Wir sind am Strand des Pazifiks! Mit etwas Fantasie können wir uns am Horizont Japan vorstellen…
Nach vielen, vielen Tagen und Kilometern (insgesamt jetzt mehr als 23000! Gruß an Peter!!!) haben wir unser erstes Etappenziel erreicht.
Die Reise ging von Irkutsk auf zum Teil guten Straßen gen Osten; über Ulan Ude (grr! Kamera-klau-Ort), Cita, Blagovescensk, Chabarovsk nach Vladivostok. Bis auf die letzten 800 km Dauersonnenschein! Wir erlaubten uns morgens spät aus den Federn zu kommen weil uns sonst die Morgensonne zu sehr geblendet hätte! Deshalb hatten wir auch keine Ahnung von dem Hochwasser am Amur hier auf russischer Seite und noch schlimmer wohl in China (wegen der Sonne!!!).
Über Cita gibt es nicht viel zu erzählen.. Wir haben uns nicht lange in der Stadt aufgehalten, jedenfalls nicht freiwillig: unser Navi kennt zwar die Städtenamen und findet irgendwann auch eine Route von A nach B, aber Straßennamen sind nicht digitalisiert, so dass wir Mühe hatten aus einem Gewirr von Gassen und Prachtalleen heraus zu finden. Einkaufen, übernachten und weiter…
Blagovescensk ist eine hübsche, kleine Stadt direkt am Amur, die in früheren Jahren, vor dem Bau der Transsib, eine wichtige Rolle in der russisch-chinesischen Handelsbeziehung spielte (Amurschifffahrt!). Nach dem Bau der Eisenbahn verlor B. allerdings an Bedeutung. Heute lebt es hauptsächlich von mehr als 30 Casinos, die eifrig von den Chinesen besucht oder gar betrieben werden. In China ist das Glückspiel verboten! Langsam entwickelt sich der “kleine Grenzverkehr” mit der gegenüberliegenden Stadt Heihe, die sehr gut von der Promenade aus über den gewaltigen Amur zu sehen ist. Aber ganz entspannt ist die Situation zwischen Chinesen und Russen noch nicht! Noch immer wirkt eine Strafaktion im Juli 1900 nach, wonach ca. 5000 Chinesen, die in B. sesshaft waren, aus Angst vor der gelben Übermacht von den Russen über den Amur getrieben wurden und dabei entweder ertrunken oder erschossen worden sind. Auch heute – so unser Eindruck – ist man nicht sonderlich erbaut über die große Anzahl der chinesischen Bevölkerung.
Ab Blagovescensk allerdings wurde die Straße zunehmend schlechter befahrbar, es wird an allen Ecken gebaut und für etliche Kilometer (25 und mehr) wird der Verkehr auf Umwege umgeleitet. Diese “Umfahrungen” waren z.T. sehr schwierig für uns, besonders nach den langen Regengüssen in dieser Gegend! Reiner war während dieser Zeit extrem angespannt und freute sich auf das abendliche Entspannungsgetränk…(ich wäre die Strecken gar nicht gefahren!). Tagesdurchschnitt: 200 km! Ich muss aber dazusagen, dass wir wirklich vorsichtig gefahren sind. Die Einheimischen haben uns in rasantem Tempo überholt, was unserer Frontscheibe nicht gut bekommen ist: kleines Loch durch Steinschlag!
Es steht geschrieben und wurde uns mittlerweile auch erzählt, dass der russische Präsident Putin höchst persönlich diese Strecke 3 Tage lang in einem knall gelben Lada abgefahren sein soll – zur Demonstration, wie sehr Russland doch mit dem letzten Zipfel im Osten verbunden ist! Naja, wahrscheinlich hat man ihn zwischendurch am Hubschrauberhaken durch die Luft transportiert…
Ungefähr ab hier gesellte sich eine neue Mitreisende zu uns: Viola. Viola darf bei keiner Brotmahlzeit fehlen und wird – im Gegensatz zu mir – von Ma(h)l zu Ma(h)l weniger! Unser Schmierkäse mit Schinkengeschmack: köstlich!
Apropos Schmierkäse: ich bin echte Anwärterin auf einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde in drei Disziplinen: Dauersitzen, ungesundes Essen essen und wenig Bewegung! Vorsatz für den neuen Kontinent: das muss anders werden!!!
Die nächste Stadt auf unserer Reiseroute war Chabarovsk: unser absoluter Favorit! Auch am Amur gelegen hat sie sich im Laufe der Jahre fein herausgeputzt, viele der alten Häuser restauriert, schöne Parks angelegt, Straßencafés und nette Hotels locken die Gäste, die auch in Scharen kommen! Wie wir von einem Einheimischen, der in Deutschland studierte und promovierte, erfuhren, bekam die Stadt inzwischen 3 X den Titel: schönste Stadt Russlands! Und das können wir sofort glauben. Hier haben wir uns sehr wohlgefühlt – wie zu Hause. Und ein leckeres Eis gibt es: Pistazien mit echten Nüssen, hmmm.
Weiter wurde gefahren, gefahren, gefahren. Keine Dörfer mehr zu sehen. Die liegen alle weiter im Landesinneren, an der ehemaligen Hauptstraße! Die neue wird einige Kilometer nördlich der alten Trasse gebaut. So gab es als Abwechslung nur die Krähen oder wolfsähnliche Hunde. Immer auf der Suche nach LKW-Schlafplätzen haben wir manchmal schon um 17 Uhr angehalten, weil wir nicht sicher sein konnten, dass in absehbarer Zeit ein zweiter Platz kommen würde…
In Vladivostok angekommen wollten wir in einem guten Hotel (Motor Inn), das uns in unserem Reiseführer entsprechend beschrieben worden ist, einen Stellplatz für die hier verbleibenden Tage – bis zur Abfahrt nach Japan – erhalten. Leider konnten wir nicht mit hohem Besuch konkurrieren: Herr Putin persönlich erschien hier in V. für ein paar Tage in eben diesem Hotel! Auf meine Frage an einen der Sicherheitsbeamten, ob die Möglichkeit bestünde, den russ. Präsidenten zu Gesicht zu bekommen, kam die Antwort: “sure NOT”. Schade, das wär doch noch ein Highlight gewesen! So aber durften wir nicht einmal auf dem gleichen Parkplatz parken…(von wegen alle sind gleich!)
Vladivostok, Stützpunkt der russ. Marineflotte heißt übersetzt etwa: Beherrsche-den–Osten und war während der Sowjetzeit nicht nur für Ausländer geschlossen! Selbst Sowjetbürger benötigten Genehmigungen. Davon ist jetzt allerdings nichts mehr zu spüren. Hier endet auch die Transsib-strecke, jedenfalls die, die durch Russland führt. Haben wir in der Ukraine und Kasachstan ständig unsere “Abrwackautos” wiedergesehen, findet man hier fast ausschließlich japanische Fahrzeuge; zu erkennen an der Rechtssteuerung! Russische Fahrzeuge findet man in dieser Stadt genauso selten wie bei uns!
Die Neugier und der Appetit trieben uns in ein Kellerrestaurant, das von außen wenig einladend aussah. Ich hätte meine Nase auch nicht in den Abgang gesteckt… aber zum Glück ist Reiner nicht so empfindlich und es offenbarte sich uns ein großes ukrainisches „Pectorah“ = russische Schreibweise für Restoran! Wir waren super mutig und bestellten uns zum 1. Mal in Russland Kvas, ein Getränk aus Schwarzbrotrinde, Hefe, Zucker und Rosinen! Wenn wir gewußt hätten wie lecker das schmeckt, wären wir schon viel früher Fan von diesem Erfrischungsgetränk geworden. Ein Gruß aus der Küche wurde uns auch serviert: ein in flüssige Schokolade getauchtes Stück Speck. Sehr gewöhnungsbedürftig!
Die Stadt liegt auf unendlich vielen Hügeln, ständig gehts bergauf oder bergab (unsere Kupplung hat gelitten und fing an zu qualmen!). Viele Buchten oder Kanäle wurden mit neuen modernen Brücken überbaut und es gibt eine Menge Sehenswürdigkeiten, z.B. das Haus der Familie Brynner (Yul) oder das Kaufhaus Kunst & Albers, dass als steinernes Zeitzeugnis der Hamburger Kaufmannleute noch heute als Geschäft dient. Wir haben hier noch viel zu entdecken!
Während eines Spazierganges am „Goldenen Horn“, einem Teil des Vladivostoker Hafens, bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack auf Japan: eine russische Studentengruppe führte eine Kimono-Ankleide-Zeremonie vor! Das war interessant, wußte gar nicht, dass die armen Japanerinnen früher 9 Lagen (!) tragen mußten.
Jetzt haben wir ein Plätzchen auf einem “Campingplatz” direkt am Pazifik (ca. 20km von Vladivostok entfernt) gefunden. Aus unserem Esszimmerfenster sehen wir auf das in der Sonne glitzernde Wasser. Am Wochenende waren noch viele Strandurlauber aus der nahen Stadt hier zum Baden, jetzt ist es total ruhig und wir sind ganz alleine auf unserem Platz. Es stehen hier etliche Hütten bereit zur Vermietung. Das ist die russische Art zu campen. Man bringt sich alles für ein üppiges Mahl mit (oder auch mehrere), bezieht eine dieser Hütten, die es in verschiedenen Ausstattungen gibt (unsere hier auf diesem Platz sind aus der Sowjetzeit und haben auch seit dem keine neue Farbe mehr gesehen) und dann wird gefeiert! Lautstark! Es heißt, man trinkt nicht zum Essen sondern es wird gegessen beim Trinken! Kleiner Unterschied! Es stört auch niemanden (?), wenn aus allen Himmelsrichtungen unterschiedlichste Musik erdröhnt! Alle sind lustig und genießen die freie Zeit. Unsere Nachbarn kamen mit einem großen Stück Fleisch auf einer Plastikgabel und einem Wasserglas mit japanischem Whisky zur Begrüßung. Uns gefällt, dass sich die Familien und Freunde zu solchen fröhlichen Runden treffen! Mehr als einmal haben wir gesagt, dass wir das (ua.) gerne mit nach Deutschland nehmen würden!
Nun haben wir ein paar Tage Zeit. Unsere Verschiffung nach Japan ist am 11.9.. Wie es danach weitergeht, wissen wir bis heute noch nicht. Wir möchten so schnell wie möglich nach Australien, unser Spediteur hat uns aber im Vorfeld nicht darauf hingewiesen, dass seine Linie nur jeden 2. Monat nach A. fährt. Nun sind wir auf der Suche einer Transportmöglichkeit Ende September.
So, liebe Leute, das war’s aus Europa/Asien. Naja, Japan kommt noch und ca. 1 Stunde Süd-Korea!
Schön war’s bis hier! Und mit euch allen hat das Reisen noch einmal so viel Freude gemacht!
Wann wir uns wieder hier im Blog melden? Keine Ahnung! Aber irgendwann ganz sicher…
Liebe Chrischi und Reiner, danke für die kurze Nachricht!
Ich schreib hier mal rein, dass es Euch gut geht, dass Ihr in Japan ohne Internet sitzt und fleißig weiter plant, falls sich noch jemand Sorgen machte…
Knutsch und liebe Grüße 🙂 Doro
Hallo Ihr Beiden,
Da wir z.Zt. Mit „unserem Dicken“auch auf Seen(Boden -,Starnberg -,Ammer See) sind,haben wir heute erst Euren letzten Bericht mit Begeisterung gelesen und die vielen tollen Bilder bestaunt.Was für einErlebnis!!!!
Für Eure weitere Reise,jetzt seid Ihr ja schon in Japan!!!!!!,wünschen wir Euch weiterhin so viel Gutes,bleibt gesund, pflegt „Euren Dicken“ immer gut und paßt immer gut auf Euch auf.Wir sind schon sehr auf Eure neuen Abenteuer gespannt.
Herzlichste Grüße aus z.Zt. München
Gudrun und Harry
Ohhh – wie staunen wir, dass Ihr inzwischen (höchstwahrscheinlich) schon auf japanischem Boden seid!!
Wir kommen von einem im Verhältnis zu Eurer Reise kleinen Urlaub zurück, der jedoch ein Traumurlaub war, nämlich eine Kreuzfahrt auf der Donau. Und gleich nach der Rückkehr wählte ich mich wieder in Eure Reise ein und begucke mit Jürgen zusammen Eure Staionen auf dem Atlas.
Und danke, Chrischi, dass Ihr uns immer mitnehmt auf diese große – supergroße – Unternehmung! Alles Liebe und Gute weiterhin, heile Knochen und Räder, Eure Irmgard und Jürgen.
Hallo nach V…….,
auch aus Walle Bewunderung für euren Mut und Elan.
Wir hoffen das Ihr weiter euern Lebenstraum genießt und gesund und munter bleibt. Hier ist alles beim alten und wir kämpfen weiter gegen die B……. und für das DGH.
Es grüßen und bewundern Euch
Brigitte und Heinz
Hej!
Gratuliere zur erfolgreichen 1. Etappe. Habe alle Fotos sehr genossen – bis auf die zwei mit den Spinnen – aaaargggghhhh. Ich werde mich darauf einstellen, dass aus Australien noch mehr dieser Art folgen…. – gleicht es aus mit Känguruhs und Koalas!
Weiterhin eine gute Reise und ruhige See!
Beste Grüße
Holger
Hallo ihr Lieben, mehr als die Hälfte des Erdumfangs habt ihr inzwischen mit eurem Carthago abgerissen. Das ist schon einen großen Tusch wert. Silvia und ich freuen uns, dass ihr diese gewaltige Tour ohne größere Blessurern überstanden habt und wir werden euch heute in Gedanken im Land des Lächelns besuchen. Der schwierigste Teil liegt sicher hinter euch, und ihr habt ihn wirklich bravourös bewältigt!! Mögen euch die Nornen auch weiterhin gnädig sein und eure Reise segnen. Wir waren in letzter Zeit etwas im Stress durch einige Ausstellungen, die unserem Aaron (s. Mail Silvias an euch) große Erfolge beschert haben. Ich bin immer wieder schwer beeindruckt von all den Begegnungen, die ihr hattet, z.B. die Aussteiger, Allerhand, dass die euch in ihr Zelt ließen und fotografieren. Aber in gewisser Weise gehört ihr euch ja inzwischen auch zu ihrer „Zunft durch eure Lebensweise.
In any case -wir werden euren weiteren Weg via Japan nach Australien mit viel Interesse und unseren besten Wünschen begleiten.
Seid ganz fest gedrückt von S+H+A
Auch wir sind stolz auf Euch und froh, dass das erste große Ziel erreicht ist. Sind gespannt, wann wir wieder von Euch hören, bzw. lesen werden. Eure Berichte sind immer wieder packend und lassen uns etwas an Eurer großen Reise teilnehmen. Vielen Dank dafür und weiterhin gute Fahrt.
Eure drei Moorhühner
Auch wir sind stolz auf Euch und froh, dass das erste große Ziel erreicht ist. Sind gespannt, wann wir wieder von euch hören, bzw. lesen werden. Eure Berichte sind immer wieder packend und lassen uns etwas ann eurer großen Reise teilnehmen. Vielen Dank dafür und weiterhin gute Fahrt.
Eure drei Moorhühner
Moin Ellis
sind zurück aus der Bretagne. max ok wir ok haus ok. irgendwer hat unsere Mülltonne zurück ins carport geschoben, danke!
das ist ja der längste blogeintrag aller Zeiten 🙂
viel freude und spannende Erfahrungen in japan!!!
Wow, geschafft, herzlichen Glückwünsch !!!! Unglaublich, dass Ihr Euer 1. Etappenziel (und m. E. das Schwierigste) heil, gesund und munter geschafft habt!!! Ich bin stolz auf Euch!!!
Vielen Dank, dass wir Euch – Dank der schönen Fotos und Berichte- auf dieser Reise begleiten konnten! Wünschen Euch weiterhin eine Gute Fahrt mit ganz oft Lächeln auf den Lippen! 🙂
Liebe Grüße,
Syri + Familie
lächel, lächel!!!
Liebe Grüße nach W.!!! an die ganze Familie.
Umarmung,
Christiane und Reiner
Klasse, Ihr habe es geschafft und Euer erstes Ziel erreicht! Es ist immer wieder spannend Eure Berichte zu lesen und die schönen Fotos zu gucken – weiter so! Ist besser als TV! 🙂 Also auf zu neuen Kontinenten! Weiter gute Fahrt und alles Liebe, Eure Doro
Danke, du Liebe!
Musste gerade viel an Euch denken, als wir die 730 km von Stuttgart (waren bei Renate und Jo – liebe Grüße!) wieder zurück nach HL gefahren sind. Das kam mir schon weit vor… :-).
Tule freute sich über die Fortsetzung Eures Blogs per Brief und verfolgt Eure Berichte mit größtem Interesse!
Seid Ihr schon im Land des Lächelns angekommen?
Wie lange werdet Ihr dort bleiben?
Umarme Euch in Gedanken! Eure Doro