Mongolei, Ulaan-Baatar und Umgebung

 

Heute ist der 23. Juli und wir haben mittags die Hauptstadt der Mongolei verlassen.

(Ps.: heute ist schon der 27. und wir hatten wunderbare Tage auf dem Land, aber kein Internet!)

Es ist unfassbar, wie schnell die Tage verlaufen. Am 5. Juli (lt. Stempel im Pass, ich kann mich gar nicht mehr erinnern…) sind wir in die Mongolei eingereist, seit dem sind beinahe 3 Wochen vergangen. Einige Tage werden wir noch  “Country Side” verbringen, uns von dem Großstadtsmog erholen und dann wieder die Grenze nach Russland passieren. Schließlich haben wir nur ein Visum für 4 Wochen!

Die ersten Tage in U.B. waren ausgefüllt mit dem Naadam-Fest.

Zur Stadt selbst ist zu sagen, dass sie einem alles bietet, was das Herz begehrt – man muss nur lange genug suchen. Die Menschen hier sind genau so “busy”  wie in unseren Großstädten, im Gegenteil: wir hatten den Eindruck, dass hier noch viel mehr Leben und Treiben herrscht als bei uns im Norden.  Unzählige mehrstöckige Neubauten entstehen, selbst an Plätzen, die denkbar ungeeignet für Hochhäuser sind (verdecken z.B .die Aussicht von einer Aussichtsplattform über die Stadt).

Der “Landmongole” isst fast ausschließlich Fleisch, an erster Stelle Hammel, während die Städter, besonders die jungen Leute, Pizza und Spaghetti lieben.

Die Mongolei ist das erste Land, das wir besuchen, in dem es kein Münzgeld gibt. Lohnt sich auch nicht! Der Wechselkurs von € zu Tugrik = 1: ca. 1900!

Getrunken wird viel, weniger Wasser als mongolischer Tee (meist Grüntee mit Milch, Salz und Butter Trauriges Smiley ) oder Wodka..

Durch die Bekanntschaft mit einer deutschsprechenden Dame aus einem Touristenbüro hatten wir überlegt, einige Tage einen Landcruiser mit Fahrer zu mieten, um in die Gegenden zu kommen, die wir mit unserem “Dicken” nicht anfahren konnten.  Als die erste Euphorie abflaute und wir uns unser Reisebudget genauer anschauten, nahmen wir jedoch wieder Abstand von dieser Idee. Das zu erwartende Loch wäre doch erheblich geworden…

Also schauten wir uns an, was per Womo machbar war und fuhren zuerst nach  Kharkhorin [Haaarrchorrum] und das Kloster Erdene Zuu.

Die Fahrt dorthin war nicht ganz einfach. Die ersten 200km von insgesamt ca. 350km waren asphaltiert, die letzten 150km beinahe ausschließlich Steppenwege! Zu unserem Glück hatten wir den Anhänger auf einem bewachten Hotelparkplatz in U.B. zurückgelassen. Unterwegs trafen wir das Lehrerpaar Hanne und Roland aus Bayern, die mit ihrem Landcruiser schon auf der Rückfahrt einer Russlandreise waren. Die beiden stellten sich als eifrige Sandschaufler heraus, als für uns die Straße durch einen dicken Sandhaufen zu Ende zu sein schien. Später am Abend aßen wir gemeinsam Nudeln mit roter Soße (ohne Hack und ohne frische Tomaten).

Kharkhorin heisst der heutige 8000 – Seelen – Ort, unweit hiervon befinden sich die Überreste (lediglich 4 steinerne Schildkröten) des alten Karakorum.

Von Karakorum (übersetzt: schwarzes Geröll) aus wurde für sehr kurze Zeit das größte Weltreich regiert. Nur ca. 150 Jahre diente die damalige Hauptstadt Chingghis-Khans als Waffenlager. Zwischen 1378 und 1388 wurde sie komplett von den Chinesen zerstört und nie wieder aufgebaut! Die Mauersteine wurden ca. 200 Jahre später zum Bau des Erdene Zuu Klosters verwendet.

Über Chingghis Khan gibt es ausschließlich Geschichten und Mythen zu erzählen, meistens aufgeschrieben von den besiegten Feinden! Er war ein Gewaltherrscher (wie zu der damaligen Zeit durchaus üblich; siehe Kreuzritter!) und wird bis heute von den Russen mit Hitler gleichgesetzt! Bis incl. 1985 fehlte in jedem Geschichtsbuch der Mongolei der Name Chingghis Khans.

Erdene Zuu (kostbarer Herr) wurde im 16. Jahrhundert als lamaistisches Kloster erbaut, im Laufe der Jahrhunderte erweitert, wieder zerstört, wieder aufgebaut usw. Unvorstellbar, dass an diesem Ort einmal 10000 (zehntausend) Mönche gelebt und studiert haben. 1937 (Sowjet-Zeit) wurde das Kloster vollständig gesprengt und erst in den heutigen Tagen nach alten Vorbildern wieder aufgebaut. Inzwischen wurde der Klosterbetrieb wieder aufgenommen.

Am darauffolgenden Tag – wir fuhren wieder in Richtung “Heimat” – wollten wir ganz mutig sein und ein an einer Sanddüne gelegenes Ger-Camp (Jurtenlager) für Touristen aufsuchen. Dazu mussten wir die Straße verlassen und ca. 6km entlang der Düne einen unbefestigten Weg befahren. Das ging ungefähr 2 km gut! Dann überraschte  uns ein Sandsturm mit anschließendem Hagelgewitter, wir mussten stehenbleiben und abwarten und danach gab es leider kein Weiterfahren mehr… Der Sand war so aufgeweicht und komisch klebrig, dass wir uns weder vor- noch rückwärts bewegen geschweige denn umkehren konnten.

Nach gefühlt endlos dauernden Überlegungen, was nun zu tun sei, entschloss Reiner sich, unser mitgeführtes kleines Simson-Moped aus der Garage zu holen, an die Hauptstraße zu fahren und Hilfe zu holen. Das Herausholen war kein Problem… aber beim Öffnen des Benzinhahns tropfte es gewaltig!!! Eine Dichtung hielt nicht mehr was sie versprach! Schon leicht nervös geworden, es war mittlerweile 19h  und kein Mensch in Sicht, dazu versperrten wir mit unserem Geschoss den kompletten Weg, blieb nur die Zu-Fuß-Alternative. Gerade, als ich mich mit dem Gedanken für einige Zeit Mutterseelen alleine zu bleiben mit nichts als der Natur und einer Schaf-Ziegenherde um mich herum, vertraut machte, kamen 3 Trucks und 1 Geländewagen angefahren, beladen mit Pferden, deren Fahrer und Beifahrer sich  schieflachen wollten, als sie unser Dilemma sahen. Aber Dank des Allradgetriebes eines Geländefahrzeuges konnten wir aus unserer misslichen Lage befreit werden. Glücklicherweise hatten wir in U.B. eine große Flasche Wodka gekauft, die nun die Runde machte. Sogar Schnupftabak wurde herumgereicht und wir kamen nicht umhin, dieses Stinkezeug zu probieren, sehr zur Belustigung aller Beteiligten. Kann mir vorstellen, dass wir noch lange Gesprächsstoff bieten….

Die Nacht verbrachten wir dann schließlich sicher auf einem Ger-Camp-Gelände direkt an der Hauptstraße gelegen.

Noch auf dem Parkplatz des Klosters sprach uns ein mongolisches Ehepaar an (Altaa und Sodoo), wollte gerne unser Fahrzeug von innen sehen, erzählten von sich und warum sie jedes Jahr diesen Ort besuchten (Beten) und beschenkten uns mit homemade Quarksüßigkeiten und allerlei anderen Leckereien. Wir tauschten Namen und Emaildaten aus und verabschiedeten uns…

In U.B.:

Kaum nachdem wir unseren Hotelparkplatz erreicht hatten, kam eine Angestellte des Managements und überbrachte uns die “freudige” Botschaft, dass wir für die Tage dort ca. 120€ bezahlen sollten!!! Außer dass sie uns den Platz zur Verfügung gestellt hatten (gratis!) haben wir keinerlei Dienste in Anspruch genommen! Erregtes Diskutieren führte zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis, so dass wir letzten Endes bezahlten und stinksauer den Platz verließen.

Am nächsten Tag:

Wir beschlossen uns bei der australischen Botschaft zu erkundigen, welche Formalitäten und Dokumente für die Einreise und das Visum nötig sind, bekamen viele Informationen und zogen planend mit unserem Rucksack auf dem Rücken wieder von dannen.

Leider haben wir DEN Kardinalfehler überhaupt gemacht: unser Portmonee befand sich im Rucksack. Zwar ganz tief unten, aber nicht tief genug…

Während wir auf der Straßenkarte von U.B. nach dem rechten Weg schauten, kam ein “Herr” auf uns zu und bot uns seine “Hilfe” an. Er erklärte und gestikulierte und ging seines Weges, nachdem wir uns artig bedankt hatten – wahrscheinlich mit unserem Portmonee. Jedenfalls ist es weg. Der Rucksack war sperrangelweit offen, als ich dieses Malheur bemerkte. Im Portmonee befand sich: div. Bargeld und Kreditkarten. Zum Glück keine Ausweise, etc.  Heul…

Diese Stadt mochte uns nicht…kein Stellplatz (jedenfalls kein guter. Eine 1 bekommt ein Platz mit Wasser- und Stromanschluss, eine 2 wenn er wenigstens eins von beidem anbietet, danach kommt keine Bewertung mehr) dafür aber beklaut worden.

Uns fielen Altaa und Sodoo ein, die beiden aus Erdene Zuu. Wir nahmen Kontakt auf und sie halfen uns bei den Übersetzungen auf dem Polizeirevier und boten uns Geld an (brauchten wir zum Glück nicht, hatten noch € im Auto). Die beiden entpuppten sich als gute Freunde und Touristenguides. Sie  fuhren mit uns in ihrem Toyota Landcruiser durch den nahegelegenen Terelj-Nationalpark, was irre viel Spaß machte! Sodoo ist ein echter Mongole, dem es Freude macht, in der Steppe neue Wege zu befahren! Es ging über Stock und Stein, durch Bachläufe und über Berghügel. Bei allem Gejauchze: ich hatte ziemlich mit “Carsickness” zu kämpfen.

Den beiden fiel jeden Tag eine neue Überraschung für uns ein. Mal war es ein Besuch des Cashmere-Centers wo sie uns eine sehr schöne (auch sehr teure) Decke schenkten, mal ein Essen in ihrer schönen 5-Zimmerwohnung (damit wir eine echte mongolische mittelständische Familie kennenlernen) oder sie fuhren mit uns quer durch die Stadt und besuchten mit uns den Maidari-Tempel mit einer 40m hohen Buddhastatue. Leider hatte ich keinen Fotoapparat mit…

Auch  bei der Suche nach einem Reifenservice waren die beiden uns behilflich, ebenso beim Auffüllen der Gasflaschen und unseres Wassertanks. Die zwei prägten den Ausspruch: in der Mongolei gibt es nur zwei Uhrzeiten – vormittags und nachmittags; genauere Zeitangaben waren zufällig…(obwohl stets bemüht).

Als wir uns verabschiedeten (die beiden brachten uns zur Stadt hinaus und umrundeten mit uns einen Ovuu. Es möge eine sichere Weiterreise werden) beschlossen wir uns auf jeden Fall in Deutschland wiederzusehen…

So vergingen die Tage in U.B.

In einem unserer Brustbeutel (ist ja nicht so, dass wir keine dabei haben) befand sich eine funktionierende Visacard – juchu – und da die Suche nach unserem gestohlenen Portmonee erfolglos blieb, beschlossen wir, unsere Reise nun fortzusetzen.

Im Augenblick stehen wir an einem Motel, mitten in der Natur und werden die nächsten Tage hier in der Nähe verbringen.

Und nun wieder die Fotos:

hier wird gebaut, U.B.das Tor nach UlaanbataarÜberschwemmung auf unserem StandplatzGegend auf dem Weg nach KarakorumGegend auf dem Weg nach Karakorumfreigeschaufelt!TankstelleRoland und Hanne aus Kitzingen"viel Spaß" für die KidisSchildkröte aus dem 12./13. JahrhundertSchnickschnack in KarakorumAußenmauer Erdene Zuu, 102 StupasTempel in der Klosteranlage Erdene ZuuTempel in der Klosteranlage Erdene ZuuGoldene StupaMönche blasen in MuschelnAltaa und Sodoo aus Ulaan BaatarHeuschreck!!!Stupa und OvooBlick hinunter vom Stupa-Hügelbeliebtes FortbewegungsmittelAdlerAdlerOvoo, Kharkhorinfühlt sich gestörtGegend um KharkhorinGegend um KharkhorinOvoo, 3x umwandert!staubige StreckeGegend um Kharkhorinbei der Gobi-SanddüneGobisanddüneGegend mit Sanddünenach dem HagelgewitterHagelkörner!Regenbogen nach Hagelgewitterunsere Fahrspur - nichts ging mehrSenior, 62 Jahre altBegutachten des Patienten SimsonCamp bei SanddüneMaus oder Ziesel oder was?Mietbare Jurte für 3 Personen à 20000 T.mietbare JurtenFelsformationen am Sutai-CampFelsformationen am Sutai-CampJurten im  Sutai-Camperste KranicheRastplatz für Mensch und TierJurtenlebenstatt Pferd!bunte Häuschen am RastplatzGerman? Faschist?treffen sich zwei...bunte Flechtenwilder ThymianSodoo, Altaa und Reiner  vor Chingghis KhaanRiesen-Chingghis-Khaan in Zonjin BoldogGeier muss fürs Foto herhaltenReiner, Sodoo und toter Bär in JurteKühe und JaksDer Fluß Tuulhier wird nach dem Weg gefragtJakJakherdeTwins?"Schildkröte"-Felsen im Terelj-Nat.parkEdelweiß!Terelj-NationalparkSodoo und Altaa im Terelj-Nat.parkEisenbahnmuseum, U.B.Ersatzreifen wird repariertes gibt Teefüllt die Gasflaschen nachwir bekommen Wasserzu Gast bei Altaa & Sodoo

3 Gedanken zu „Mongolei, Ulaan-Baatar und Umgebung

  1. Ihr lieben mutigen Reisenden mit Durchhaltevermögen! Zum Glück gibt es Momente wie das Nadaam-Fest und vor allen Dingen die viele Hilfsbereitschaft, die Ihr schon erfahren habt – das alles sind Dinge, die später in der Erinnerung im Vordergrund stehen. Das weiß ich aus Erfahrung.
    Ich weiß auch sowieso, dass Ihr den Mut nicht verliert.
    So, und weiter im Kommentar zu Eurem nächsten Bericht. Tschüß!

  2. Hallo Ihr Schnuckels,
    Mist mit Eurem Portmonee, immer schön alles aufteilen und verstecken…
    Hast Du denn jetzt etwas mehr Verständnis für Hitzel?
    Tolle Fotos und spannender Bericht – wieder einmal!
    Liebe Grüße und weiter eine gute und sichere Fahrt!
    Knutsch, Doro

  3. Dschingis Khan

    Ihr schreibt: „Über Chingghis Khan gibt es ausschließlich Geschichten und Mythen zu erzählen, meistens aufgeschrieben von den besiegten Feinden! Er war ein Gewaltherrscher (wie zu der damaligen Zeit durchaus üblich; siehe Kreuzritter!) und wird bis heute von den Russen mit Hitler gleichgesetzt! Bis incl. 1985 fehlte in jedem Geschichtsbuch der Mongolei der Name Chingghis Khans.“

    Schaut Euch mal dazu den aktuellen Stand der Geschichtswissenschaften an:
    de.wikipedia.org/wiki/Dschingis_Khan#.C3.9Cberlieferungssituation

    Und die wichtigste Quelle zum Khan (abgesehen von den persischen, chinesischen und europäischen „Chroniken der Gegner“):
    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Geheime_Geschichte_der_Mongolen
    –> Rechts an der Seite bei „Überlieferung“ seht ihr auch den Comic, den Euer Bekannter, Otgonbayar Ershuu (das Bild im Hotel) auf Basis der Geheimen Geschichte der Mongolen hergestellt hat.

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