Nord-Norwegen und das finnische Lappland

Wir stehen auf einem Parkplatz am Ostseehafen von Kemi/Finnland. Zum Glück haben wir Zeit und wir können umdenken, neu planen und uns anders entscheiden! So geschehen heute Morgen: nach dem Frühstück beschrieben wir ein großes Blatt Papier mit unseren nächsten Zielen und eventuellen Ankunftsdaten. Nicht unwichtig, da wir einige Besuche auf unserer Rückroute eingebaut haben und es für alle Teile angenehm ist, ein wenig im Voraus planen zu können.

Seit Russland sind wir internetlos und auf free-wifi angewiesen, was sich bisher nicht immer als ganz leicht erwies. Um so größer heute die Überraschung und Freude, als wir am Hafen Schilder mit “freie Internet-Zone” lasen und deshalb nun schon seit geraumer Zeit hier an unseren PCs arbeiten und werden die geplanten Daten um einen Tag nach hinten verschieben!

 

Unser Grenzübertritt von Russland nach Norwegen war problemlos. Es gab wenig Verkehr und entsprechend kurz waren die Wartezeiten. Jedenfalls auf russischer Seite. Die Norweger wollten weniger die Papiere sehen als den an Bord befindlichen Alkohol kontrollieren.  Zugegeben: wir haben uns wenig Gedanken über Alkohol  gemacht, auch nicht die Dosen Bier oder die Flaschen Wein gezählt, dafür aber alle Kartoffeln verarbeitet, Möhrensuppen gekocht und den Käse/Joghurt hätten wir im Bett verstecken wollen,  hätten wir das nicht vergessen. Aber all diese Bemühungen wurden nicht honoriert, dafür krochen Reiner und der Zöllner unterm Tisch und auf dem Boden herum, durchsuchten alle Luken und Versteckmöglichkeiten nach eventueller Schmuggelware ab. Ein bisschen über dem Erlaubten hatten wir an Bord, aber es war klar, dass es sich um Eigenbedarf handelte und nicht um Ware, die zum Verkauf mitgeführt wurde, also hat der nette Mensch beide Augen zugedrückt und uns ziehen lassen.

Die ersten Eindrücke von der norwegischen Landschaft waren großartig! Und ab jetzt mussten wir die Augen auf der Straße offenhalten, denn Herden von Rentieren (aber auch Einzeltiere) wechselten ständig die Straßenseite , ziemlich sorglos! Auffallend häufig sind Albinos zu sehen! Und deren Fell scheint kräftiger und dicker zu sein als das der braunen: gestern habe ich in einem Souvenirshop (in dem ich nichts gekauft habe) die beiden Felle befühlt und verglichen, weil ich mich über die Preisdifferenz wunderte.

Über Kirkenes fuhren wir die Küstenstraße nach Nord-Osten hoch in Richtung Vardö. Dort erzählte uns ein Museumsangestellter, dass die Straße nach Hamningberg sehr interessant sei und wir die ca. 60km lange Strecke unbedingt fahren sollten. Er hatte Recht! Spitze Felsen rechts und links, kleine Häuschen, auf einem halbwegs geraden Platz gebaut und am Ende der Sackgasse der ehemalige Fischerort Hamningberg. Im 2. Weltkrieg waren hier deutsche Flakgeschütze stationiert, die Überreste davon als stumme Zeugen bei einer Wanderung durch die felsige Hügelwelt noch gut sichtbar. Heute wird das Örtchen noch als Feriendomizil genutzt.

Erfreulicherweise hat sich Norwegen sehr auf Wohnmobilfahrer eingestellt! Nicht nur, dass es überall Campingplätze gibt, es finden sich auch an den Straßen ausreichend Parkplätze mit Toiletten (Plumsklos), die ein kostenfreies Stehen ermöglichen. Da wir weitestgehend autark sind und nur hin und wieder Wasser tanken müssen, haben wir diese Möglichkeiten beinahe ausschließlich genutzt.

In der hübschen Stadt Vardö, auf einer Insel gelegen und nur durch einen fast 3km langen und 88m tiefen Tunnel zu erreichen, haben wir uns ein paar Tage aufgehalten. Sind herumgebummelt, haben den Möwen beim turteln zugesehen, uns die alte Festung angeschaut (in der sich auch wieder die Waffen-SS eingenistet hatte) oder der “Nordkapp” von den Hurtigrouten hinterher gewinkt. Interessant: es gab hier im 17. Jahrhundert eine enorme Hexenverfolgung mit Verbrennungen, Folterungen bis zum Tode oder Tod durch Erhängen. Allein in dieser menschenarmen Gegend wurden über einen Zeitraum von ungefähr 100 Jahren über 90 Menschen getötet. Meistens Frauen, die durch Heilkunde auffielen, aber auch Männer aus der Gruppe der Samen, die für ihr Volk als Medizinmänner tätig waren. Vor ein paar Jahren wurde ein Denkmal errichtet, dass alle Namen der Opfer nennt und ein ewiges Feuer spiegelt sich in vielen Glasflächen wieder.

Nur einkaufen war schwierig: wir hatten noch keine norwegischen Kronen und wollten dieses kleine Problem auf einer Bank lösen, indem wir Euros zum Tausch geben wollten. Große, verständnislose Augen beim Kassenmensch: Geld tausche man in Norwegen schon lange nicht mehr um, dazu müsse man nach Oslo zur Landeszentralbank… ähnlich wie bei uns, wenn wir noch alte D-Mark umtauschen wollen. Meine EC-Karte hat der Automat gleich geschluckt (warum? keine Ahnung! Gültig bis 2019, Pin sollte auch richtig gewesen sein) und Reiner hat seine Pin-Nummer gleich ganz vergessen, blieb also nur die Kreditkarte. Wie gut, dass man immer noch eine Möglichkeit hat…

Je weiter wir jetzt nach Süden kommen; gestern haben wir wieder einmal den Polarzirkel überfahren, um so wärmer wird es wieder. Hoch oben an der Barentssee hatten wir nicht mehr als 8°C , auf den finnischen Fjellhügeln wehte dazu noch ein kalter Wind und hier an der Ostsee sind es schon wieder 16° und die Sonne zeigt sich hin und wieder. Zwischen Norwegen und Finnland gibt es die Grenze nur noch auf dem Papier wie es schien. Ein paar verlassene Holzhütten rechts und links und die Hinweistafeln, dass wir uns jetzt auf finnischem Gebiet befinden waren alles. Für uns jetzt wieder einfach: es wird mit Euros bezahlt. Nur vergleichen sollte man nicht, denn die Lebenshaltungskosten sind hier um einiges höher als bei uns. Wie schade, dass das mitgebrachte Bier schon alle ist …

Je weiter wir nach Süden kommen, um so eintöniger wird das Landschaftsbild: kilometerlang Kiefernwäldchen auf beiden Seiten, die einen Durchblick auf eventuell  dahinterliegende Seen nur schwer zulassen, die Gefahr von Rentierherden gerammt zu werden lässt ebenfalls nach, dafür sehen wir jetzt häufiger die Achtungsschilder, die vor Elchen warnen. Bisher hat sich aber noch kein solch ein Großwild meiner Kamera gestellt.

Nun wird Reiner langsam hungrig und ich werde aufhören zu berichten. Aber nicht ohne ein paar Fotos anzuhängen:

(Ein kleiner Reisetipp für die Lachsangler: Mitte Juni bis Anfang Juli ziehen hier in den Flüssen die Lachse, es gibt diverse Veranstaltungen rund um den Lachs und sowohl im als auch am Wasser muss der „Bär“ los sein)

kurz hinter der russisch/norwegischen GrenzeLachsfluß in Neiden, ca. 60km hinter Kirkenesauf dem Weg von Kirkenes nach VardöFischzucht auf dem Weg von Kirkenes nach Vardöauf dem Weg von Kirkenes nach Vardöso kann man auch zum Ausdruck bringen, wofür sein Herz schlägt!Mächtiges Rentier aus einer ganzen Herde, auf dem Weg von Kirkenes nach Vardöes wird immer nebeliger und nasser! Auf dem Weg von Kirkenes nach Vardöatemraubende Landschaft bis HamningbergStraße im Nebel, zwischen Vardö und HamningbergNebelberge, zwischen Vardö und HamningbergNebelberge, zwischen Vardö und HamningbergKlettertour in HamningbergÜberreste dt. Flakstellungen, Klettertour in HamningbergÜberreste dt. Flakstellungen, Klettertour in HamningbergKlettertour auf Schafspfaden in HamningbergHamningbergalte Häuser im Fischerdörfchen HamningbergSchroffe Felsen zwischen Hamningberg und Vardözwischen Hamningberg und VardöTunneleinfahrt zur Insel VardöDenkmal für die Opfer der Hexenverbrennungen im 17. Jh. (ca. 90 Frauen und Männer)die Festung Vardöhus in VardöVardöDie Nordkapp von der Hurtigrouten-Linie zu Besuch in VardöSeeschwalbe mit kleinem Fischdie kleinen Fische knabbern ab einer Qualle herum, das Wasser im Hafenbecken von Vardö ist so klar wie in einem Aquarium2 Turtelmöwenwunderhübsche kleine Blüte, nicht größer als mein Daumennagelein Ren am Parkplatz, ganz nah am Autoleere Campingplätze am Inarisee/Finnland. Die Saison ist Mitte August schon vorbeiim Lemmenjöki NP, Nordfinnlandwir finden Unmengen Birkenpilze und bereiten uns ein vorzügliches MahlBartflechten, Nahrung der Rentiere im Winterauf dem 440m hohen Kaunispää, im Winter Skigebietauf dem 440m hohen Kaunispää mit AussichtsplattformGlasiglus, die im Winter zum Eishotel werdenEhemalige Goldsucherstadt, jetzt Touristenspektakel, Tankavaarameine Lieblingshaltung beim Steinchen suchenMittagspause an diesem unglaublich blauen SeeKemi-Ajos, Flügel für Windkrafträder werden verschifftEisbrecher Sampo in Ajos/Finnlandeine finnische Windschutzhütte, in der Feuerholz bereit liegt und man sich aufwärmen kannkleiner Fischereihafen an der finnischen Ostsee in Ajos...und der Weihnachtsmann lauert überall... Kleinstadt Kemi, Finnland  tschüüüüß!

3 Gedanken zu „Nord-Norwegen und das finnische Lappland

  1. Hallo Ihr Schnuckels, ich habe mal Eure Route von Vardö nach Hamningberg mit Streetview nachgefahren, wirklich atemberaubend! Dagegen sieht Kemi ja geradezu lieblich aus mit den vielen Birken. Auf Streetview schon mit Schnee und Eisschollen auf der Ostsee – so kalt habt Ihr es hoffentlich nicht! Wir genießen hier auch den Sommernachschlag, waren schon am Strand zum Baden, haben heute mit Helmut und Lars gegrillt – hmmmm… Habt Ihr auch schon gebadet? Wie warm ist denn die Ostsee bei Euch?
    Bis bald! Knutscher von Doro

  2. Hallo,
    wie immer toller Bericht und Super Bilder.
    Wir bewundern euch.
    Macht weiter und bleibt gesund.
    Die Waller

    • Vielen Dank! Unser Kühlschrank ist mal wieder defekt und das bei hochsommerlichen Temperaturen. Werden langsam die Heimreise antreten. Aber einen Fotobericht wird es noch geben. LG

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