Ein kleines bisschen Abenteuer zu Beginn der zweiten Etappe unserer Weltreise um die halbe Welt:
Abflug von Hannover (eine gute Freundin hat uns zum Flughafen gebracht) nach Amsterdam, nach kurzem Aufenthalt Weiterflug (dieses Mal Hannover von oben) über Polen, Russland (jetzt haben wir ein Weilchen geschlafen) und Indien nach Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaysia. Glücklicherweise waren einige Plätze der Zwischenklasse ‘Premium’ (= Economy aber mit etwas weiterem Beinabstand zum Vordermann und die Rückenlehne lässt sich etwas tiefer verstellen als in der Holzklasse; sehr zu empfehlen für Leute, die über einen etwas umfangreicheren Körperbau verfügen, deswegen von uns gebucht) freigeblieben, so dass wir uns ausbreiten und nachts sogar die Beine hochlegen konnten. Wären nicht die vielen Armlehnen und Anschnallgurte gewesen, die unermüdlich versuchten uns in den Rücken oder in die Flanken zu drücken, könnten wir von einem angenehmen Flug sprechen (der Nörgler findet immer ein Haar in der Suppe…).
Das Bodenpersonal der KLM in Hannover staunte nicht schlecht: unser Gepäck bestand in der Hauptsache aus 4 Bremsen (Scheiben und Beläge) für unser Gefährt. Das Gewicht alleine hierfür entsprach dem des Freigepäcks: 46 kg! (2 x 23kg im Flugpreis inbegriffen). Für unsere persönlichen Sachen, wofür wir ein drittes Gepäckstück benötigten, musste also Übergepäck bezahlt werden (80 €, weil wir frühzeitig buchten, sonst 100 €). Warum so schwere Ersatzteile im Gepäck? Eigentlich hätten wir schon in Australien die Bremsen erneuern lassen müssen. Wäre die einfachere Variante gewesen. Das haben wir leider versäumt. Dort gibt es Fiat-Werkstätten und entsprechende Ersatzteile – hier in Malaysia sind wir da nicht so sicher, nicht zu reden von Thailand oder Laos. Da wir aber auf ‘Nummer Sicher’ gehen wollten, musste wohl oder übel geschleppt werden. 2 Bremsteile wurden in einem Rucksack verstaut, der glücklicherweise das Gewicht, entgegen meinen Befürchtungen, auch aushielt, und die beiden anderen kamen in einen kleinen Stoffkoffer, von Schlafanzügen ummantelt und mit Halteriemen verschnürt. So weit – so gut! Bis zum malaysischen Zoll gab es keine Probleme. Auf dem Laufband vor gewissenhaft nach Schmuggelware Ausschau haltenden Beamten, ertönte bei dem kleinen Koffer ein schriller Warnlaut und eine aufgeregte Frau in Uniform stürzte sich auf unser Gepäck. Glück im Unglück: Das Handgepäck wurde nicht durchleuchtet und 2 der Bremsen waren in einem Rucksack untergebracht (s. oben), was nach Handgepäck aussah! Hätte jemand angefasst… Offensichtlich hatte die Dame vom Zoll noch nie Bremsen im Gepäck gesehen, jedenfalls war sie völlig unsicher, glaubte aber zu wissen, dass so etwas einfuhrsteuerpflichtig sei (bei einem Mitreisenden wurde zu viel Alkohol gefunden, da waren sich alle einig, was das an Zollgebühren bzw. Strafe kostet). Wir waren überhaupt nicht gewillt, die Summe von umgerechnet 400 € (diese Zahl schwirrte einige Zeit im Raum) zu zahlen und so ließ Reiner mich auf dem Kontrolltisch sitzen und marschierte zu Vorgesetzten von Vorgesetzten, die allesamt keine Ahnung hatten bis er schließlich jemanden bezirzen und überzeugen konnte, dass wir keine Handelsware sondern ausschließlich Ersatzteile für unseren, hier in diesem Lande stehenden, Wagen im Gepäck hatten. Etwas genervt aber mit einem Grinsen auf dem Gesicht, gab er mir bei seiner Rückkehr Zeichen, schnell verschwinden zu wollen – nicht, dass es sich noch jemand anders überlegte !
Nun mach ich es kurz: diese vielen Kilos mussten vom Flughafen zum Bahnhof, aus dem Zug in einen anderen Bahnhof, wieder in einen Zug und am Ankunftsort zu einem Taxistand geschleppt werden. Folgendermaßen waren wir bestückt: Reiner mit Bremsenrucksack und Bremsenkoffer (auf Rädern aber ohne Schiebegriff, der hatte sich schon in Hannover verabschiedet), ich mit Reisetasche voller persönlicher Dinge (wie ua. Leberwurst in Dosen, Kaffee und 2 Flaschen Wein etc.), Handgepäckrucksack (auch nicht gerade leicht wegen Laptop etc.), Fototasche, Naschtüte (von guter Freundin mit auf den Weg gegeben) 2 Winteranoraks und 2 Strickjacken über dem Arm. Wir waren beide fast am Ende unserer Kräfte; die schwüle Hitze nach einer kurzen Nacht, dicken Jeans und festem Schuhwerk gepaart mit einem völlig überfüllten Vorstadtzug – natürlich zur Rushhour – hätte uns beinahe ‘den Rest’ gegeben. Als das geschafft war und wir unser Mordsgepäck endlich im Wohnmobil hatten, konnten wir uns relativ entspannt auf den Weg zurück zu unserem Hotel machen (erste Nacht haben wir uns eines in der City gegönnt, das Womo steht ca. 1 Stunde Zugfahrt entfernt in Port Klang, wo es aus Australien kommend angeliefert wurde), genüsslich im Straßenrestaurant scharfen Reis mit Knochenhühnchen (heißt bei uns so, weil die Hühner im Ganzen zerhackt und gegart werden. Für den Geschmack und den Wirt sicher besser, aber für den kauenden Gast?) verspeist und im Anschluss eine gute Nacht gehabt.
Am nächsten Morgen – nun ausgeruht, erfrischt und ohne schweres Gepäck konnten wir es kaum erwarten, zum Wohnmobil zu kommen. Am Abend zuvor waren wir viel zu müde, als dass wir uns über das Wiedersehen hätten freuen können. Jetzt aber waren wir beinahe ‘ganz aus dem Häuschen’: Kein Einbruch, kein modriger Geruch im Inneren des Wagens trotz übelster Hitze und einer Luftfeuchtigkeit von mindestens 120% ! Alles war in Ordnung und genau so, wie wir es vor 3 Monaten verlassen hatten, bis auf die Mini-Mini-Ameisen, die sich eine nette Autobahn zu unserem Zuckertopf gebaut hatten. Einige 100 sind irgendwie vom Weg abgekommen und im Salztopf gelandet, wo sie einen schrecklichen, qualvollen Verdurstungstod starben (stell ich mir jedenfalls so vor). Bis heute habe ich die winzigen Dinger nicht überzeugen können, dass es jetzt wieder unser Zucker ist und zwar ausschließlich!
Wir fanden eine Werkstatt (haha, Werkstatt! Aber egal, die Arbeiten wurden bisher immer zu unserer Zufriedenheit ausgeführt), die uns am darauffolgenden Tag die Bremsen einbauen wollte. Für 200 Ringits (geteilt durch 3,8 = Euro). Waren gespannt, wie sie den Wagen aufbocken wollten…
Es hat nicht ganz so geklappt wie geplant, weil wir am nächsten Morgen erst um 11.30 Uhr aufgewacht sind. Alle beide! Irgendwie hatte es unser Körper noch nicht richtig mitbekommen, dass ihm 6 Stunden abhanden gekommen waren. Jedenfalls war unser Schlafrhythmus noch ziemlich durcheinander. Trotz der erheblichen Verspätung hat es die Werkstatt hinbekommen, die Arbeit noch zu erledigen – immerhin 4 Stunden Ackerei! Und überhaupt keine Schwierigkeiten beim Aufbocken. Alles an benötigtem Werkzeug war vorhanden. Zum Dank durfte der Mechaniker sich in unserem ‘Heim’ umschauen und es von allen Seiten fotografieren. Und eine Probefahrt durfte er auch machen! Zum ersten Mal in seinem Leben lenkte er ein linksgesteuertes Fahrzeug. Hat er ganz prima gemacht!
Auf Anraten von Ruth und Martin, einem Paar aus England, die jahrelang mit einem Boot die Weltmeere befuhren bis sie während eines Zyklons Schiffbruch erlitten und sich nun seit einigen Jahren in Thailand und Malaysia das nötige Geld verdienen, das Schiff wieder seefest zu reparieren, besuchten wir die Insel Carey, nicht weit entfernt von Port Klang, unserem derzeitigen Aufenthaltsort. Die größte Fläche – wie überhaupt überall in Malaysia – wird für den Anbau von Kokospalmen genutzt, die Ölgewinnung hieraus ist ein lukrativer Industriezweig geworden. Viel interessanter aber war der Besuch eines Kulturcenters der Ureinwohner Mah Meri, eine Untergruppe der Orang Asli (Mann der Erde), die bis heute auf dieser Insel leben. Alle Ureinwohner zusammengenommen ergeben 0,6% (!) der malaysischen Bevölkerung, die mit Abstand größte Zahl der heutigen Einwohner besteht aus Polynesiern und Indonesiern. Danach kommen mit ca. 30% Chinesen.
Ich will versuchen, morgen diesen Beitrag in den Blog zu setzen, bevor wir uns auf den Weg in die Camerons machen wollen. Wir haben noch 3 Tage Zeit bis wir unsere Gruppe treffen wollen.
Last but not least: ein nettes Ehepaar aus unserem Heimatort hat in diesen Tagen das Fest der Goldenen Hochzeit gefeiert! Auch von uns an dieser Stelle herzlichen Glückwunsch!!!
Und nun ein paar Fotos: