“You know smolesly”? “No”? meine etwas zögerliche Antwort, weil ich wirklich nicht den Schimmer einer Ahnung hatte. “Smolessli”?? “Smoleslee”??? Leider halfen mir die wiederholten Smolesslies nicht weiter, ich guckte ihn ziemlich verständnislos an. Er zückte sein Smartphone (wie überall auf der Welt besitzen hier auch alle ein solches Teil – wir nicht) und zeigte ein Bild von einem: Sumo Ringer!!! Lt. Reiseführer (!) wird das u verschluckt, was ich ja jetzt bestätigen kann, und er sagte immer: Sumo Wrestling! Ich musste herzlich lachen – er sowieso!!!
Wir fuhren von der Insel Shukoku über Kobe zurück auf das “Festland” Honshu. Zwischendurch erlebten wir ein Naturphänomen: zwischen den Inseln an einer ziemlich engen Stelle bilden sich ständig Wirbel, die durch zwei gegen einander fließende Strömungen verursacht werden. Von einem kleinen Ausflugsboot aus, das direkt in das aufgewühlte Wasser fuhr, konnten wir die Strudellöcher gut sehen und – fotografieren.
Wir sahen uns Kyoto an, dieses Mal ohne Anhänger, damit wir größere Chancen auf einen Parkplatz bekämen. Hat auch wunderbar geklappt! Bei allen Sehenswürdigkeiten – und diese Stadt hat derer viele! – wurden wir auf Busparkplätze dirigiert. So hatten wir ausreichend Platz. Der Anhänger blieb bei einem netten Parkwächter außerhalb der Stadt, dem wir als Dankeschön einen kleinen Glücksbringer aus einem der Tempel mitbrachten. Der Parkwächter war übrigens 68 Jahre alt, sah aus wie 48 und machte einen überaus gesunden und munteren Eindruck. Wie auch die Baustellenhelfer an den Straßen. Meist Männer älteren Semesters, die freundlich lächelnd ihre Flaggen schwingen: weiß für du darfst fahren, rot für STOPP, gelb für Achtung, gleich kommt eine weiße oder rote Flagge…Haben gelesen, dass oft freiwillig im Rentenalter gearbeitet wird, zum einen, weil es zu Hause zu langweilig ist (immer Teezeremonien..) und zum anderen weil nur die staatlich Angestellten eine hohe Altersversorgung bekommen. Alle anderen freuen sich über eine Beschäftigung. Lt. Reiseführer kann es gut geschehen, dass ein Ingenieur später an der Straße die Flagge schwingt, die er vorher in der Zeit seiner Tätigkeit selbst am PC erstellt hat.
Zurück nach Kyoto: 17 Stätten in K. wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und alle sind der Öffentlichkeit zugänglich! ( 3 Schreine, 13 Tempel und das Schloss Nijo).Besucht haben wir davon das Schloss und den Kinkakuji-Tempel (Goldene Pavillon). Letzterer wurde im 13. Jahrhundert als Villa gebaut um dann später in einen Zen-Tempel verwandelt zu werden. Die Vergoldung der beiden oberen Stockwerke entstand erst 1950, nachdem ein Novize den gesamten Tempel niederbrannte (der arme Kerl), vorher war nur das Dach vergoldet. Ein schöner Weg durch den uralten Park entlang des “Spiegelsees” führt zum Teehaus, vorbei an diversen Andenken- und Schnick-Schnack-Lädchen!
Das Nijo-Schloss (aus dem 16. Jahrhundert) war ein Symbol der Stärke und Macht des Militärs; Shogune lebten hier und empfingen Shogune aus anderen Landesteilen, die während ihres Aufenthaltes in dieser Stadt hier wohnten. Im 19. Jh. ging das Schloss in den Besitz der kaiserlichen Familie über. Der gesamte Komplex besteht aus 23 Gebäuden; durch den “Ninomaru-Palast” ( besteht aus 33 Räumen mit 800 Tatami-Matten) führt ein Rundgang durch alle Räume (auch ehemalige Schlafzimmer, die aber für unsere westlichen Augen nicht als solche zu erkennen sind: es gab keinerlei Einrichtung, nur besondere Wandbehänge aus Seide und die Tatami-Matten) und es ist besonders beeindruckend, dass bei jedem Schritt ein Ton erzeugt wird: kann wahlweise als Quietschen oder Nachtigallengesang empfunden werden. Das wurde gemacht, damit niemand sich unbemerkt heranschleichen konnte. Um alle Gebäude herum befindet sich eine sehr schöne Teichlandschaft mit 3 Inseln in der Mitte: Insel des ewigen Glücks, Kranich-Insel und Schildkröten-Insel.
Außerdem besuchten wir den Toji-Tempel, eine 5-stöckige Pagode, die als Wahrzeichen Kyotos gilt und mit 75m die höchste ihrer Art in Japan ist. Zahlreiche Kunstschätze des esoterischen Buddhismus aus dem 9. Jahrhundert sind hier zu bestaunen.
Kyoto besteht z.T. aus vielen alten Stadtteilen, wo noch die alten Holzhäuser zu sehen sind. Leider ist unser Auto mal wieder zu groß um durch die engen Gässchen zu fahren, deshalb konnten wir nur kurze Blicke werfen…Parken ausgeschlossen!, deshalb keine Spaziergänge.
Irgendwann zwischendurch traf uns auf einem Rastplatz Norbert aus der Slowakei. Er fährt z.Zt. mit seiner BMW durch Japan – zu Hause hat er ein Fachgeschäft für Motorradzubehör! www.norcobikes.sk für alle Motorradfreaks…hatten einen netten Plausch über bisher Erlebtes.
Dann ging die Fahrt weiter auf der gut ausgebauten 8 gen Nord-Westen in Richtung Tojinbo-Cliff in der Fukui-Präfektur. Das ist eine wunderbare Steilküstenlandschaft, angelegt mit gut begehbaren Wegen, die wir nutzten, um eine mehrstündige Wanderung zu machen. Danach verließen wir das Meer um in die japanischen Alpen zu kommen: wir befuhren die kurvenreiche und ziemlich enge Hakusan-Super-Rindo-Toll-Road durch das Ryohaku-Gebirge mit Bergen bis zu 2700m zu Orten mit historischen, reetgedeckten Häusern, die auch zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Spaziergang durch den Ort Shirakawa-go.
Weiter ging es durch die herrlich herbstlich verfärbten Wälder und Berge zum Kamikochi-Nationalpark. Hier befinden sich die höchsten Erhebungen (mehrere 3000er), die durchaus alpinen Charakter haben und im Tal fließt ein Flüsschen an dessen Ufern Spazierwege einladen – leider nicht nur uns! Gefühlt waren eine halbe Mill. Japaner mit uns unterwegs. Alles gut organisiert! Wir parkten ca. 20km außerhalb des Parks auf einem der extra dafür angelegten Plätze, bezahlten – wie immer – eine Menge Yen, stiegen in einen Shuttle-Bus, bezahlten – wie immer – eine Menge Yen und wurden bis vor das Informationszentrum gebracht. Nach einer schönen Halbtageswanderung brachte uns der Shuttle-Bus wieder zurück. Mehrfach standen Schilder mir dem Aufdruck: bitte keine Affen füttern. Ich hätte zu gerne keine Affen gefüttert! Waren aber keine zu sehen. Es wurde uns erzählt, dass die Tiere hier in J. wirklich wild sind und den Menschen scheuen. Meine Sorge, wir würden unseren Ausgangssort nicht wiederfinden war unbegründet: ein Blick des Kartenkontrolleurs auf unsere Fahrkarte genügte und wir erfuhren, dass wir bis zur Endstation fahren mussten. Das war einfach!
Nette Begebenheit unterwegs: auf einem unserer Rastplätze mit dem obligatorischen Geschäft für Mitbringsel aller Art, ua. hübsch verpackte Kuchen und Kekse oder eingeschweißte Meerestiere, winkten mir schon beim Aussteigen 4 Frauen zu und gestikulierten, ich solle doch kommen. Sie saßen an einer heißen Schwefelquelle und badeten ihre Füße, dabei lachten sie viel und laut und gaben uns von ihren “Hakimutzi”. Das sind ähnliche Teile wie wir sie beim Chinesen als Kroepok bekommen. Hmmmm, lecker! Und das Baden unserer Füße in dem heißen Wasser war wundervoll (den Geruch sind wir von unserem Auto gewöhnt: ab und zu riecht er vermehrt nach Schwefel = Diagnose unbekannt. Badezimmer und alles was dazu gehört ist es nicht!!!).
Irgendwie scheinen wir andere Signale auszusenden: wir werden jetzt immer öfter von Japanern und sogar von einem australischen Ehepaar angesprochen, die unsere Reise “absolut amazing” finden. Brian und May Wilkinson – man beachte den Nachnamen! – haben schon per Email Kontakt zu uns aufgenommen und uns für 2014 nach Sydney eingeladen. Sie hätten uns viel zu zeigen…Gerne!
Eines Morgens, wir machten uns gerade unser Frühstück, erklang um Punkt 9 Uhr die Melodie: sah ein Knab ein Röslein stehen. Mir war bewusst, dass dieses Liedchen auch außerhalb unserer deutschen Grenzen bekannt ist, hier hat es uns aber doch überrascht. (Herzliche Grüße an den Belcanto-Chor!). Öfter schon haben wir erlebt, dass Melodien oder Glockenspiele zu bestimmten Uhrzeiten erklingen – meistens in ländlichen Gegenden.
Schwierigkeiten gibt es immer noch bei der Abwicklung unserer Fähre nach Neuseeland. Ständig sind wir auf der Suche nach Internet, damit wir mit unserem Agenten in Kontakt treten können. Noch immer ist unklar, ob das Fahrzeug vollständig leer sein muss oder in welchem Maße wir unsere Sachen darin lassen dürfen. Außerdem ist noch nicht heraus, ob unser Auto hier in J. gründlichst gereinigt werden muss oder erst nach Ankunft in NZ. Jeder Anbieter sagt etwas Anderes. Noch sind wir auf der Suche nach der ultimativen Antwort… Hotel und Mietfahrzeug in NZ sind schon gebucht…(für die Dauer der Überfahrt. Wir fliegen.)
25.10.: neueste Meldung: haben uns für einen Schiffstransporteur entschieden. Nun ist alles klar! Auto geht am 1.11. nach NZ, kommt dort 2,5 Wochen später an. Solange müssen wir ohne unser “Heim” auskommen.
So, meine Lieben, und jetzt noch ein paar Fotos :