Türkei, 1. Teil bis Göreme/Kappadokien

Heute nehmen wir Abschied von einer wundervollen Gegend, in der wir aus dem Staunen nicht herauskommen, wo wir den besten Campingplatz seit ewigen Zeiten fanden und in der wir noch Tage verbringen könnten, wenn nicht die Zeit drängte…

Aber die Reise durch die Türkei beginnt am 14.6. am Marmarameer, das Europa von Asien trennt. Trotz unserer Bedenken überquerten wir die unsichtbare Grenze zwischen den beiden Kontinenten per Fähre. Bedenken deshalb, weil unser Überhang hinter den Hinterrädern so lang ist, dass wir oft bei schrägen Auffahrten aufsetzen, was außerhalb des Fahrzeugs kein schönes Geräusch gibt und unserem Dicken unterwärts auch nicht guttut! Aber es hat alles geklappt.

Die erste Station sollte Troja sein. Die Liebesgeschichte zwischen Helena (aus Griechenland und eigentlich verheiratet mit Menelaos) und Paris (aus Troja)endete nach 10 Jahre andauerndem Krieg durch die Kriegslist der Griechen, die sich in einem übergroßen Pferd, das als Geschenk getarnt an die Trojaner übergeben wurde,  versteckten und so die Stadt einnehmen und zerstören konnten.  Heute gibt es den Schauplatz mit einigen Ruinen und einem nachgebauten hölzernen Pferd und einige 100 Meter davon entfernt ein Museum. Wir übernachteten ganz in der Nähe des Museums, das wir am folgenden Tag auch besuchten. Die alten Steine und das Pferd schenkten wir uns, es goss nämlich unaufhörlich…

Nächste wichtige Station: Pamukkale (Betonung auf …muk…) Schneeweiße Kalksteinterrassen, die permanent von warmem – angeblich heilendem – Quellwasser bespült werden ist ein Magnet für zig-tausende Touristen, täglich. Barfuß ist es den Menschen erlaubt die Terrassen zu betreten und etliche nutzten die Möglichkeit sich in Badehose oder Bikini in den kleinen Becken zu aalen. So viel verbrannte Haut wie an diesem Tag haben wir noch nirgends gesehen. Ein Stück in fußläufiger Entfernung besuchten wir die antike Stadt Hierapolis, deren Amphittheater eines der besterhaltenen des Landes ist.

Ein bisschen was aus unserem Alltag auf der Straße: immer wieder stellen wir fest, dass man am besten fährt, wenn man sich dem einheimischen Verkehr anpasst, d.h. bei roter Ampel noch schnell über die Kreuzung rasen, oder auf einer 4-spurigen Schnellstraße mal eben eine 5. oder 6. Spur einrichten, wenn einem der fließende Verkehr zu langsam erscheint. Natürlich halten wir uns an die Geschwindigkeitsbegrenzung:  82 Km/h sollen es sein (!!) und kontrolliert wird das durch Papp-Polizeiautos, die oft sogar blaues und rotes Blinklicht auf dem Dach haben. Natürlich ist auch wieder etwas Blödes passiert: nicht ahnend, dass unsere Navigationshilfe uns auch auf mautpflichtige Straßen führt, freuten wir uns über eine besonders gut ausgebaute Autobahn von Izmir nach Pamukkale bis wir plötzlich an einer Kontrollstation ein Blinklicht und einen schrillen Signalton vernehmen mussten, was beides offensichtlich uns galt. Nun war guter Rat teuer! Sofort wurde das Internet befragt und tatsächlich: es gibt in der Türkei genau 6 Straßenabschnitte, die mit einer Maut belegt sind und nur elektronisch über das Bankkonto bezahlt werden können. Man muss sich also, will man eine solche Straße benutzen, vorher bei einer Post (!!) registrieren lassen und ein  Guthaben einzahlen, von dem dann an jeder Station eine gewisse Summe abgezogen werden kann. Wir erfuhren, dass wir das auch nachträglich erledigen könnten und machten uns in den folgenden Tagen auf die Suche nach einer Post, hier PTT genannt. Wir lernten, dass eine PTT nicht gleich eine PTT ist. Es gibt kleine Poststellen in den Ortschaften, die noch nicht einmal Päckchen annehmen (wir mussten unsere versehentlich mitgenommenen Schuppenschlüssel nach Hause schicken) , andere, die nachmittags geschlossen haben oder Postbanken, die sich auch PTT nennen. Irgendwann hat es aber geklappt und wir wurden registriert, bezahlten 60 TL (knapp 10 €) und bekamen eine kleine Quittung. Heute erfuhren wir, dass inzwischen zu Hause ein Schreiben eingetroffen ist mit der Aufforderung 2,40 €  zu bezahlen…

Und nach einigen Tagen Fahrerei durchs Land, Übernachtungen in Parkanlagen oder Seitenwegen mit Hundegebell (Straßenhunde begleiten uns seit Kroatien, tagsüber liegen sie träge in der Sonne und wenn man sich schlafen legen möchte, fangen sie an sich zu unterhalten: die Distanzen zwischen den einzelnen Rudeln sind groß und entsprechend laut muss gebellt werden)  kamen wir in Göreme /Kappadokien an. Diese Gegend ist bekannt für seine Feenkamine und aus der Bronzezeit stammenden Felsenhäusern, die später von den Christen als Unterschlupf dienten und man deshalb auch viele Kirchen und Klöster findet. Wir fanden einen Traum-Campingplatz: oberhalb der Stadt Göreme , mit einer wunderbaren Aussicht auf die täglich morgens um 5 startenden 115 Ballons (Anzahl heute von unserem jungen Platzwart erfahren). Unternehmungen: 1 Tagesausflug per Bus mit Guide, der uns die  steilsten Felsen emporklettern ließ und uns durch die dunkelsten Tunnel schleuste,  uns im Eiltempo einen 4 km langen Marsch  durch ein Valley schickte, ein mittelprächtiges Mittagessen servieren ließ aber sonst ganz nett war…(Preis  35€ / Pers.). Und heute sind wir viele Kilometer trotz Muskelkater in den Beinen nach und durch Göreme gelaufen, haben uns über die einmalige Landschaft gefreut und nach einem leckeren Abendessen draußen vor unserem Wagen mit einem Glas Campari den Sonnenuntergang genossen.

Und nun wieder, wie immer….

P1500955 Wir haben die Türkei erreichtP1500962 Darstellung des Mann-gegen-Mann-Krieges 1915 (Australier u. Neuseeländer gegen Osmanen)P1500957 das Marmarameer trennt Europa (linke Seite) von AsienP1500973 die Fähre, die uns nach Asien bringen wirdP1510016 wir erreichen AsienP1510028 malerische Buchten überallP1510041 während der Fahrt aus dem AutofensterP1510050 Pamukkale, schneeweiße KalksteinterrassenP1510052 Pamukkale, für Touristen begrenzt begehbarP1510067 Pamukkale, Reiner steht knietief in HeilwasserP1510078 Pamukkale, das Wasser muss ständig fließen, sonst wird der Kalk braunP1510081 wie man sieht, sind wir nicht ganz alleinP1510093 Pamukkale, KalksteinterrassenP1510110 antike Stadt Hierapolis bei PamukkaleP1510111 antike Stadt Hierapolis bei PamukkaleP1510118 eines der best erhaltenen Amphittheater in der Türkei, 133 v. Chr., für 10000 PersonenP1510126 erhaltene Reliefs über dem TheatertorbogenP1510129 antike Stadt Hierapolis bei PamukkaleP1510145 Höchstgeschwindigkeit 82 KmhP1510173 Papppolizeiautos sollen den Verkehr beruhigenP1510157 Prost, Ayran. Kefirähnliches Getränk vom Stand an der StraßeP1510181 Schafherde unterwegsP1510211 5 gesunde Jungstörche im NestP1510217 in einem anatolischen DorfP1510225 Weizenfeld mit HausP1510230 Straße nach KappadokienP1510390 Landschaft um GöremeP1510255 die ersten Ballons steigen auf, morgens um 5.30hP1510263 es werden immer mehr BallonsP1510270 wir haben einen super Campingplatz mit diesem Ausblick!P1510280 wir sitzen 1. Reihe bei diesem Schauspiel!P1510277 schließlich sind 115 Ballons in der LuftP1510313 Pigeon Valley, im Hintergrund GöremeP1510324 Ihlara-Valley, 4km am Fluß entlang gelaufenP1510361 die äußere Schicht ist Basalt und in den weicheren Kalksandstein wurden ganze Städte gehauenP1510383 direkt gegenüber unseres C-platzes befindet sich eine Felsenkirche aus dem 8. Jh n ChrP1510424 Feenkamine bei GöremeP1510438 Göreme liegt direkt an den alten, z.T. noch bewohnten FelsenhäusernP1510444 Abschiedssonnenuntergang in Kappadokien

Griechenland, erst nass dann heiß

Von Albanien kommend passierten wir die Grenze nach Griechenland bei Kakavi, wir wollten von hier aus nach Osten zur Vikos-Schlucht, der tiefsten Europas. Aber schon an der Grenze wurde es schwierig: die Albaner hatten keine Probleme uns ziehen zu lassen, aber auf der griechischen Seite staute sich der Verkehr. Wir standen eine ganze Weile und schauten den wenigen Beamten zu wie sie zu Mittag gingen oder einfach für unverständlich lange Zeit in ihren Kabäuschen verschwanden. Der Himmel verdunkelte  sich immer weiter und dicke Gewitterwolken zogen auf. Als wir endlich an der Reihe waren, wollten sie kaum unsere Papiere sehen und winkten uns durch… Übrigens: an der albanischen Grenze stand ein deutscher Polizist in voller Montur, dh.  mit Pistole und Knüppel und was sonst noch dazu gehört.

Zur Vikos-Schlucht war es nicht sehr weit, es war aber durch die elend lange Wartezeit schon spät geworden, also suchten wir uns einen einigermaßen ebenen Stehplatz um zu übernachten. Am nächsten Morgen sollte es dann zu einem Viewpoint gehen, der mit einer atemberaubend schönen Aussicht warb. Aber das Wetter meinte es nicht gut mit uns: es war regnerisch und kalt, die Wolken zogen unter uns durch das tiefe Tal, das wir eigentlich von oben bestaunen wollten und zu sehen war nichts! Laut Wettervorhersage sollte es sich in den kommenden Tagen nicht ändern, so dass wir uns von diesem Wunsch verabschiedeten.

Mehr durch Zufall als gewollt tauchten aus dem Nebel die steinernen Bogenbrücken bei  Kipi aus dem 18. Jh auf, eine kleine Entschädigung für das Entgangene (Vikos-Schlucht und Meteoraklöster).

In Patras (Peloponnes),  das Wetter wurde freundlicher je weiter wir nach Süden kamen,  bestaunten wir die Hängebrücke über den Golf von Korinth und aßen die ersten, besten und billigsten Suflakis (Schweinefleischwürfel am Spieß gegrillt).  Kein Spieß später konnte mit diesen, an einem kleinen Imbiss unter der Brücke erstandenen mithalten.

Natürlich durfte der Besuch der Ausgrabungsstätte des antiken Olympia aus dem 5.-3. Jh v. Chr. nicht fehlen, da wir schon mal in der Nähe waren. Lt. Infotafeln ist Olympia immer Sportstätte mit Arenen und Schulen gewesen, aber auch heilige Opferstätte mit Altären für Hera und Zeus. Hier entstand der Geist der Olypiaden und hier wird bis heute das olympische Feuer entfacht und zum Austragungsort gebracht.. An diesem Ort zu stehen war schon ein besonderes Gefühl.

Weiter gings entlang der Küste Richtung Süden, dh. es wurde immer wärmer… Enge kleine Städtchen, durch die unser Dicker kaum hindurchpasste begeisterten uns wie z.B. Pylos. Wir fanden wider Erwarten einen Parkplatz und bummelten ein wenig durch die, von Touristen überfüllten Straßen. Immer mal wieder  müssen wir natürlich tanken: zur Info, das Benzin kostet hier zwischen 1,60€ und 1,80€/ Liter und Diesel zwischen 1,35€ und 1,50€. Natürlich suchen wir immer ein bisschen herum…

Ich fasse jetzt die antiken Stätten, die wir uns angesehen haben, zusammen: Messene, alte Hauptstadt Messiniens, gilt heute als eine der schönsten Ausgrabungen Griechenlands; Kenchreai, Hafenstadt, deren Mauerreste aus dem Wasser ragen und wo – angeblich – Petrus auf seiner Missionsreise angelandet sein soll. Dann die sehr schöne aber unglaublich abgelegene und wenig bis gar nicht ausgeschilderte Klosteranlage Ossios Loukas mit 2 sehr gut erhaltenen Kirchen aus dem 10. Jh. Hier hat ein asketisch lebender Mönch weiß gesagt und ist sogar einige 100 Jahre nach seinem Tod von der römisch-katholischen Kirche heilig gesprochen und seine Gebeine nach Rom gebracht worden. Ein herrlicher Ort zum Verweilen, mitten in den Bergen. Gar nicht weit entfernt liegen die Überreste von Delphi, eine Stadt in den Hang hinein gebaut und sehr anstrengend zu erwandern. Aber nicht weniger interessant. Und, für den geneigten Leser vielleicht nicht zu fassen: Athen haben wir gestrichen! Wir waren voller Eindrücke, die wir in der kurzen Zeit gesammelt haben und hatten beide keine Meinung mehrere Tage in der brütend heißen Stadt zwischen alten Gemäuern herum zu laufen. Wir denken, dass wir die Städtetour gut später einmal nachholen können.

Die Halbinsel Peloponnes ist bekannt für ihre Oliven, die hier in großen Plantagen angebaut werden. Wir haben das Öl probiert und für gut befunden, also einen Kanister gekauft.

Das Bergmassiv Olymp (der Stammsitz Zeus’ und seiner wichtigsten Götter, nicht zu verwechseln mit Olympia) hat 52 der höchsten Gipfel Griechenlands haben wir links liegengelassen, da Reiner eine weitere Serpentinentour bestreikte. Mit Recht, wie sich herausstellte: die Bremsen haben in Albanien sehr gelitten und morgen müssen die Scheiben erneuert werden. Dass wir eine Werkstatt gefunden haben, die so schnell bereit war uns zu helfen, haben wir unserem derzeitigen Stehplatzvermieter und Restaurantbesitzer zu verdanken. Wir erholen uns also während des Zwangsurlaubs an der See kurz hinter Thessaloniki und nicht mehr weit entfernt von der türkischen Grenze! Saloniki, wie die Stadt auch genannt wird, sind wir nicht gerecht geworden! Die 2. größte Stadt Griechenlands hat bestimmt ganz viel zu entdecken, aber das Parkproblem gepaart mit der Hitze raubte uns die Lust auf Erkundungen. Kommt auch auf die Nachholliste.

Das soll es für heute gewesen sein, wieder einiges zu lesen! Und wie immer ein paar Fotos:

P1500736 Nebel und RegenP1500712 Ein-Bogen-BrückeP1500724 Vikos Aoos GeoparkP1500730 Drei-Bogen Brücke, Plakida-Kalogeriko BridgeP1500752 kleine Felsenkirchen zw. Agrinio und MessolongiP1500761 kleine Felsenkirchen zw. Agrinio und MessolongiP1500748 kleine Felsenkirchen zw. Agrinio und MessolongiP1500770 Hängebrücke über den Golf von KorinthP1500786 Olympia, 3-stündiger Besuch der antiken Stätte, die ab dem 8. Jh v. Chr. Austragungsort der ursprüngl. Olymp. Spiele war.P1500798 Küste vor PylosP1500799 Kleines Städtchen PylosP1500802 Reiner bei einer seiner LieblingsbeschäftigungenP1500805 der fertig gegarte Schweinebraten hat schon von weitem geduftetP1500810 ein ganzer Sack voll Orangen für 3.-€P1500815 Messene, Überreste der antiken Hauptstadt der Messenier aus dem Jahr 369 v. Chr.P1500818 Messene, Überreste der antiken Hauptstadt der Messenier aus dem Jahr 369 v. Chr.P1500823 hübsches Restaurant mit tollem Ausblick auf die antike Stadt MesseneP1500831 Echse, scheint hier der Chef zu sein, verjagt alle anderen EchsenP1500851 Kanal von Korinth, 1890, 6 km lang und teilw. 80 m hochP1500855 ideal zum Bungee-SpringenP1500861 Überreste des alten Hafens von Kenchreai (angeb. stieg Petrus hier an Land)P1500870 Ossios Loukas, Klosteranlage aus dem 10. JhP1500879 Ossios Loukas, Klosteranlage aus dem 10. JhP1500875 Ossios Loukas, Klosteranlage aus dem 10. JhP1500889 Ossios Loukas, Klosteranlage aus dem 10. JhP1500890 Ossios Loukas, Klosteranlage aus dem 10. JhP1500907 tolle GegendP1500911 Delphi, Schatzhaus der AthenerP1500915 Delphi liegt hoch oben am HangP1500916 Theater in DelphiP1500923 der OlympP1500927 der Weiße Turm, Wahrzeichen von ThessalonikiP1500933 Platz des Aristoteles, ThessalonikiP1500937 Hagia Sophia, ThessalonikiP1500938 Hagia Sophia, ThessalonikiP1500939 Hagia Sophia, ThessalonikiP1500942 Schirme.    Bis zum nächsten Mal!

Albanien, von Nord nach Süd und ein bisschen kreuz und quer

Wir stehen heute wieder auf einem Campingplatz nahe der Grenze zu Griechenland, auf dem wir 3 Tage zuvor schon einmal, sogar für 2 Übernachtungen, gestanden haben. Der Platz zeichnet sich nicht durch Comfort wie z.B. schöne saubere Duschen oder hervorragendes Internet aus, sondern durch die Gastfreundlichkeit des Besitzers. Schon gleich bei der Ankunft wird man freundlich gefragt, ob man Kaffee, Bier, Wein oder Raki (selbst gebrannt) haben möchte. Kaffee und Wein waren uns zu langweilig…

Aber ich sollte mit Shkodre beginnen, der ersten größeren Stadt im Norden Albaniens. Für uns völlig überraschend fanden wir auf Anhieb einen 5***** Campingplatz (naja, beinahe), wurden überaus freundlich empfangen und suchten uns einen guten Platz zum Stehen für 2 Nächte aus. Internet funktionierte ganz ordentlich, 1 von 4 Duschen auch und dass wir uns unser Toilettenpapier für einen Besuch auf dem Örtchen  mitbringen mussten, daran gewöhnten wir uns auch schnell.

In direkter Nachbarschaft lagen nicht nur die Burg Rozafa, die wir unbedingt  besichtigen wollten sondern leider auch eine griechisch-orthodoxe Kirche, die ihre Gottesdienste per Lautsprecher in alle Himmelsrichtungen herausschallte, jeweils für mindestens 1 Stunde, 2 x am Tag. Dem konnten wir uns leider nicht entziehen. Noch am ersten Abend machte Reiner sich zu Fuß auf den Weg: ich hol noch schnell ein Brot, bereite du doch schon mal das Abendessen vor.  Nach gefühlten 3 Stunden, in denen ich mir die schrecklichsten Geschichten ausgedacht habe, was ihm alles passiert sein könnte, kam der arme Kerl völlig ermattet wieder “nach Hause”. Er hatte einfach keine Bäckerei finden können.  Am nächsten Tag machten wir uns gleich morgens auf den Weg zur Burg, der Anstieg war nicht ohne! Die Sonne schien erbarmungslos und Schattenplätze waren rar. Aber es hat sich letztendlich gelohnt: die Anlage ist imposant und der Ausblick auf die Stadt nicht minder. Am nächsten Tag sind wir ziellos durch die Stadt gebummelt, die Hauptstraßen – früher sicher die Prachtalleen, kamen uns vor wie bei uns zu Hause: ein Geschäft neben dem anderen, viele Parks mit Restaurants und kleinen Imbissen, eilige Menschen mit nachdenklichen Gesichtern und sehr viele Autos! Die Marke Mercedes  scheint in Albanien 70 % aller Autos auszumachen, mal ist es der alte E190-iger und dann wieder die brandneuen C und S Klassen. Schaut man aber in die  Seitengassen, kann der Unterschied kaum größer sein! Hier finden sich kleine Wohnviertel aus Blech und Holzbrettern mit Teppichen vor den Eingängen als Schutz vor Gestank und Hitze. In diesen Behausungen sind Roma untergebracht, wir sahen die Kinder barfuß über die  Straße laufen während Mütter versuchten Autos anzuhalten um ein paar LEK zu erbetteln. Das war schrecklich anzusehen und ging uns nahe.

Tags darauf fuhren wir in den Divjaka-National Park. Dieser liegt direkt am Meer und wir freuten uns über die frische Luft. Parkwächter erlaubten uns zu übernachten wo immer wir wollten und wir suchten uns einen Standplatz in den Sanddünen in direkter Nachbarschaft zum offenen Meer aus. Nachts begann es aber zu regnen und es ist meinem umsichtigen Mann zu verdanken, dass wir am nächsten Morgen nicht im Matsch und Modder stecken geblieben sind! Denn nachts um 4 Uhr fuhren wir los und suchten  festen Untergrund auf, nachdem wir noch 2 weitere Wohnmobile “gerettet” hatten.

Berat , die Stadt der 1000 Fenster, ist Teil des UNESCO Weltkulturerbes und hat uns wirklich fasziniert. Froh einen Parkplatz gefunden zu haben, bummelten wir über uralte Pflasterstraßen und ließen es uns in einem kleinen Restaurant schmecken.

Zwischendurch lange Fahrten quer durchs Land, immer wieder Stopps zum  Beine vertreten oder Fotos schießen. So erstanden wir (mal wieder) eine Forelle, die Reiner, inzwischen sehr fachmännisch, mit unserem kleinen Tischräucherofen zubereitete und die uns hervorragend mundete.

Irgendwann kamen wir in Syri I Kalter an; zu deutsch: blaues Auge! Gemeint ist eine Quelle, die ca. 50m (!!) unter der Wasseroberfläche liegt und wegen des Karstgesteins dunkelblau bis türkis leuchtet. Einen halben Tag verbrachten wir hier und wanderten auf dem schön angelegten Rundweg durch die gesamte Flusslandschaft .

Schon ziemlich im Süden liegt die Stadt Sarande, Anlaufhafen für Kreuzfahrtschiffe und Touristen aus aller Welt, vornehmlich Deutschland, Holland und Frankreich. Von hier aus befuhren wir den Llogada –Pass, einen über 1000m hohen Pass, der in den Wolken liegt und von dem aus wir Schneereste sehen konnten. Unser Wagen hat das mühelos geschafft und auch Reiner als Fahrer hat die vielen Serpentinen gut gemeistert.

Immer mal wieder nutzen wir die Gelegenheit und campen wild. In Albanien ist das kein Problem, solange man nicht den Verkehr behindert. Wir fanden einen schönen Stellplatz am Strand und lernten beim Umschauen ein Lehrerehepaar aus der Nähe von Nürnberg kennen. Gemeinsam verbrachten wir den Abend, zuerst in einem Restaurant, dessen Chef extra für uns eine Fischplatte mit Salat und warmem Gemüse zubereitete, dazu hauseigenen Rotwein servierte und im Anschluss eine  Rechnung präsentierte, die gesalzen war! Da wir uns vorgenommen haben nach Möglichkeit nicht mehr als 30€/Tag auszugeben, hat uns dieser Abend ganz schön in die Miesen gebracht.

Die Krönung unseres Albanienaufenthaltes war aber eine Fahrt durchs Gebirge, die so gar nicht stattfinden sollte! Unser Navi empfahl uns diese Route, weil die eigentliche Hauptstraße durch Bauarbeiten ziemlich blockiert wäre. Zu Beginn erschien uns die Straße als relativ gut befahrbar, nach wenigen Minuten aber wurde sie enger und enger und der Asphalt bröckelte und wechselte sich mit dicken Steinen ab. Nach kurzer Zeit war von einem Belag nichts mehr zu sehen, dafür wurden die Schlaglöcher immer größer, die ausgefahrenen Spuren immer breiter und das Befahren dieses Weges kaum noch zu bewerkstelligen. Es gab aber kein Zurück! Nicht weil wir nicht gewollt hätten, sondern weil wir nicht umkehren konnten! Die Straße war viel zu schmal um wenden zu können. Der absolute Höhepunkt war ein Wasserloch, das ich mit Gummistiefeln ausgetestet habe und erst als ein kleiner LKW kam und uns zeigte, wo man am besten fahren konnte, trauten wir uns auch! Am Ende haben wir für 19 Km 6 Stunden Fahrzeit gebraucht und etliche Nerven gelassen!

Vor ein paar Stunden standen wir oben auf einer uralten römischen Festung, zum Teil stammen die Reste aus dem 3. Jh vor Chr.! Sogar Julius Cäsar soll hier gewesen sein, was mich nicht wundert; ein wirklich schönes Plätzchen ganz im Süden des Landes, kurz vor der griechischen Grenze.

Heute wird unser letzter Abend in Albanien sein. Die Stromversorgung schwankt genauso wie das Internet, ich würde aber zu gerne diesen Beitrag noch senden…

Und nun – wie gewohnt – ein paar Bilder zu dem Text! Viel Spaß beim Anklicken!

P1500227 auf dem Weg von Bosnien Herzegowina nach AlbanienP1500239 Rund um den Fjord von Kotor (Montenegro) mit den beiden Inseln Gospa od Skrpjela und Sveti DordeP1500263 Sveti Stefan, eine kleine Adria-Insel mit einem alten StadtkernP1500271 Adria-Küste Richtung AlbanienP1500303 Burg Rozafa, ALP1500310 kleine VerschnaufpauseP1500312 so verlockend. Aber da komm ich nicht wieder rausP1500318 Hauswand ua mit EinschußlöchernP1500326 Straßenzug in ShkodreP1500328 Häuser in ShkodreP1500333 Kirche direkt an unserem C.platz mit 2x-liger Übertragung pro Tag per Mikro der GottesdiensteP1500339 NP Divjaka Karavasta, besondere Fangnetze zum Krebse fischenP1500340 NP Divjaka KaravastaP1500347 NP Divjaka Karavasta, ein stabiler Steg führt durch den sumpfigen UrwaldP1500359 Pelikanfütterung im NP Divjaka KaravastaP1500375 NP Divjaka KaravastaP1500380 MohnfelderP1500389 Byzanthinische Kirche der Hlg Dreifaltigkeit, BeratP1500398 Berat, Stadt der 1000 Fenster, WKE seit 2008P1500405 Berat, Stadt der 1000 Fenster, WKE seit 2008P1500406 Berat am Osum, im Hintergrund Kuppel der neuen privaten Universität mit ca. 7000 StudierendenP1500409 Spaziergang durch die Altstadt von BeratP1500410 Spaziergang durch die Altstadt von Berat, Gorica-BridgeP1500413 Spaziergang durch die Altstadt von BeratP1500459 NP Cold WaterP1500461 die VjosaP1500463 Auto-Brücke über die VjosaP1500490 Landschaft unterwegsP1500535 Syri i Kalter, dt. Blaues Auge, Karstquelle über 50m tiefP1500536 Syri i Kalter, dt. Blaues Auge, KarstquelleP1500546 Sarande, Touristenmagnet ganz im Süden AlbaniensP1500552 mediterrane Stadt SarandeP1500553 Pracht-BougainvilleaP1500558 Es wird Nacht über SarandeP1500577 Besichtigung der Festung Porto PalermoP1500598 U-BootbunkerP1500621 Fahrt von Sarande über den 1100 m hohen Llogara-PassP1500638 sollte heute eine einfache Fahrt für unseren Dicken zurück in den Süden werdenP1500642 sollte heute eine einfache Fahrt für unseren Dicken zurück in den Süden werdenP1500682 Butrint