Ausreise Laos und Einreise in China am 18. Juni verliefen ohne Probleme. Das Carnet de passage wurde in Laos ausgestempelt und für die Einreise nicht mehr benötigt. Nach der gemeinsamen Passkontrolle musste ich zu Fuß durch die Zollabfertigung laufen während Reiner um das Gebäude herumfuhr und auf einem Parkplatz auf mich wartete. Die Crux war, dass ich von dem Parkplatz nichts wusste und brav ca. 500m weiter an der Straße stand und nach ihm Ausschau hielt… wäre Yong Zhi, unser chinesischer Guide, nicht gekommen um mich zu unserem Fahrzeug zu begleiten, ich stünde vermutlich heut noch da! Anschließend Konvoi Fahrt zum TÜV (oder was sich dafür hält), Reifen und Bremsen (hurra, unsere waren neu!) angeschaut und für ok befunden. Alle deutschen Fahrzeuge bekamen die Erlaubnis auf Chinas Straßen zu fahren. Danach eine kurze Einweisung wie wir uns im Straßenverkehr zu verhalten haben und wir bekamen unser chinesisches Nummernschild und die Führerscheine. Die endgültige Erlaubnis zur Reise durch das Land der Mitte bekamen wir am nächsten Morgen, nachdem der Zoll seine Genehmigung erteilt hatte.
Unsere Gruppe besteht nun aus 3 Paaren und 2 Einzelfahrern: Lotti und Kurt (Schweiz), Maria und Friedemann, wir, Jürgen und Michael. Die deutsche Teamleitung (Kostja) hat Unterstützung in Yong Zhi bekommen. Zusammen sind wir also 10 Personen. Wir fahren beinahe jeden Tag zwischen 200 und 250 km, wobei wir möglichst die gut ausgebaute Autobahn meiden und statt dessen lieber den ganzen Tag auf engsten, z.T. stark beschädigten Straßen unterwegs sind. Dabei aber wesentlich mehr von Land und Leuten mitbekommen. Netter Nebeneffekt: wir sparen die Mautgebühren! Jeder darf für sich alleine fahren (wir hatten vor Reisebeginn die Informationen, dass strikt Konvoi gefahren werden muss), nur der abendliche Stellplatz muss von jedem Teilnehmer angefahren werden. Bedingung für die Erlaubnis der Durchquerung des Landes! Kurze Besprechung am Abend, Kostja “malt” den Treck auf das Garmin-Leihgerät oder gibt uns die Koordinaten für den folgenden Tag (zusätzlich haben wir zu Beginn der Fahrt einen riesigen Straßenatlas mit teilweise lateinischen Städtenamen und eine Übersichtslandkarte bekommen) und jeder geht wieder seiner Wege. Manchmal lädt uns Kostja sogar zu einer Besichtigungstour oder Abendessen ein, was natürlich bei uns Teilnehmern gut ankommt! Der Unterschied zu unserer Fahrt bisher: wir haben kaum noch Zeit für die Erledigung persönlicher Dinge wie Wäsche waschen, Essen kochen, Briefe schreiben etc. Wir können niemals sagen: hier gefällt es uns, wir bleiben ein paar Tage hier. Kein Ausruhen, fahren, fahren, fahren. Denn der genaue Ausreisetermin steht fest und ist unumstößlich.
Das Wetter macht es uns nicht leicht: bis auf die wenigen Tage in 2500m üdM, wo es nachts auf freundliche 20° abkühlte, quälen wir uns mit 35-40° und einer Luftfeuchtigkeit um 85% herum. Nachts gehen die Temperaturen nur unwesentlich zurück und selten geht ein Wind, der für ein wenig Luftbewegung sorgen könnte. Zum großen Glück – und dafür sind wir Kostja sehr dankbar – sorgt er meistens für Stromanschluss, so dass wir unsere Klimaanlage einschalten können. Dann ist alles gut! Aber wehe, es gibt keinen Strom! Dann bleibt uns nur die Handtücher auf die Betten auszubreiten, schön still zu liegen, beide Fenster ganz weit aufzustellen und auf eine leichte Brise, die die Haut etwas kühlt zu hoffen. Blöde nur, dass das die Moskitos für eine Einladung halten und in Scharen angeflogen kommen.
Was wir bisher von dem Land des himmlischen Friedens mitbekommen haben: mehrere Tage Fahrt durch ein Gebiet mit Tee- und Reisterrassen, aufgenommen auf die Liste des Weltkulturerbes; Touristenabzocke während des 3-tägigen Drachenfestes (in Chuxing): es wurde eine Tanzvorführung einer Minderheitengruppe angekündigt, was sich aber als reines Spektakel entpuppte und dazu noch Eintritt kostete. Apropos Minderheiten: 95% aller Chinesen sind Han-Chinesen, die verbleibenden 5% teilen sich 56 Volksstämme! Zum Drachenfest gibt es eine kleine Geschichte: vor ca. 2400 Jahren sollte ein Landesfürst, gleichzeitig bekannter und beliebter Dichter, von einem benachbarten Fürstentum unterjocht werden. Um dieser Schmach zu entkommen beginn er Selbstmord, indem er sich in einem Fluss ertränkte. Das erschütterte die Bevölkerung und sie wollten seinen Leichnam bergen. Aus Angst, dass die Fische ihn anknabbern würden, warfen die Menschen gekochten Reis als Futter ins Wasser. Diese Geschichte ist in ganz China berühmt und in Gedenken an den toten Dichter und die Leute, die ihn bergen wollten, wird im ganzen Land das Drachenfest mit sog. Klebereis gefeiert. Man isst ihn gezuckert oder neutral, in Weinbergblätter eingewickelt nur an diesen 3 Tagen im Jahr (uns hat er nicht gemundet, wir bevorzugen die anderen Reissorten, derer es mindestens 6 gibt). Wir überquerten den wenig spektakulären Yangtze –Fluss oder besichtigten eine höchst interessante Seidenstickerei. Hier werden junge Frauen als Schülerinnen in die Stickkunst eingewiesen, nach mehreren Jahren dürfen sie als Lehrerinnen selbst ausbilden und erst nachdem die Frauen von staatlicher Seite ausgezeichnet werden, dürfen sie sich Meisterinnen nennen. Eine dieser Meisterinnen haben wir bei ihrer Arbeit beobachten dürfen, was sicher eine große Ehre für uns war. Diese Frauen sind in der Lage auf hauchdünner Seide mit einem Seidenfaden, der 260 (!) mal geteilt wurde, so dass er beinahe durchsichtig ist, auf Vorder- und Rückseite zwei unterschiedliche Motive zu sticken. Unglaublich! Auf der einen Seite zeigte das Bild einen Tiger auf einem Felsen, auf der Rückseite war ein wunderschöner Pfau zu sehen. Ein ganz einzigartiges Erlebnis.
Es hält sich ja das Gerücht, dass in China Hunde gegessen werden. Wie sich herausstellte, ist es kein Gerücht. Aber auf dem täglichen Speisezettel steht Hundefleisch nicht, es ist sehr teuer und wird nur zu besonderen Gelegenheiten angeboten. Dafür hat man aber reichlich Auswahl unter Fröschen, Raupen, Grillen, frisch geschlüpften Küken usw. usw. Brot ist leider Mangelware und wird nur in sehr großen Städten zu enormen Preisen angeboten. Wir backen also selbst oder ernähren uns von dem in Australien erworbenen Knäckebrot. Jede Form von Aufschnitt und Milchprodukten, dazu zählt auch Butter und Margarine sind ebenfalls nicht zu kaufen, weshalb wir froh über unsere Marmelade sind und ich esse sogar gerne nur Tomatenmark als Aufstrich. 2 Dosen befinden sich noch in unserem Besitz und 4 Wochen reisen wir noch durch China…Aber es gibt jede Menge Obst und Gemüse am Straßenrand zu kaufen, sehr lecker, sehr frisch und sehr günstig.
Die Menschen hier sind offen bis neugierig, kommen uns mit einem fröhlichen “hello” entgegen oder steigen einfach ins Auto, wenn die Türen offen sind. Es kann uns auch passieren, dass wir plötzlich am Arm festgehalten und auf diese Weise zu einem Foto aufgefordert werden, Berührungsängste sind ihnen scheinbar fremd. Rücksichtnahme im Straßenverkehr ist ebenfalls ein Fremdwort, hier geht es ausschließlich nach Größe und Lautstärke der Hupe. Ganz schlimm sind die Überlandbusse: sie bedrängen einen von hinten, schneiden die Kurven, rasen in einem Affentempo und überholen, wo es kein normaler Autofahrer riskieren würde. Entsprechend viele Unfälle geschehen bei diesen Rasereien.
Heute haben wir alle gemeinsam eine große Tempelanlage mit vielen Buddhafiguren auf einem der vier heiligen Berge des Buddhismus in China besucht: Emeishan. Die Fotos sind noch nicht bearbeitet und werden deshalb erst beim nächsten Mal dabei sein.
Da wir schon so viel erlebt und gesehen haben, kann ich nicht alles beschreiben. Ich werde einfach die schönsten Bilder anhängen, die alle beschriftet sein sollten und hoffen, dass ich diesen Beitrag in den Blog absetzen kann. Bis bald!