einem Hotel unweit der Werkstatt und feierten den Spontankurzurlaub vom Langzeiturlaub mit einem üppigen Essen in einem der besten Restaurants der Stadt. Eine alte Mühle war umgebaut worden in mehrere Bereiche: wählen konnten wir zwischen Hausmannskost (Holztische und Bänke), Blick auf den Fluss (fein gedeckte Tafel und Kellner mit weißen Handschuhen) oder Speisen mit Livemusik und Theater. Letzteres hatten wir schon genug, also entschieden wir uns für einen ruhigen Tisch direkt am Wasser. Neben uns nahmen 4 Fremde Platz, die mit einem Maybach vorgefahren waren…Während der Wartetage auf die Kupplungsscheibe besuchten wir das Freilichtmuseum in Tiflis oder sahen uns einfach so in der näheren Umgebung um.

Der Kühlschrank konnte leider nicht repariert werden, also leben wir weiter aus der Kühltasche und der Hand in den Mund. Da es überall kleine Geschäfte gibt, ist es kein Problem frisches Brot, Butter und Tomaten zu kaufen. Mal ein Stück Mettwurst oder Käse werden dann schnell aufgegessen. Eine ganze Weile haben wir auch von den Straßenhändlern gekauft. Aber das ist uns zu anstrengend geworden; immer haben wir das Gefühl beschummelt zu werden. Es stehen nie Preise an der Ware und wenn sie hören, dass wir Ausländer sind, kommt jedes Mal ein Aufschlag oben drauf. Also wird Obst und Gemüse in den Geschäften mit echten Preisen gekauft, das Handeln und Feilschen liegt uns beiden nicht.

Noch am Samstag verließen wir Tiflis, nachdem wir den Werkstattleuten ein ordentliches Trinkgeld zugesteckt hatten. Wir fuhren Richtung Norden auf der georgischen Heerstraße, einer ca. 200km langen uralten Versorgungsstraße der Händler und später der russischen Armee durch den Großen Kaukasus.

Ein besonders erwähnenswerter weil schöner und geschichtsträchtiger Ort ist Mtskheta. Er liegt an dem Zusammenfluss von Kura und Aragwi und war früher einer der wichtigsten Handelsorte zwischen dem Kaspischen und Schwarzen Meer sowie der Seidenstraße. Ich trennte mich von Reiner, der in der Fußgänger-Innenstadt keine Parkmöglichkeit hatte und drängelte mich durch die engen, mit Touristen aus aller Welt überfüllten Gassen, um an den verabredeten Parkplatz zu gelangen. Nach einigen Irrwegen und Telefonaten fanden wir uns aber wieder!

Berge sind für uns immer etwas Besonderes, hohe Berge um so mehr. In Stepanzminda (1700 m hoch und am Fuße des Kasbek 5047m) führt eine kleine Straße in unendlich vielen Serpentinen zu einem Kloster aus dem 14. Jh., der Gergetier Dreifaltigkeitskirche.  Mit unserer neuen Kupplungsscheibe schien uns die Fahrt kein Problem zu sein, beachteten allerdings nicht, dass die Straße ausschließlich mit Allradfahrzeugen zu befahren ist. Wir hatten tatsächlich keine Probleme und Polizisten schienen an dem Tag nicht in der Nähe zu sein.

Apropos Polizei: an der Grenze nach Russland wurde ich wegen Ungereimtheiten oder Widersprüchlichkeiten in meinem Visum in ein extra Verhörraum geführt und von 2 Polizeibeamten ausführlich befragt. Das Problem war, dass wir beide ein Businessvisum bekommen haben (wir hatten 90 Tage beantragt) aber als Touristen einreisten (Touristenvisum gilt nur für 30 Tage). Ich blieb bei der Befragung bei der Wahrheit was den Zweck, Aufenthalt und Dauer der Reise angeht und nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ich zurückgeführt und bekam meinen Einreisestempel. Reiner hingegen musste als Fahrzeugführer den neugierigen Beamten Tür und Klappen öffnen, hatte aber keinerlei Beanstandungen bei dem gleichen Visum! So kann es gehen.

Gleich in der ersten größeren Stadt in Russland (Vladikavkaz) besorgten wir uns Sim Karten für unsere Handys: No-limit-Internet und 1500  Telefonminuten für sage und schreibe 300 Rubel! Geteilt durch 70 …Unfassbar. Und in D. bekommt ein Ausländer noch nicht einmal eine 1 GB Sim Karte!  (so geschehen als wir Besuch aus Neuseeland hatten).

Jetzt sind wir ständig ein bisschen nervös, wenn wir an Polizeisperren vorbei kommen. Denn ein mies gelaunter Staatsbeamter hat uns schon einmal im Visier gehabt und wollte uns auf verschiedenste Weise “ans Leder”: erst hieß es, wir beführen als LKW unerlaubt eine Seitenstraße. Als wir das widerlegen konnten (sind als PKW gemeldet) nahm er sich unsere Visa vor und wollte, dass Reiner aussteigt und mit ihm auf die Wache fährt. Aus für uns unerklärlichen Gründen ließ er plötzlich von uns ab und brauste in seinem Dienstwagen mit Blau- und Rotlicht davon. Wir haben keine Ahnung, was da vorgefallen war. Wir wollen hoffen, dass es bei dieser Begegnung bleibt…

Unser nächstes Ziel: Kalmückien! Aber das folgt im nächsten Bericht. Nun wieder ein paar Fotos:

P1520379 neue Kirche in TiflisP1520378 vergessen im GrasP1520398 Ethnologisches Museum in TiflisP1520399 Brautkleid aus dem 18. JhP1520405 Ethnologisches Museum in Tiflis, Weinfässer, 500 L, wurden z.T. in die Erde versenktP1520425 Reiher und Möwen warten auf ihr FrühstückP1520432 Mtskheta, Touristenrummel an der schönen Sveti TskhoveliP1520437 Teilansicht, Sveti Tskhoveli, MtskhetaP1520440 Stand mit einer Spezialität, Nüsse in einer Ummantelung aus TraubensaftP1520452 Blick auf Mtskheta und dem Zusammenfluss der bd. wichtigsten Flüsse G. Mtkvari und AragviP1520459 Sveti Tskhoveli, Mtskheta von dem Jvari-HügelP1520469 Ananuri-FestungP1520473 Pferde zum MietenP1520474 Schaffellmützen und georgische FlaggeP1520476 Fassadendetails, Jvari-Festung, AnanuriP1520478 Außenmauer Jvari-Festung, AnanuriP1520492 Zhinvali-Reservoir, Stausee, bereit zur AbfahrtP1520502 blühende Landschaft, NordgeorgienP1520505 recht stabile HängebrückeP1520508 gusseiserne Statue an der georgischen HeerstraßeP1520524 Mineralquellen bilden Sinterterrassen zwischen Kreuzpass und KobiP1520529 Schnee- und EisresteP1520542 eisenhaltiges Wasser färbt die Erde rotP1520545 im Hintergrund ahnt man schon die hohen Berge des Großen KaukasusP1520556 Paragliden im Großen KaukasusP1520553 der Tandemflug wird gut vorbereitetP1520572 Paragliden im Großen KaukasusP1520583 Paragliden im Großen KaukasusP1520559 Schafe dösen in der SonneP1520582 auch hier alles in arabischer HandP1520595 Freizeitspaß meist für Gäste aus arabischen LändernP1520600 Völkerfreundschaftsdenkmal aus den Zeiten der SowjetunionP1520602 tolle SchluchtenP1520606 die Kühe hören einfach nicht auf komm, kommP1520609 Völkerfreundschaftsdenkmal aus den Zeiten der SowjetunionP1520614 Hier ruhen Kriegsgefangene (deutsche), Opfer des Zweiten WeltkriegesP1520616 Kriegsgräber dt. Gefangener, die an dem Bau der Heerstraße beteiligt warenP1520618 Panorama im KaukasusP1520625 mit der Seilbahn über den TerekP1520630 dieses Stop-Schild sollte man ernst nehmenP1520632 mit der Gudauri-Seilbahn hoch hinaufP1520636 abends gute Sicht!P1520643 faszinierende BergweltP1520670 hier lohnt es sich für die BienenP1520672 der Terek (od. Tergi) begleitet uns bis nach RusslandP1520700 Tsminda Sameba (14. Jh) , heute Pilgerstätte in 2170m HöheP1520706 Blick vom Tsminda Sameba auf den Kasbek (in den Wolken)P1520711 Tsminda SamebaP1520722 ziemlicher Betrieb am Tsminda SamebaP1520732 das Ende der Heerstraße kurz vor der russischen Grenze    tschüüüüß!

 

3 Gedanken zu „Georgiens Heerstraße und der Kaukasus

  1. Hallo, liebe Glinkes!
    Dankeschön für euren Kommentar und die lieben Worte! Werden Waldi und Marija auch noch schreiben; wir hoffen auch, dass sie sich gut erholen.
    Und ihr bitte auch!!! Habe gehört, dass ihr auch eine Reise plant…???!!!
    Herzliche Grüße aus inzwischen Wolgograd, herrliche Temperaturen um die 25°C!

    Ps.: es sind auch hin und wieder Fotos in meinem Status bei What`sApp, aber mit dem Handy werden sie noch unprofessioneller…

  2. so… nun weiß ich, um welches Hochzeitsessen es sich handelte…. alle guten Wünsche für die nächsten 45 Jahre, Ihr Lieben!!!! Habe mit Spannung, Freude und Vergnügen weitergelesen und die tollen Fotos genossen. Weiterhin gute Fahrt!

    • Dankeschön, wir freuen uns ja auch immer über deine tollen Strand – und Wasserfotos!!!

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