Unser erstes Anlaufziel in Montenegro ist die Kleinstadt Bijela. Auf meiner App für Stell- und Campingplätze war hier das erste Autokamp eingezeichnet nach der Bosnien-Herzegowina-Grenze. Übrigens vielen Dank an meine Schwester, die mir einen Zeitungsausschnitt kopiert und gesandt hat, in dem es viele interessante Tipps für Wohnmobilisten gab. Einer davon ist diese App!!! Sie funktioniert prima!
Aber ich will dort beginnen, wo ich das letzte Mal aufgehört habe: in Trogir/Kroatien. Am Abend vor unserem Besuch der Altstadt konnten wir sehen, dass es ein Bootstaxi gab, Anlegestelle nur wenige Meter von unserem C.platz entfernt. Morgens in aller Frische sind wir tapfer in die Stadt gewandert, ordentlich Pflaster getreten und als nachmittags die Füße müde wurden, haben wir uns das Taxi nach Hause gegönnt. Es hat umgerechnet nur 3€ gekostet, das kann man sich ja mal leisten. Die romanisch-gotische Altstadt wie sie jetzt zu sehen ist, wurde Mitte des 15. Jh. wieder aufgebaut, jedoch gibt es erste Aufzeichnungen aus dem 3. Jh. vor Chr., damals als griechische Siedlung. Seit 1997 ist sie aufgenommen als Weltkulturerbe der UNESCO. Aber es war voll! Zusätzlich zu den vielen Touristen (über die wir uns ja nicht wirklich beschweren können, sind ja selbst welche) fand ein Fahrradrennen statt, das überlaut durchs Mikrofon kommentiert und in den Redepausen mit Discomusik begleitet wurde. Mit anderen Worten: die kleinen Gassen waren übervoll, die Restaurants besetzt mit Chinesen, die sich in großen Scharen durch das Städtchen quetschten und jedes Fotomotiv durch Selfies blockierten. Trotzdem war es ein schöner Tag!
Wieder unterwegs hieß es einen neuen Übernachtungsplatz zu finden. Eine sich allabendlich wiederholende Suche – manchmal etwas nervig, wenn weit und breit nichts von einem Autokamp zu sehen ist. So wie an diesem Abend! Endlich, nach langer Fahrerei, das erlösende Hinweisschild an der Straße: Rio’s Camping , 7km. Wir fanden ihn sofort: umzäunt mit flatternden, zerrissenen Tarnnetzen und einem Holzhüttchen als Rezeption mit einem Preisschild für Campinggäste. Nur ließ sich leider niemand blicken. Wir ließen das Auto stehen und liefen zu Fuß über den seit Jahren nicht gepflegten Platz, wunderten uns über ein paar Wohnwagen, die offensichtlich hin und wieder benutzt werden und trafen am Ende einen etwas einsilbigen Mann vor seinem Wagen sitzend, der, nach dem Platzwart befragt, die Achseln zuckte und meinte, dieser schliefe wohl… Von einer benachbarten Strandbar kam uns ein Mann zu Hilfe, der mit seinem Handy den Besitzer des Platzes herausklingelte. Schlaftrunken (oder vielleicht auch ohne Schlaf… ) winkte er ab, als wir ihm das abgezählte Geld (15€) in die Hand geben wollten, statt dessen streckte er uns eine Schale mit frischen Erdbeeren entgegen und wollte offensichtlich in seiner Ruhe nicht gestört werden. Dieser Platz lag an einem Fluss mit altem Olivenbaumbestand, soweit wirklich schön, nur leider gab es schon sehr viele Mücken. Also bauten wir flink alles für die Nacht auf und verließen unseren Dicken erst am nächsten Morgen. Wieder an der “Rezeption” angekommen, stand der Besitzer schon draußen, wach und redselig, erzählte von seinen Ländereien, Plantagen und was ihm noch so alles gehöre und schenkte uns die Übernachtung! Der hilfsbereite Mann aus der Bar vom Vorabend erschien auch erneut, dieses Mal mit einer Plastiktüte, die er uns freundlich lächelnd übergab: 2 kleine Weißkohlköpfe als Wegzehrung wechselten den Besitzer. Unsere überraschten Gesichter kann sich wohl jeder vorstellen!
Irgendwann erreichten wir die Grenze nach Bosnien-Herzegowina. Die Landeswährung in Kroatien heißt Kuna, die in BH Konvertible Mark. Also wieder Geld wechseln – wie lästig. Wir schauten uns Mostar an, bekannt durch die rekonstruierte Stari Most (alte Brücke) und die Koski-Mehmed-Paša-Moschee. Die echte alte Brücke wurde im Bosnienkrieg zerstört aber schon nach wenigen Jahren wieder aufgebaut. Die sehenswerte Altstadt – wie gehabt überfüllt – war schnell durchlaufen, aber auf den Turm der Moschee (Minarett) musste ich unbedingt noch. Reiner verweigerte sich und wartete am Brunnen vor dem (Eingangs-)Tore. Die “Besteigung” stellte sich als äußerst anstrengend heraus, die Stufen waren sehr schmal und aus glitschigem Stein und es ging immer rund, rund, rund ohne Plattform zum Pausieren. Der Ausblick von oben ist allerdings grandios auch wenn der Turm wackelte und ich mich anstrengen musste, nicht “seekrank” zu werden. Der Abstieg war nicht minder anstrengend (die Kniee) und ich war wirklich froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Blagaj ist der nächste Ort, den wir besuchten und wo wir auch einen sehr schönen Platz direkt am Fluss fanden. Dieser Ort ist bekannt durch eine der größten Karstqellen Europas: die Buna-Quelle. Sie entspringt aus einer 200 m tiefen Felsenhöhle mit einer Schüttung von 43.000 Litern pro Sekunde!!! Dabei ist der ganze Fluss nur 9km lang und mündet in die Neretva. Der Quellort hatte schon einen türkischen Sultan dermaßen beeindruckt, dass er dort im 16. Jh. ein Kloster für einen Derwischorden erbauen ließ. Viele Restaurants buhlen um Essensgäste, wir ließen uns gerne überreden und bekamen einen riesigen Grillteller. Weil trotz selbstgebautem Alublinker keine Forelle aus “unserem” Fluss anbeißen wollte, kauften wir uns in der nicht weit entfernten Forellenfarm 2 Exemplare, die für uns frisch aus dem Becken geholt und vor Ort geschlachtet wurden (oder wie man das nennt…). Wir haben wieder unseren Tisch-Räucherofen dabei und die beiden Prachtstücke haben uns wunderbar gemundet.
Montenegro werden wir wohl mehr oder weniger als Transitland nutzen, denn uns reizt jetzt Albanien! Wie es dort weitergeht… ihr werdet es erfahren! Bis dahin!!!
Es hat noch nicht ganz gut geklappt mit der Übertragung der Fotos. Aber immerhin sind die Untertitel zu lesen.