13. Januar 2014
Stehen heute Abend kurz vor Dunedin [Dan-iiden] auf einem freien Platz direkt am kilometerlangen Sandstrand. Der seit Tagen andauernde Sturm hat etwas nachgelassen und seit ein paar Stunden scheint die Sonne! Glücksgefühle machen sich breit! Obwohl ich bei Durchsicht der Bilder feststellte, dass es durchaus Sonnentage gab (an den Regentagen ergaben sich keine Fotomotive), haben wir das Gefühl seit Weihnachten im Dauerregen zu dämmern. Dazu ist es empfindlich kalt – im einstelligen Bereich! – und irgendwann war sogar Schnee angesagt, den wir aber zum Glück nicht erlebt haben! Und so was nennt sich Sommer!!! Die Kiwis (sie nennen sich selber so) sind selbst erstaunt über das kalte, nasse Wetter; nehmen es aber eher gelassen. “ So sieht doch alles schön grün aus” ist einer der Kommentare…stimmt, aber wir hätten gerne ein etwas freundlicheres Grün…Auf jeden Fall sind wir froh und dankbar über die gestrickten Wollsocken (Silvia )
Die Fahrt ging von Wanaka über Arrowtown, einer alten Goldgräberstadt, deren Hauptstraße noch aus den hübsch restaurierten Siedlerhäusern besteht, nach Queenstown. Diese Stadt lebt hauptsächlich von jungen, sportlichen Touristen, die keine Angst vor Höhe (z.B. Bungy) oder Schnelligkeit (z.B. Jet-Boat) haben. Lt. Reiseführer ist hier jede erdenkliche Sportart möglich. Kommt man sich als alter Knochen schon leicht fehl am Platze vor. Also schnell weiter entlang des Wakatipu Sees. Ein schöner Wald-See-Rastplatz beherbergte uns 3 Tage (auch mit Sonne), wir genossen das Panorama und nutzten die Zeit, mal wieder etwas aufzuräumen. Gesellschaft bekamen wir von einer Hühnerfamilie! Das war nett! Morgens, mittags und abends kam Mutter-Huhn mit 2 Küken, erbettelte sich Brot oder andere Leckereien (wobei sie meine extra für sie abgekochten Kartoffelschalen verschmähte) und brachte am nächsten Tag ihren Mann mit. Kein Haus weit und breit, dem wir die Familie hätten zuordnen können. Haben wohl in die Freiheit gemacht…
In Kingston (Südspitze des Wakatipu-Sees) traf uns Nick aus Sassenberg. Er fährt z.Zt. auf seiner BMW, die er hier in NZ gekauft hat und nach seinem Urlaub auch hier wieder verkaufen will – übrigens eine weit verbreitete Methode hier – durch die Lande und plant für April eine Reise durch Russland und China. Wir haben gemeinsam eine Tasse Kaffee getrunken, ein bisschen geklönt und uns dann wieder – jeder auf seine – Socken gemacht.
Den Milford-Sound, Anziehungspunkt der allermeisten Touristen, haben wir uns geschenkt! 1. wegen der unglaublich widerlichen “sandflies”, die es dort in Massen geben soll und einem jeden Spaß verderben und 2. weil es für uns einen Umweg von etwa 200km bedeutet hätte für eine Aussicht, die – und das klingt jetzt nicht schön – wir auch schon in Norwegen oder in Alaska hatten. Außerdem hat es dermaßen gegossen, dass wir von der schönen Aussicht nichts gehabt hätten. Wie gut, dass wir uns bei solchen Entscheidungen immer einig sind!
Also weiter nach Süden. Die Küste reizte uns sehr, sind in unserem Reiseführer doch viele interessante “points” und “bays” verzeichnet und beschrieben. Dünn besiedelt, nur hier und da ein Bauernhof. Es ging über Invercargill (nur ein kurzer Zwischenstopp), Bluff (ein verschlafenes Nest, in dem die Fähren nach Steward-Islands abgehen, nichts mit unserem Auto), Waipapa-Point, Slope-Point, Curio-Bay, Surat-Bay (Jack`s Blowhole), Catlins-Coast, Nugget-Point und wieder zurück ins Inland nach Waihola. Hohe Steilküsten mit weit ins Wasser reichende Felsen oder seichte Sandstrände. Paua-Muscheln gefunden, die toll in allen Farben schimmern und glänzen. Das Fleisch dieser Muscheln soll eine Delikatesse sein, zum Glück haben wir nur die leeren Schalen gefunden…
Die Fahrt war bestimmt durch die vielen Tiere, die wir unterwegs zu sehen bekamen. Zu Wasser, Luft und Wiese. Seelöwen brüllten am Nugget-Point, die selteneren Gelbaugenpinguine bekamen wir an der Curio-Bay vor die Linse (nach 3-stündiger Wartezeit im eiskalten Sturm-Regen), viele Vögel pickten und löffelten eifrig im Watt und auf den Wiesen standen Heerscharen von Hirschen (in Gefangenschaft! ) oder puscheligen Schafen.
In der Surat-Bay wanderten wir zum Blowhole von Jack, entdeckten aus höchster Höhe wieder Pinguine, die aus dem Wasser hüpften um dann an Land zu wackeln und ihre Jungen, die inzwischen größer als ihre Eltern wirken, zu füttern. Hier übernachteten wir auch und in der Abenddämmerung konnten wir 2 Brandungsfischer beobachten, die mit einem Netz auf Schollenjagd waren. Der Erfolg war in dieser Nacht gering, dafür luden sie uns aber zu einer Tasse Tee zu sich nach Hause ein – abends um 23:oo Uhr! Die 3-köpfige Familie erzählte, dass sie eigentlich in Christchurch wohnten und arbeiteten, aber wann immer sie die Möglichkeit haben würden, hierher in die Fischerhütte kämen, weil sie das ursprüngliche Leben so sehr liebten. Beide Elternteile sind in dieser Gegend geboren und fühlen sich in der Stadt nicht wirklich wohl – während der Teenager mit seinem I-Phon spielte…
Der Slope-Point soll der südlichste Punkt Neuseelands auf dem Festland sein und es war schon ein besonderes Gefühl an einem Wegweiser mit Kilometerangabe zu stehen, woraus deutlich wurde, wie “nah” wir der Antarktis waren und wie fern London…
So, und nun werden wir morgen nach Dunedin fahren, dort soll es viiiieeel zu sehen geben! Also: bis zum nächsten Mal!
Und wenn ihr mit der Maus auf die Bilder geht und doppelklickt, seid ihr wieder mit dabei…