So, liebe Leute zu Hause, nun bekommt ihr einen kurzen Bericht über unsere Überfahrt und jetzigen Aufenthalt in Japan.
Wir haben uns gegenseitig verrückt gemacht: das Auto war im Zoll verschwunden und der Schlüssel an einen Zollbeamten (der wie ein Hafenarbeiter aussah…) abgegeben. Von nun an konnten wir erst wieder nach unserer Ankunft in Japan an unser Fahrzeug, …so es denn überhaupt mitkommt! Wer weiß, was mit unserem schönen, schönen Auto geschieht? Das wird vielleicht verschleppt! Verkauft! Ausgeschlachtet! Und wir sehen es nie, nie, nie wieder! Wir hatten keinen Beleg oder Quittung oder sonst irgend etwas, das beweisen könnte, wer unser Mobil in Empfang genommen hatte. “Nicht nötig!” “Das klappt schon!” “Sie bekommen Ihr Fahrzeug in Sakaiminato wieder!” Naja, und so weiter wurden wir vertröstet (von einer aparten jungen Frau, die perfekt deutsch sprach).
3 Tage wohnten wir in Vladivostok im Hotel, jeden Tag auf der Suche (mit der Kamera) nach unserem Auto. Die ersten beiden Tage sind wir noch fündig geworden: es stand zwischen alten, rostigen Containern im Zollgebiet. Am Abreisetag war es weg! Hoffentlich verladen, dachten wir…
Die Seefahrt war ruhig, kein Wellengang zum Glück! (Hatte mich aber vorher in einer Apotheke mit Anti-Seekrankheit-Tabletten versorgt – in Zeichensprache! Muss lustig ausgesehen haben).
Wir lernten das Ehepaar Chris und Dave aus Schottland kennen, die eine 5-wöchige Zugreise von England bis Tokyo – mit den jeweiligen nötigen Unterbrechungen unternehmen. Gemeinsam verbrachten wir den Landgang in Süd-Korea (Donghae) mit einem Shabu-Shabu-Essen in einem koreanischen Restaurant, ganz landestypisch: ohne Stühle, sondern nur mit Sitzkissen! Runter konnten wir uns ja fallen lassen! Aber das Wiederaufstehen!!! Das Essen war lecker: unserem Fondue ähnlich wurde viel Gesundes in einem Topf mit siedender Brühe kurz gegart und dann in ein aufgeweichtes Blatt aus durchsichtigem Reis (???) gewickelt. Wir dachten dabei an Glasnudelteig? !
Das Essen haben wir gut überstanden, den darauf folgenden Abend weniger: in der Bar gab es sehr wohlschmeckendes Bier in unverträglicher Menge! Und weil es so schön war zum Abschied noch für jeden einen großen Becher Reiswein. Chris und Dave waren genauso trinkfreudig wie wir… Am nächsten Morgen kam auf meine Frage: “na, seid ihr frisch?” nur ein kurzes “NEIN”. Uns schmeckte dann auch das Bordfrühstück (koreanisch, bestehend aus Reis, Reis und Reis, einer Suppe und ein paar nicht zu erratenden Beilagen) nicht und wir begnügten uns mit einem teuren Kaffee.
Unser Großer war da! Heil und ganz! Wir haben uns wie Kinder gefreut!!!
Die Zollabfertigung in Japan verlief ganz prima! Spätestens hier waren wir froh darüber, die gesamte Abwicklung der DBS-Agentur (die Fähre gehört auch zu dieser Schifffahrtsgesellschaft) übergeben zu haben. So hatten wir mit dem Ausfüllen der Formulare und Zollpapiere nichts zu tun – weder in Russland noch hier in Japan! Dieser Service musste natürlich entsprechend bezahlt werden!
Schon vor der Passkontrolle wurden wir angesprochen, ob wir das Ehepaar mit dem Wohnmobil seien. Freudig bejahten wir und wurden tatsächlich beinahe an die Hand genommen. Alles war perfekt organisiert. Alle Sorge vorher unnötig! Wir mussten noch eine kleine Inspektion abwarten, mit einem Fahrer in die nächste Stadt fahren um bei dem japanischen Pendent unseres ADACs (JAF) Kopien und Übersetzungen unserer Führerscheine machen zu lassen. Und dann hieß es: sie dürfen in Japan nicht fahren. Deutschland hat irgendein Abkommen mit Japan nicht unterzeichnet, wonach wir berechtigt gewesen wären, ohne Probleme hier zu fahren. Was nun? Unser Fahrer war ein guter Dolmetscher und hat alle Hebel in Bewegung gesetzt und am Ende – nach etlichen Telefonaten mit dem Verkehrsministerium von Seiten des JAF bekamen wir dann doch die Erlaubnis! Da fielen aber Steine vom Herzen!!!
Inzwischen sind wir ein paar Tage im Land, haben uns an den Linksverkehr gewöhnt und freuen uns über die schöne Landschaft und die lochfreien Straßen.
Hier ist alles en miniature! Dummerweise auch die Parkplätze. Es gibt genügend Platz auf den Raststätten am Expresshighway, hier übernachten auch alle LKWs, nur leider haben die von Umweltschutz oder nächtlicher Ruhestörung keine Ahnung: sämtliche Motoren werden nicht abgestellt, dröhnen lautstark und verpesten unseren Schlaf. Wahrscheinlich um die Kühle der Klimaanlagen zu nutzen. Es sind nachts immerhin noch Temperaturen um die 25° und nur zu gerne würden wir alle Fenster aufreißen…
Es gibt Campingplätze – irgendwo. Sagt das Internet. Aber wir finden keine Karte, die uns helfen würde (englische Sprache z.B.) welche ausfindig zu machen. An den Autobahnraststätten gibt es immerhin englische Straßenkarten – manchmal. Die Raststätten sind im übrigen sehr gut ausgestattet: nicht nur diverse Fastfoodrestaurants und Toiletten sind in reichlicher Auswahl zu finden, sondern auch Lebensmittelgeschäfte und Aussichtsplattformen, da die Plätze meist an landschaftlich interessanten Punkten liegen. Wenn wir ganz großes Glück haben, befindet sich an der Raststätte eine Übersichtskarte von der jeweiligen Gegend mit Sehenswürdigkeiten und Zeltplätzen eingezeichnet – in Bildersprache!
Auf diese Weise haben wir einen CP gefunden, in Sichtweite des Fujijama! Riesige Wiese in Terrassenform, 1000 Zelte drauf, wir als einziges Womo, 1 Damen-toil. (eine!), kein Strom, kein Wasser (in der Nähe), kein Internet, nichts! Und dafür mußten wir 7000 Yen bezahlen (für 3 Nächte. geteilt durch 130). Schlitzohren, diese Japaner! Frei stehen geht mal, aber wohin mit unserer Toilette? Geht nicht in diesem ordentlichen, sauberen Land!
Das Neueste: eine freundliche junge Frau kam zu unserem Stellplatz, lächelte uns freundlich an und sagte in einem sehr guten Englisch: “sorry, ich war gestern nicht hier, das ist leider ein Irrtum, die 7000 (!) Yen sind nur für eine Nacht…” Nun mußten wir schnell entscheiden, noch einmal 54€ zu zahlen oder abzureisen. Haben uns für das Letztere entschieden und sind jetzt wieder auf einem Autobahnrastplatz, zwischen all den LKWs, die alle ihre Motoren laufen lassen…
Und dann das Ding mit den Visa-Karten. Wir wussten schon, dass dieses hochmoderne Land ein Bargeldland ist und dass es nichts Besonderes ist, mit einer dicken Brieftasche herumzulaufen. Allerdings dachten wir, dass an den ATM-Automaten, an denen das Visa-Zeichen abgebildet ist, auch die Karte zum Einsatz kommen kann. Weit gefehlt! Weder die Karten der Com-Direct-Bank noch die unserer Hausbank sind hier anerkannt! Bleibt uns nur die ADAC-Karte. Und die auch nur in wenigen Geschäften oder Tankstellen. Tja, die Inseln sind eben doch sehr weit weg vom Festland…
Dafür ist es aber angenehm, dass sich keiner mehr für uns interessiert. Wir sind keine Exoten mehr, die verrückt genug sind, solch eine Reise zu unternehmen. Dezentes Hinschauen, mit einem freundlichen Kopfnicken zur Kenntnis nehmen, dass wir aus D. kommen – per Auto – das ist alles an Reaktion. Dabei aber sehr freundlich, stets hilfsbereit und ewig lächelnd!!!
Wir ertappen uns schon dabei, dass wir uns ebenfalls Bücklings verabschieden und unsere hochgezogenen Mundwinkel frieren langsam ein.
So, meine Lieben, wir haben bisher kein Internet, das ist hier leider auch etwas schwieriger als bisher (angeblich müssen wir erst einmal 2 Wochen hier im Land sein???). Sind zu den Airports gefahren, die auf der Strecke lagen und haben kurz in der WiFi-Zone Emails gecheckt, sonst noch weiter nichts.
Was sich noch alles ereignet und wie wir es anstellen sollen, von hier wieder wegzukommen (???) berichte ich beim nächsten Mal!
Und nun noch ein paar Bilder: