Russland: Ufa, Kazan, Susdal (Goldener Ring), Moskau, Smolensk. Weißrussland: Khatin (Gedenkstätte) und Minsk

Der letzte große Abschnitt liegt hinter uns! Heute haben wir uns sowohl von Valery, unserem Reisebegleiter im gesamten russisch sprachigen Raum (Kasachstan, Kirgistan, Russland und Weißrussland) als auch von Jürgen, Lotti und Kurt verabschiedet. Ein wenig Wehmut bestimmt im Augenblick unser Gefühlsleben, denn jetzt ist es klar und unumstößlich: unsere große Reise nähert sich rasch ihrem Ende. Während Jürgen sich allein und “ganz in Ruhe” auf den Weg nach Hause macht, müssen Kurt und Lotti sich beeilen: sie haben einen Termin im Krankenhaus in der Schweiz, wohin Lotti sich schnellst möglich begeben wird, um ihr gebrochenes Bein fachgerecht behandeln zu lassen. Und wir? Wir haben uns wieder auf den Weg nach Norden gemacht, dort gibt es eine idyllische Seenplatte mit Möglichkeiten zum Übernachten. Ein paar Tage sind uns in Belarus noch gegönnt, dann werden wir den Grenzübergang nach Litauen nehmen und uns am 2.9. mit Reisebekanntschaften (Sabrina und Alex) aus Österreich in Klaipeda treffen. Wir 4 hatten ursprünglich vor, die Route durch Sibirien vor 2,5 Jahren gemeinsam zu bereisen, was dann aber aus verschiedenen Gründen nicht geklappt hat.

Soviel zu unseren Plänen in der Zukunft.

Im Eiltempo durchfuhren wir Russland und hatten wenig Zeit die historisch hoch interessanten Städte mit all ihren Prachtbauten und – plätzen zu bewundern.  Wenn auch alles bestens organisiert worden war, in jeder Stadt stand uns ein  kleiner Bus mit deutsch sprachiger Reiseleitung zur Verfügung und Dank Valerys ausgezeichneten Kenntnissen waren die jeweiligen Übernachtungsplätze bestens gewählt (meistens mit einer Rundum-Versorgung = Strom, Wasser und Abwasser), alle Reiseteilnehmer sind oder waren der gleichen Meinung wie wir: soviel Wissenswertes, Schönes, Neues kann unmöglich in der Kürze der Zeit erfasst und verarbeitet werden! Schade, aber vielleicht ein Grund, einen Teil der Reise noch einmal zu wiederholen…..

Auf dem Weg nach Ufa passierten wir den südlichen Teil des Urals und völlig unbemerkt überquerten wir die Kontinentgrenze zwischen Asien und Europa. Ufa (Hauptstadt der Baschkiren) ist heute eine moderne Millionenstadt mit der größten Ölraffinerie Europas, und wegen ihrer Entfernung zu Deutschland wurde während des 2. Weltkrieges die Schwer- und Chemieindustrie hierhin verlagert, damit die dt. Flugzeuge sie nicht zerstören konnten. Später errichtete man hier das dt. Gefangenenlager 319. Wir besichtigten eine kleine völkerkundliche Ausstellung, dabei hatten wir Gelegenheit, einen  Flötenspieler zu beobachten wie er die einfachen Musikinstrumente aus den Stielen des getrockneten Riesenbärenklaus schnitzte, je länger der Stiel, desto tiefer der Ton.

Kazan, die nächste große Stadt. Ebenfalls über eine Million Einwohner groß, feierte die Hauptstadt Tatarstans im Jahre 2005 ihren 1000-jährigen Geburtstag. Zu diesem Anlass wurden viele Gebäude restauriert oder gar wieder errichtet, die in früheren Jahren etwa durch Iwan dem Schrecklichen zerstört worden waren. Das Besondere an Tatarstan: nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde es zu einer autonomen Republik mit einem eigenen Präsidenten, konnte sich aber wegen der Lage (mitten in Russland) nicht völlig abspalten, wie z.B. die baltischen oder die anderen …stan-Staaten. Gilt heute als eine der reichsten Republiken der russischen Föderation: Öl, Gas, Bergbau, Flugzeugbau, Chemieindustrie und Landwirtschaft sind die Haupteinnahmequellen. Bekannte Persönlichkeiten wie Tolstoi und Lenin haben hier studiert. Für uns wenig rühmlich: ein bekannter tatarischer Dichter, Musa Jalil, wurde in Moabit (Berlin) ins KZ gebracht und getötet. Der Kazaner Kreml gilt als einer der schönsten und wurde in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. In der Neuzeit hat sich eine Baufirma auf antikes Bauen spezialisiert und für unsere ungeübten Augen war es nicht möglich zu erkennen, welche Bauten tatsächlich alt und welche aus jüngsten Tagen stammen. Moslems, orthodoxe Christen und religiöse Minderheiten existieren einvernehmlich nebeneinander her. Wir fühlten uns wohl in dieser Stadt – trotz Nieselwetter – und bedauerten sehr, sobald wieder weiterziehen zu müssen.

Susdal ist ein kleines Museumsstädtchen auf dem sog. Goldenen Ring im Norden Moskaus. Tatsächlich begrüßen einen schon von Weitem unzählige  goldene Türmchen und Dächer, die allermeisten Kirchen und Klöster sind aber “nur” noch Museen. Schön anzuhören war das Läuten von 19 Glocken, es ergab beinahe eine Melodie und war sehr rhythmisch. Insgesamt nett anzusehen, aber irgendwie ohne echtes Leben. Selbst die obligatorische Reiseführerin machte einen eher müden Eindruck.

2 ganze Tage für Moskau. Wir jagten von einem Termin zum nächsten um so viel wie möglich zu sehen. Die Metro mit ihren besonderen Stationen, natürlich der Rote Platz mit all seinen Kirchen und Bauten herum, z.B. der Basilius-Kathedrale, dem Kreml, dem Lenin-Mausoleum, dem Grabmal des unbekannten Soldaten mit stündlichem (?) Wachwechsel. Erlöser-Kathedrale, Bootstour auf der Moskwa, kleiner Imbiss im berühmten Kaufhaus GUM und eine Gesang- und Tanzshow am Abend sind im Wesentlichen die Dinge, die wir in der kurzen Zeit gesehen bzw. genossen haben.

Unterwegs Zwischenstopp an einem polnischen Militärfriedhof.  In Katyn wurden 4400 polnische Soldaten vom russischen Geheimdienst ermordet. Bis 1990 aber wurde diese Tat dem deutschen Faschismus angelastet. Erst Gorbatschow und Jelzin haben sich zu den Morden bekannt und den Originalbefehl Stalins an die Polen ausgehändigt. Im April 2010 stürzte das Flugzeug mit Lech Kaczynski hier in der Nähe ab, der zu einer Gedenkfeier auf dem Militärfriedhof eingeflogen war.

Besonders hervorheben möchte ich den russischen Soldaten, der am 30. April 1945 auf dem Berliner Reichstaggebäude die rote Flagge hisste: eine kleine Gedenkstätte in Smolensk erinnert an diese kühne Tat.

Eine Kontrolle an der weißrussischen  Grenze gab es nicht, lediglich ein Polizeifahrzeug überprüfte die Nummernschilder und befand nach sehr kurzer Wartezeit: “alles in Ordnung!” Besonders Weißrussland hat unter der Wüterei der SS im 2. Weltkrieg extrem gelitten. Wir besuchten die große Gedenkstätte Khatin (nicht zu verwechseln mit der og. polnischen Gedenkstätte!). Sie steht für 5295 (wie unfassbar das ist) zerstörte, verbrannte Dörfer, deren Bewohner  vergewaltigt, in die Kirchen gesperrt und darin verbrannt oder sonst wie getötet wurden. Selbst beim Schreiben darüber stockt mir der Atem und mir fehlen  die Worte für diese Taten. Unbeschreiblich, unsagbar.

Minsk wurde von den deutschen Truppen und Bombern bis auf ganz vereinzelte Häuser völlig zerstört. Man hat kurz nach Ende des Krieges überlegt, die Stadt zu verlegen und an einem anderen Ort wieder neu aufzubauen. Aber die Einwohner haben sich dagegen entschieden und so entstand die neue Hauptstadt Belarus’. In den letzten Jahren wird verstärkt nach alten Plänen und Vorlagen gebaut, so dass der Stadtkern beinahe wirkt als seien die Häuser aus früheren Jahrhunderten und hätten die Massaker im Krieg schadlos überstanden. Für uns ist es beinahe ein Wunder, dass wir heute als deutsche Touristen freundlich empfangen werden. Wir verstehen auch nicht die immer noch negative Presse über Russland und Weißrussland, wir erlebten nirgends korrupte Polizisten oder Zollbeamte, trafen auf keine betrunkenen oder randalierenden Männer. Aus unserer Erfahrung sind beide Staaten sichere und überaus gastfreundschaftliche Reiseländer, deren Besuch wir nur empfehlen können.

So, und nun sind wir auf dem Weg nach Litauen. Zu Beginn sprach ich vom Abschiednehmen. Das gilt auch für das Blogschreiben! Dieses ist der letzte Beitrag gewesen und wir möchten uns bei allen Lesern herzlich bedanken für die treue Begleitung auf unserer Traumreise! Wir werden in ca. 2 Wochen die heimatlichen Gefilde erreicht haben (lassen uns etwas Zeit an der Ostsee; vielleicht findet der eine oder andere Bernstein den Weg in meine Sammlung…), darauf freuen wir uns! Ein neuer Abschnitt beginnt – mal schauen, was das Leben für uns bereithält! In diesem Sinne: alles Gute und bleibt munter!

Kleiner Bonbon: etwas mehr Fotos als üblich…

Ufa, Brunnen der 7 tanzenden SchwesternFlöte der Baschkiren, gefertigt aus dem RiesenbärenklauKreml, Kazanneue Kul Sharif Moschee (2005), Kreml KazanKul Sharif Moschee, Kreml Kazanein berühmter tatarischer Dichter aus Kazan (Musa Jalil), der in Moabit (Berlin) im KZ umgebracht worden istStadtrundfahrt Kazan, i.V. der tartarische Poet Musa Jalil, der im KZ in Moabit (Berlin) umgebracht worden ist.Foto vom Kreml, Kazan. li. die lokale Reiseleiterin AlbinaBlick vom Kreml Berg auf die jungen (!) Gebäude des Landwirtschaftsministeriums, "Altbauten" im Hintergrund sind nagelneue Superwohnungen!Landwirtschaftsministerium, KazanKazanka, Nebenfluß der Wolga, im Hintergrund das Standesamt (Schale)Sujumbike Tower (der schiefe Turm), Kreml KazanSouvenirs, SouvenirsKazan links und rechts der Kazanka, Nebenfluß der Wolga"die schwarze Uhr" mit arabischen Schriftzeichen statt Zahlen, KazanNachbildung der zaristischen Kutsche von Katharina II, KazanBlick aus einem Café auf die Innenstadt KazansWeltkulturerbe in Kazan: Kreml Mauerdas neue Puppentheater für Kinder, KazanSusdal, Eingang zu einem KlosterGlockengeläute mit 19 Glocken im Kloster, SusdalErlöser Efimiew Kloster in SusdalErlöser Efimiew Kloster in SusdalSusdaler KremlErlöser-Efimiew Kloster, Susdalein Mausoleum, Susdalalter Hauseingang in Susdalschönes altes Haus in SusdalBlick auf SusdalDenkmal für die Volkshelden Minin und Poscharski, die 1612 Moskau von polnischen Eindringlingen befreiten. Vor der Basilius-Kathedrale, Moskau, Roter PlatzMoskau, Stadtmitte, ein russisches Restaurant.....Karl Marx : Proletarier aller Länder, vereinigt euch!, mit Taube auf dem KopfMoskau, Stadtmitte, Figuren aus Obst zum Marmeladenfestein Stadttor, von Stalin gesprengt, jetzt neu wieder nach altem Vorbild, aufgebaut, Moskau, StadtmitteMoskau, Stadtmitte, Kaufhaus GUMKaufhaus GUM, innenKaufhaus GUM, Moskau, hell erleuchtetEhrenmal für den Unbekannten Soldaten mit der Ewigen Flamme, Kreml-Mauer, Moskau, WachablösungMetrostationen in Moskau, Museum fürs VolkMetro Moskau, Museum fürs Volkhübsche U-Bahn, Metro Moskaublaue Stunde in Moskau, Roter Platz (leider etwas unscharf)blaue Stunde in Moskau, Roter PlatzErlöser-Kathedrale, Moskau, Original von Stalin gesprengt, viele Jahre wurde der Platz als Schwimmbald genutzt,  2000 wieder eingeweihtPutins Hunschrauberlandeplatz im Kreml, Kreml-Mauer , li. im Hintergrund das Appartement-Gebäude der "Sieben Schwestern"Putins Amtssitz im KremlGlockenturm "Iwan der Große", 81 m hoch, für die Erzengel-Michael-Kathedrale, die Mariä-Entschlafens-Kathedrale und Mariä-Verkündigungs-Kathedrale erbaut, auf dem Kremlgelände, MoskauErzengel-Michael-Kathedrale auf dem Kremlgelände, MoskauTürme Moskaus: idM: Außenministerium, eines der "Sieben Schwestern", "Stalinfinger" oder "Stalinhochhäuser"Schiffstour auf der MoskwaZarenpalastMoskaus Skyline96m hohes Denkmal für Peter I. oder auch Großen (offiziell: Denkmal „zur Feier des 300. Jahrestages der Russischen Marine"). Auf die Größe der Menschen achten!eines der 7 Schwestern-Gebäude od. auch Stalin Hochhäuser genannt,  Apartmentgebäude an der Kotelnitscheskaja-Uferstraße, MoskauTaubenfütterin in SmolenskSmolensk, Mariä-Entschlafens-KathedraleMichail Petrowitsch Minin, russ. Soldat, der die rote Flagge am 30.4.1945 auf dem Berliner Reichstaggebäude hisstebunte Kuhruss. Pendant zu MacDonaldsGedenkstätte Khatin (od. auch Chatyn)stellvertretend  für 5295 !!! von der SS vernichteten Dörfer. Diese Skulptur stellt den Dorfschmied dar, der seinen sterbenden Sohn aus der brennenden Kirche trägtGedenkstätte Khatin (od. auch Chatyn)stellvertretend  für 5295 !!!  von der SS vernichteten Dörfer. Jeder Glockenturm steht für ein von der SS vernichtetes DorfGedenkstätte Khatin (od. auch Chatyn)stellvertretend  für 5295 !!! von der SS vernichteten Dörfer.hübsche Holzkirche unterwegsder Leninplatz im Zentrum der Stadt Minsk, Ausmaße genau wie der "Rote Platz" in Moskau. Unterirdisch ein mehrstöckiges EinkaufsparadiesMinsk, das teuerste Apartementhaus der Stadt (und wahrscheinlich auch des Landes)Minsk, Stadtführung"der weinende Engel" steht für die an den Spätfolgen des Afghanistankrieges Gestorbenen. Stadtrundfahrt Minskunser Abschiedsessen am 26.8. in Minsk      AUF  WIEDERSEHEN

Kasachstan und Stippvisite in Kirgistan (Ysyk Kul)

Der letzte Blogbeitrag endete in Almaty/Kasachstan und dort setze ich wieder an. Um es vorweg zu nehmen: die Jungs von der Werkstatt waren super! 2 Tage haben sie gebraucht, aber sie haben den Wagen wieder hinbekommen! Er läuft wie neu… toi,toi, toi!

Wegen unseres verlängerten Aufenthaltes in Almaty hatten wir uns von der Gruppe getrennt; sie fuhren  eine andere Strecke nach Kirgistan an den Ysyk-Kul See und blieben einen Tag länger dort als wir. Für uns war das ganz ok, im Gegenteil: für uns war es schön einmal wieder alleine zu reisen. Ohne Termin- und Zeitdruck, einziger Nachteil: wir mussten uns den Schlafplatz wieder selbst besorgen! Wir hatten Glück: an einem mit Soldaten und Polizisten voll besetzten Wachhäuschen bekamen wir die Erlaubnis zu übernachten. Sicherer geht nicht!

Bei einem Spaziergang durch die Bergwelt südlich von Almaty (Ausläufer des Tien Shan, einige 7000-er, eine der höchsten Gebirgsketten der Welt, die Chinesen nennen es auch Himmelsgebirge) hatte ich ein bemerkenswertes Erlebnis: “ komm, Mütterchen, ich helfe dir”. So, oder so ähnlich sprach es über einer mir ausgestreckten Hand, als ich starke Schwierigkeiten hatte, einen kleinen Hügel am geschotterten Hang hinauf zu klettern; eine Hand sorgsam die Kamera schützend, die andere nach einem Büschel Gras greifend, das mich vor dem Zurückrutschen bewahren sollte. “Mamuschka” nannte mich die freundliche Stimme einer gar nicht mehr so jungen Frau. Ich war geschockt und angespornt gleichermaßen, den Miniberg aber nun wirklich aus eigener Kraft zu ‘bezwingen’.

Grenzübergang nach Kirgistan war auch ein Erlebnis. Groß wie wir sind, werden wir meistens den LKWs zugeordnet. Das ist nicht richtig, wir haben keine Ladung und gelten weltweit als PKW. Unwissenheit der Grenzbeamten und unsere Unkenntnis der Sprache führten dazu, dass wir – zuerst richtig – in die PKW-Schlange fuhren, dieses jedoch bemängelt wurde und man uns zu den LKWs – ca. 20km (!) weiter schickte. Dort wollte man uns aber auch nicht bedienen, weil unsere Einreisepapiere uns als PKW bezeichnet haben. Nach einigem Hin und Her also wieder zurück zu der PKW-Schlange. Dann wieder die gleiche Prozedur wie an allen asiatischen Grenzen bisher: Beifahrer raus und zu Fuß über die Grenze, während der Fahrer samt Auto genauestens untersucht wird. Auf diese Weise gingen wieder einige Stunden ins Land. Auf der Rückreise (Kirgistan/Kasachstan) ein ebenso erheiterndes Erlebnis: hier mussten wir nun alle unsere Fahrzeuge verlassen und per pedes die Ausreisestempel einholen. Dabei hatten die Beamten aber übersehen, dass es einige ‘echte’ Fußgänger, nämlich wir Beifahrer, gab und die ‘anderen’, die Fahrzeugführer mit Fahrzeug gab. Alle bekamen den Ausreisestempel für Fußgänger. Also mussten Reiner (und die anderen Fahrzeugführer) wieder zu Fuß ins Land einreisen (anderer Schalter, neuer Stempel) um dann anschließend wieder auszureisen: dieses Mal nicht als Fußgänger…

Am Ysyk-Kul in Kirgistan war Badetag! Auf 3000m herrlich gelegen, von schneebedeckten Bergen umgeben (die aber wegen des diesigen Wetters nur erahnt werden konnten), hat das Wasser eine angenehme Temperatur und man kann sich eine ganze Weile darin aufhalten. Entspannung pur – mit sonnengeröteten Nasen.

Kirgisen sind meist mongolischer Herkunft aber auch viele Angehörige von Turkstämmen. Alte Männer tragen oft hohe weiße Filzhüte mit farbigen Mustern, die Frauen bunte lange Kleider und Kopftücher. Die Magistrale zwischen der Hauptstadt Bishkek und dem See ist in sehr gutem Zustand, kleinere Straßen schmal und holperig. Deutlicher Unterschied zum reichen Nachbarn Kasachstan:  Kirgistan hat keinerlei Bodenschätze, die Infrastruktur hat sich seit der Sowjetzeit nicht weiterentwickelt, in der Steppe kleine Gehöfte mit Schaf- und Ziegenzuchten, zerfallene Häuser in den Städten, hier und da ein übrig gebliebener Lenin, stark reparaturbedürftige Plattenbauten. Geerntetes wird an der Straße verkauft: Aprikosen, Tomaten und Melonen. Wir kauften einen ganzen Eimer Aprikosen, die wir nicht alle frisch verzehren konnten. Also Mus gekocht. Dazu gab es so etwas wie Quark oder Topfen. Lecker! Manchmal bekommt man auch gedünstete Maiskolben, die dann gleich noch lauwarm verzehrt werden können. Am See erstanden wir einen geräucherten Fisch, der aber für unseren Geschmack etwas zu salzig war (ähnlich wie unser Räuchermatjes).

In wenigen Tagen sind wir durch Kasachstan Richtung russische Grenze gefahren. Stopp am Balqash-See (Balkasch oder Balchasch wird er auch geschrieben), hier hatte Valery einen schönen Übernachtungsplatz in einem kleinen Fischerdorf ausgesucht. Dieser See ist etwas ganz Besonderes: zur Hälfte führt er Salzwasser, die andere Hälfte wird durch einfließende Flüsse zu Süßwasser! Weiter durch endlose Steppe bzw. Steinwüste. Aber das ist nur der Eindruck, den ein Reisender von der Oberfläche bekommt: Kasachstan ist eines der rohstoffreichsten Länder der Erde! Erdöl und –gas, Steinkohle, Eisenerze, Kupfer und Gold. Eigentlich gibt es nichts, was es nicht auch in Kasachstan zu finden gibt. Sogar Opale wurden beim Uranabbau gefunden.

Astana, was auf kasachisch ‘Hauptstadt’ bedeutet (wie praktisch)war für uns ebenso eine Wiederholung wie Almaty. Allerdings kamen wir dieses Mal in den Genuss einer deutschsprachigen Fremdenführerin, die uns einiges zu erzählen hatte. Ua. haben wir sie über den in Kasachstan vorherrschenden islamistischen Glauben ausgefragt. Die Kasachen seien fast alle gläubig, allerdings ohne den Glauben zu praktizieren. Evtl. gehen die Männer freitags in die Moschee, sonst aber nur zu Feiertagen. Man sieht keine verschleierten Frauen und bekommt keine Ohrenschmerzen durch das 5-malige Rufen zum Gebet der Muezzine.  Nächste Station im Burabay-NP. Auch diesen haben wir vor 2 Jahren besucht und beinahe ganz alleine erwandert. Jetzt von Gästen aus allen umliegenden Gegenden bevölkert! Es hat uns keinen Spaß gemacht, in Menschenhorden die Natur zu suchen, deshalb Augen zu und durch und den Park so in Erinnerung behalten, wie wir ihn beim ersten Besuch erlebt haben. Über 20% der Bevölkerung sind noch immer Russen, besonders in Nord-Kasachstan findet man Ortschaften, die hauptsächlich von Russen bewohnt werden. Relativ verwahrlost, keine Erhaltungtendenzen erkennbar.

An der russischen Grenze wie immer lange Prozeduren  aber keine Probleme. Wir freuen uns über die Birken- und Kiefernwäldchen, den Getreidefeldern und der Entengrütze auf den zahlreichen Tümpeln, überhaupt kommt uns alles sehr vertraut vor. Wir können wieder ziemlich nach unserem Geschmack einkaufen gehen und das Bier ist bezahlbar. Kostja (mit seiner Familie) und Michael haben uns inzwischen verlassen, somit besteht unsere kleine Gruppe nur noch aus Jürgen, Lotti und Kurt, uns und dem lokalen Reiseleiter. Valery gibt sich viel Mühe uns zu erfreuen: er sucht  immer schöne Stellplätze aus,  veranstaltet  Schaschlik-Grillabende bzw. Lachsessen oder organisiert Stadtbesichtigungen, Ausflüge per Boot oder einen Besuch in einer echten Banja (russ. Sauna). Heute (in Miass, Ural) haben wir ein Mineralien-Museum besucht, das in einem weltweit einzigartigem Naturschutzpark für Mineralien liegt. Die Besonderheit: hier liegen ziemlich oberflächlich 270 verschiedene Arten von Mineralien und vor ein paar Jahren ist ein Meteorit in einen nahegelegenen See gestürzt. Teile von ihm hat man geborgen und werden ebenfalls im Museum gezeigt. Der ursprünglich 7 Tonnen schwere Meteorit ist bei dem Eintritt in die Atmosphäre zerborsten und nur 0,5 % erreichten die Erde. Dennoch war die Druckwelle in der naheliegenden Stadt zu spüren und Fensterscheiben zerbarsten. Die Führung war sehr interessant und als Krönung bekamen wir ein Abschiedsgeschenk: einen Bergkristall und einen Amazonit. Wie schön! Hätten gerne das “Ural-Werk” besucht, in dem die großen LKW und Nutzfahrzeuge “Ural” hergestellt werden. Aber nicht einmal für das Museum bekamen wir eine Genehmigung.

Morgen geht es weiter nach Ufa, aber das  erzähl ich beim nächsten Mal…

Gondeln in AlmatyKirgistan, am Ysyk KulYsyk Kul, KirgistanYsyk Kul, KirgistanEimer Aprikosen für 3€, Kirgistan, am Ysyk Kulich auf Hängebrücke, KirgistanRäucherfisch, leider sehr salzig, Kirgistan, am Ysyk KulFriedhof, Kirgistan, am Ysyk KulKirgistan, am Ysyk Kul , Reiners Fußbadin einer Schlachterei, Lammfleisch, KirgistanSchlafen kann man überall, Grenze von Kirgistan nach Kasachstanausrangierter LKW-Transporter als Schattenspender, Straße zum Balqash-See, Kasachstandie ausgebesserte Straße zum Balqash-See, Kasachstan (ohne Löcher!)Übernachtung in einem Fischerörtchen am Balqash-Seeeines der vielen Gesichter Kasachstans: Wüstensteppeein WiedehopfFriedhofstadt mit zT gewaltigen Mausoleen in der SteppeFlächenbrand in der weiten SteppeStadtrundfahrt in AstanaBaiterek, Baum des Lebens, AstanaStadtrundfahrt in Astana, Aussichtsplattform auf dem Baiterek, Baum des Lebens (Fensterscheiben getönt)eine der vielen Moscheen in Astana, fertiggestellt 2014Stadtrundfahrt in AstanaStadtrundfahrt in Astana, RestaurantNatalja (Michaels Frau) und Valery beim Schaschlik Vorbereiten60km Horrorstraße nach PetropavlovskBootstour bei Miass, Reiner und ValeryBootstour bei Miass, auf der Insel der Hlg. VeraStände an der Straße nach Ufa: ua. Zubehör für die SchnapsbrennereiRusslands Weite, unterwegs nach UfaSonnenblumen im Gegenlicht